Sagen Sie mal, Herr Doktor, sind Sie denn eigentlich noch gar nicht in Hannover gewesen? – I bewahre!

Im Jahr 1859 haben Liberale und gemäßigte Demokraten mit dem Deutschen Nationalverein eine Organisation begründet mit dem Ziel, einen liberalen kleindeutschen Staat unter Preußens Führung zu schaffen. Die „kleindeutsche“ Lösung sah daher eine Trennung von Österreich vor, allerdings auf demokratischem, nicht revolutionärem Weg. Führende Persönlichkeiten der Bewegung waren Herrmann Schulze-Delitzsch, Ludwig August von Rochan sowie der führende Hannoveraner Liberale Rudolf von Bennigsen, der 1859 auch den Vorsitz des neugegründeten Deutschen Nationalvereins übernahm. Von Bennigsen trat entschieden für die deutsche Einigung unter Führung Preußens ein und unterstützte die Politik Bismarcks.

Im Rückblick aus den Jahren nach 1890 hatte der Braunschweiger Schriftsteller den Ereignissen und der Persönlichkeit von Rudolf von Bennigsen mit seiner Erzählung „Gutmanns Reisen“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Raabe selbst hatte sich am 26. Mai 1860 dem Deutschen Nationalverein angeschlossen. Am 18. August nahm er an der Versammlung des Wolfenbütteler Nationalvereins teil, auf der er – wie er stolz in seinem Tagebuch vermerkte – „zweimal geredet“ hat. Im September des gleichen Jahres besuchte er die erste Deutsche Nationalversammlung in Coburg, wo er mit dem im Tagebuch des Öfteren genannten Pastor Noth, einem Lützower Jäger und Freund Th. Körners, zusammentraf. Die leibhaftige Verkörperung des Geistes jener Zeiten muss einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht haben.