Beginnen die Gehirne damit, die Welt anders zu verarbeiten, oder werden sie im Verlauf der Politikwahrnehmung verändert?

Überrascht nehmen wir gerade zur Kenntnis, wie unterschiedlich demokratische und republikanische Wähler ihr Land in diesen Chaos-Wahltagen wahrnehmen und vor allem den (noch) aktuellen Präsidenten bewerten. Und tatsächlich zeigen Untersuchungen, wie sehr sich die Gehirne beider Wählergruppen unterscheiden und sie zeigen, dass Konservative (in dem Fall Wähler der republikanischen Partei) sich mehr Sicherheit, Vorhersehbarkeit, klare Abgrenzungen und Autorität wünschen, während Demokraten sich mit Neuerungen und Veränderungen wohler fühlen. Aktuelle Untersuchungen wurden an Probanden beider Parteien durchgeführt, denen hypothetische Kandidaten aus beiden großen Parteien vorgestellt wurden, denen politische Aussagen zu Themen wie Schulgebet, Gesundheitssystem und Verteidigungsausgaben zugewiesen wurden. Die meisten Aussagen waren das, was die Probanden erwartet hätten: Republikaner zum Beispiel bevorzugen häufiger steigende Verteidigungsausgaben, und Demokraten unterstützen im Allgemeinen die Ausweitung der medizinischen Versorgung.

Einige Aussagen waren überraschend: eine konservative Äußerung einer Pro-Choice-Position in Fragen der Abtreibung oder ein liberales Argument für die Invasion des Iran. Parallel wurden die Gehirne der Probanden mit bildgebenden Verfahren untersucht. Bei jedem Versuchsdurchlauf wurden sie gefragt, ob es gut oder schlecht sei, dass ein Kandidat eine Position zu einem bestimmten Thema innehatte, und ob sie dem zustimmen. Die Aussagen waren also deckungsgleich oder nicht mit den Erwartungen der Probanden an die Kandidaten. Demokraten waren dabei aufmerksamer gegenüber sich widersprechenden Aussagen und hier länger, um zu entscheiden, ob sie diese unterstützen. Bei nicht-passenden Aussagen waren im Gehirn vor allem die Insula-Region und der anteriore Cinguläre Kortex aktiv, Regionen, die Konflikte anzeigen.