Braunschweig. Magnet-Angler zogen die angebliche Granate am Mittwoch an der Braunschweiger Sidonienbrücke aus der Oker. Die Sperrung der Brücke ist jetzt aufgehoben.

Mit dem Schrecken davon kam eine Gruppe Braunschweiger Magnet-Angler, die an der Sidonienbrücke die Oker von Schrott befreien wollten. Mittwoch baumelte scheinbar Explosives am Magneten der Angler, doch am Donnerstag folgte nun die Entwarnung durch Kampfmittelbeseitiger. Bei dem Fund handelt es sich nicht um eine Granate.

Gegen 18 Uhr wurde das scheinbar gefährliche Objekt am Mittwochabend an die Wasseroberfläche gezogen und zur Sicherheit wieder in der Oker versenkt. Die Polizei sperrte die Brücke. Zunächst hieß es, eine Bombe sei aus der Oker herausgefischt worden. Tatsächlich, so Polizeisprecher Dirk Oppermann am Donnerstag, „hatte der Fund große Ähnlichkeit mit einer Mörsergranate“.

Fund in der Oker: Vermeintliche Braunschweiger Mörsergranate entpuppt sich letztlich als Auspuff

Die genauere Untersuchung am Donnerstagmorgen durch Experten der Kampfmittelbeseitigung ergab jedoch: Es handelt sich nicht um einen Blindgänger oder aber illegal entsorgte Munition. Irgendjemand hatte stattdessen an der Sidonienbrücke einen Auspuff entsorgt. Der ist normalerweise vergleichsweise leicht. Mit Wasser gefüllt jedoch schwer. Wobei die Magnet-Angler sagen: „Die Spezialmagnete können eine Tonne anziehen und 250 Kilogramm heben.“ Schweres, von alten Wasserrohren abgesehen, werde normalerweise nicht aus der Oker gezogen. Ein Haken sei dennoch dabei, um Sperriges wie Fahrradrahmen auf die Brücke zu hieven.

Es ist das zweite Mal, dass Magnet-Angler auf der Sidonienbrücke einen Einsatz von Polizei und Kampfmittelbeseitigern auslösen. Im Jahr 2017 wurde vermutet, eine Eierhandgranate baumele am Magneten. Tatsächlich hatte es sich damals wohl um die Reste eines Auto-Anlassers gehandelt. Das Okerwasser hatte in Jahren oder gar Jahrzehnten dem Metall so stark zugesetzt, dass sich am Ende nicht mehr mit Bestimmtheit sagen ließ, was genau einst illegal in der Oker entsorgt wurde.

Schon vor drei Wochen Fund in der Oker: Am Magneten baumelt ein alter Revolver

Dass nicht nur Ungefährliches in der Oker entsorgt wurde, wussten die Magnet-Angler: Vor drei Wochen hatten sie die Reste eines langläufigen Revolvers von einer Brücke im Bürgerpark aus der Oker gefischt. Ihren Fund gaben sie bei der Polizei ab: „Es wurde vermutet, der Revolver könnte 100 Jahre oder länger in der Oker gelegen haben“, so die Magnet-Angler.

Vergangene Woche erst tauchten die Reste eines Nazi-Dolchs auf. Korrosion hatte dafür gesorgt, dass die Klinge aber nur noch sechs Zentimeter lang war. In aller Regel tauche jedoch absolut Harmloses auf. Zum Beispiel unzählige Schlüssel von sogenannten Liebesschlössern, die an den Brückengeländern befestigt wurden und werden. Am ersten Tag fischten die Magnet-Angler mehr als 80 Kilogramm Schrott an der Sidonienbrücke heraus. Zu schwer, um es in Taschen abzutransportieren. Per Fahrrad-Anhänger ging der Schrott zu Alba an der Frankfurter Straße.

Sidonienbrücke an der Oker nach Fund von möglicher Granate erst einmal abgesperrt

Die Sidonienbrücke war seit Mittwochabend gesperrt. Absperrbaken und Flatterband der Polizei versperrten den Zutritt zur Brücke, die zwischen Hohetorwall und Sidonienstraße über die Oker führt. Drei Polizeibeamte bewachten das Bauwerk zusätzlich. Auf Nachfrage heißt es zunächst nur, dass es sich um eine polizeiliche Sicherheitsmaßnahme handele. Weitere Informationen gaben die Beamten vor Ort icht heraus. Die Situation wirkte entspannt.

Das war auch am Donnerstagmorgen noch immer der Fall. „Ich kann noch kein Update geben. Ich denke, dass wir im weiteren Verlauf des Tages irgendwann einen Termin finden werden, an dem die Granate – oder was auch immer es letztlich nun genau ist – abgeholt wird“, teilte Dirk Oppermann gegen 8:30 Uhr am Donnerstag auf Anfrage mit, was später Wirklichkeit werden sollte.

Mitten in Braunschweig: Granate aus dem Zweiten Weltkrieg in der Oker

Braunschweigs Polizeisprecher hatte am späten Mittwochabend konstatiert, dass es sich offensichtlich um eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg handeln dürfte. Sie wurde gegen 18 Uhr von einem Magnetangler „gefangen“ . Oppermann betonte schon zu diesem zeitpunkt: „Es besteht keine Gefahr“.

Die Feuerwehr teilte zuvor auf Nachfrage mit, es handele sich nicht um eine Bombe, sondern um „etwas Kleineres“. Gefahr für Anwohner und Anlieger besteht nicht, hieß es auch seitens der Brandschützer. Die Brücke selbst durfe aus Sicherheitsgründen dennoch nicht betreten werden.

Sidonienbrücke erst vor zwei Jahren grunderneuert

Es ist nicht die erste Schlagzeile, für die die Sidonienbrücke sorgt. Erst im September 2021 wurde die Sidonienbrücke erneuert. Schon damals war sie umstritten und es gab viel Streit um die Brücke. Die einen fürchteten, die geplanten Rampen würden Fahrradfahrern zuviel Schwung verleihen, den Radlern war die geplante Brücke zu schmal. Am Ende gab es einen Kompromiss, der Neubau kostete 1,4 Millionen Euro. Im Juni 2022 traten dann die ersten Mängel auf: Bei Regen bildeten sich große Pfützen auf der Brücke.