Braunschweig. In der künftigen Dennis-Schröder-Sporthalle traten Förderschulen aus ganz Norddeutschland im Rollstuhl-Basketball gegeneinander an.
„Henri“, das Maskottchen der Basketball Löwen Braunschweig, schlägt die Tatzen über dem Kopf zusammen: Aus einem Rollstuhl hat er offensichtlich noch nie einen Ball im Korb versenkt. Doch er nimmt die Herausforderung an – und trifft. Die Stimmung in der Sporthalle der IGS Franzsches Feld brodelt, und wenige Sekunden später wird das erste Spiel im Rollstuhl-Basketball-Turnier der Norddeutschen Förderschulen für körperlich-motorische Entwicklung angepfiffen.
17 Teams mit rund 170 Jugendlichen aus ganz Norddeutschland sind dafür am Mittwoch nach Braunschweig gereist. Viele von ihnen übernachteten später auch in der Hans-Würtz-Förderschule, die das Turnier in diesem Jahr organisiert hat. Gespielt wurde in der künftigen Dennis-Schröder-Halle im Östlichen Ringgebiet. Hier hatte der heutige Weltmeister aus Braunschweig schon als 11-Jähriger Dunkings und Rebounds geübt – ein Fakt, der die Jugendlichen sichtlich beeindruckte.
Die Hans-Würtz-Schule, die einzige Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung in Braunschweig, nahm mit zwei Teams teil: einem Team aus jüngeren Schülern der Mittelstufe, und einem Team mit älteren Schülern und Schülerinnen. Das jüngere Team musste an diesem Tag besonders auf sich aufpassen: Es ist nur mit fünf Spielern vor Ort. Es gibt keinen Reserve-Spieler.
Beim Rollstuhl-Basketball sind die „echten Rollis“ klar im Vorteil
Längst nicht alle Teilnehmer des Turniers sind auf den Rollstuhl angewiesen. In der jüngeren Mannschaft der Hans-Würtz-Schule beispielsweise können alle laufen, aber sie spielen dennoch mit Begeisterung Rollstuhl-Basketball. „Man fährt, und es ist schwieriger“, nennt Mattes (13) zwei Vorteile im Vergleich zum „normalen“ Basketball, bei dem man sich auf zwei Beinen durch die Halle bewegt.
Als „Laufender“ sei man beim Rollstuhl-Basketball im Nachteil, merkt Mitspieler Max (13) an, denn die Rollis, „die sind sehr schnell, flink und haben mehr Kraft“. Dann fügt er hinzu: „Aber wir sind auch nicht schlecht!“ Und es sei immer „ein Glücksgefühl“, wenn man einen Korb mache. Da unterscheide sich das Spiel nicht von anderen Basketballspielen.
Beim Spiel der älteren Mannschaft, die gleich zu Beginn des Turniers aufs Spielfeld musste, kann man sehen, wo die besonderen Herausforderungen liegen: Man muss seinen Rollstuhl schon sehr gezielt steuern können, zudem ist es nicht leicht, den Ball zu halten oder zu werfen, wenn man zugleich einen Rollstuhl bewegen muss. Eigentlich, merkt eine Zuschauerin an, bräuchte es dafür vier Arme.
Max (14) trainiert dreimal die Woche und gehört zu den Besten in Niedersachsen
Bei den „Großen“ spielt auch der 14-jährige Max mit. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen, spielt Oberliga und Landesliga und trainiert zudem mit der zweiten Bundesligamannschaft. Dreimal die Woche fährt er zum Training nach Hannover, erzählt er kurz vor seinem Einsatz. Die Sport-Rollstühle, erklärt er, seien durch die schräg gestellten Räder sehr wendig und schnell. Zusätzliche kleine Räder sollen verhindern, dass die Rollstühle umkippen. Denn manchmal wird es etwas ruppiger, wenn geblockt oder jemandem der Ball abgejagt wird.
Eröffnet hatte das Turnier Marita Stewen, Leiterin der Hans-Würtz-Schule, zusammen mit Sozialdezernentin Christina Rentzsch. Rentzsch vertrat den Schirmherrn der Veranstaltung, Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, und verriet in ihrer Begrüßungsrede, dass sie selbst 15 Jahre lang Basketball gespielt habe. „Ich bin klein und langsam, aber es hat mir immer unheimlich Spaß gemacht.“
Spaß macht es auch den Sportlern und Sportlerinnen an diesem Tag, das ist deutlich zu spüren. Wer das Turnier gewinnt, war daher eigentlich zweitrangig. Aber natürlich war die Freude bei den Siegern groß. Im B-Turnier kam die Helen-Keller-Schule aus Damp auf den ersten Platz; die Braunschweiger landeten auf Platz 4. Im C-Turnier ergatterte sich die Schule am Extumer Weg aus Aurich den ersten Platz; die Braunschweiger kamen auf Platz 3 und wurden somit immerhin mit einem Pokal belohnt.
Das Turnier wurde unterstützt vom Studienseminar für Sonderpädagogik, von Sportlern der Rollstuhl-Basketballmannschaft „Rolling Lions“ vom MTV sowie zahlreiche Sponsoren wie der Bürgerstiftung, der Sparkassenstiftung und der Kroschke-Kinderstiftung.
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