Braunschweig. Forschungsprojekt: TU Braunschweig und Oskar-Kämmer-Schule nutzen KI, um Schülern und Studenten zu helfen. Was ChatGPT damit zu tun hat.

Bilder, Texte oder gar Musik: Das Spektrum an Möglichkeiten, das die Künstliche Intelligenz heutzutage abdeckt, wächst ins schier Unendliche. Vor allem in Schulen und Universitäten wirft die KI damit völlig neue Fragestellungen auf. Wie geht man richtig mit der Technologie um? Hemmt die KI den Lernerfolg der Studenten? In einem gemeinsamen Forschungsprojekt entschieden sich die TU Braunschweig und die Oskar-Kämmer-Schule für einen neuen Blickwinkel: künstliche Intelligenz als Helfer, als „Companion“ des Studierenden.

Das Projekt, hinter dem insgesamt drei Jahre Forschungsarbeit liegen, trägt den Namen „Studybuddy“ und steht seit Ende April jedem Studierenden, Schüler oder Azubi der beiden Braunschweiger Lehrstätten zur Verfügung. „Um zu einem guten Ergebnis zu gelangen, haben wir unsere Zielgruppe bei der Entwicklungsarbeit explizit mit eingebunden“, erklärt Bijan Khosrawi-Rad, wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Braunschweig. Als Basis für die Eigenkreation habe das KI-Flaggschiff „ChatGPT“ gedient, sowohl das Sprachmodell als auch die Datenbank.

KI bleibt kontrovers: In einer Podiumsdiskussion wurden die Risiken den Chancen der Künstlichen Intelligenz gegenübergestellt.
KI bleibt kontrovers: In einer Podiumsdiskussion wurden die Risiken den Chancen der Künstlichen Intelligenz gegenübergestellt. © FMN | Claus Buhlmann

Die Organisatoren des Projekts sehen in dem „Studybuddy“ zwei große Vorteile: Zum einen soll das umfangreiche Wissen der KI, die auf die Bedürfnisse eines jeden einzelnen Nutzers zugeschnitten sein soll, dem Nutzer bei seinen schulischen Aufgaben helfen. Zum anderen überzeuge es durch seine „Companion“-Funktion, denn der „Studybuddy“ speichere die früheren Unterhaltungen mit dem Nutzer und schaffe darauf aufbauend eine „enge, freundschaftsähnliche Beziehung“ mit dem Lernenden. Nach Festlegung eines Lernziels, zum Beispiel des Bestehens der anstehenden Physikklausur in 30 Tagen, unterstütze die KI den Lernenden auf dem Weg zur Ziellinie. „Dazu können die Nutzer sowohl individuelle Fragen stellen als auch Quizze beantworten, die die KI generiert“, erklärt Projektkoordinator Khosrawi-Rad.

Dass das Thema „Künstliche Intelligenz“ trotz seiner Beliebtheit immer noch ein kontroverses Pflaster ist, ist den Organisatoren bewusst. Daher richteten die TU und die Oskar-Kämmer-Schule bei der Präsentation des „Studybuddy“ eine Diskussionsrunde ein, in der sensible Themen wie Datenschutz und ein „ethischer“ Umgang mit KI besprochen wurden. Projektleiterin Susanne Robra-Bissantz wirbt dabei für einen offeneren Umgang mit KI: „Wir müssen anfangen, Datenschutz als individuelles Bewusstsein zu begreifen.“ Informatiker Marvin Priedigkeit stimmt ihr zu, denn KI sei vielmehr eine Chance als eine Gefahr. Dennoch brauche es Aufklärungsarbeit, wie man verantwortungsvoll mit der KI umgehen solle, betonte Anna Mucchetti, studentische Assistentin der TU. Das Stichwort sei hier „digital literacy“, also die zu lernende Fähigkeit, in einer „Informationsgesellschaft“ arbeiten zu können.

Schreiben Studenten jetzt per KI ihre Bachelorarbeit?

„Und was ist, wenn die Studenten jetzt die KI ihre Bachelorarbeit schreiben lassen“, war ebenfalls eine der häufiger gestellten Fragen. Wirtschaftsinformatiker Gerald Fricke sieht hierbei eher das Problem in der Abschlussthesis an sich. „Wenn Bachelorarbeiten von KI gelöst werden können, ist in der Aufgabenstellung etwas falsch“, betont er. Psychologe Marcus Friedrich stimmt ihm zu und schlug vor, Bachelorarbeiten auf aktuellere Themen zuzuschneiden, da die KI damit noch eher Probleme habe.

Auch wenn das Projekt nun also beendet sei, sprudelten ständig neue Ideen für Erweiterungen, so Bijan Khosrawi-Rad: „Derzeit forschen wir an weiteren Projekten zu Companion-Systemen, zum Beispiel im Bereich des Online-Shopping.“ Sein Projektkollege Adam Dursun schlug vor, eine Erweiterung des Studybuddy zu entwickeln, die eine Sprachsteuerung á la Amazons Alexa ermöglicht. Diese könne dann vielleicht sogar über die Smartwatch gesteuert werden. Stand jetzt sei man allerdings glücklich mit den Früchten, die die lange Projektarbeit nun gebracht hat, so Ute Mattfeld von der Oskar-Kämmer-Schule. „Wir freuen uns, über den Studybuddy unser Angebot an Schulungen und Coachingmaßnahmen nun zeit- und ortsunabhängig zu gestalten.“

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