Braunschweig. Die Jugendförderung der Stadt suchte eine Nachfolge für Christine Reinig. Im Juli trat der Ex-Radio-Moderator die Stelle an.

Regelmäßig im Sommer knirscht bei Hunderten von Braunschweiger Kindern und Jugendlichen der feine Ostseesand zwischen den Zehen. Sie verbringen dann ihre Ferien in Lenste. Das Zeltlager der Stadt Braunschweig nordöstlich von Grömitz ist legendär und ausgesprochen familienfreundlich, denn seit mehr als 50 Jahren können hier Sieben- bis 16-Jährige preisgünstig ihren Urlaub verbringen.

Vom Radiomoderator zum Zeltplatzleiter

Einer, der ebenfalls seine Koffer für das Ferienlager gepackt hat, ist André Ehlers. Fast sechs Jahre lang leitete der 50-Jährige die Redaktion von Radio38. Jetzt hat er den Studiojob an den Nageln gehängt und noch einmal neu angefangen. Seit Anfang des Monats ist er „Einrichtungsleiter“ – so der leicht sperrige bürokratische Ausdruck – des Zeltplatzes. „Ein Traum“, sagt er über seinen neuen Arbeitsplatz an der See. Die NB hat mit ihm am Telefon gesprochen.

André, das Angebot der Stadt, Leiter des Ferienlagers zu werden, kam unerwartet. Hast du schon alle Kisten ausgepackt?

(lacht). Nein. Tatsächlich stehen in meiner neuen Dienstwohnung immer noch einige unausgepackte Koffer.

Dienstwohnung heißt, du schläfst nicht im Zelt?

Nein, mir stehen zwei Zimmer zur Verfügung.

Vom Radiostudio in Braunschweig auf einen Zeltplatz an der Ostsee – das ist ein ordentlicher Tapetenwechsel. Wie kam es dazu?

Mitte April hörte ich aus der Braunschweiger Jugendförderung von Katja Balke, dass die Stelle der Platzleitung im Sommer frei wird. Ich habe eine schlaflose Nacht verbracht und mich dann beworben (lacht).

Spielte da auch der Wunsch mit, sich noch einmal beruflich zu verändern?

Ja, bestimmt. Ich bin jetzt 50 Jahre alt, meine beiden Töchter sind erwachsen, es ist eine gute Zeit, etwas Neues anzufangen und mein Hobby zum Beruf zu machen.

Du kennst also deinen Arbeitsplatz schon?

Natürlich! Ich bin ein Lenster Kind! Ich kam zum ersten Mal 1983 hierher. Damals noch als Mini-Camper in Zelt Nr. 29, später übernahm ich den Spüldienst, war DJ und leitete ehrenamtlich die Ferienfreizeit der Sportjugend Braunschweig. Lenste – das bedeutete immer Freiheit, Abenteuer, Gemeinschaft.

Was ist genau deine Rolle? Wie wird dein Arbeitsalltag aussehen?

Im Prinzip bin ich eine Art Platzmanager, habe also ein Auge auf die Infrastruktur und die Abläufe, halte Kontakt zum Team – ehrenamtliche wie angestellte Mitarbeiter – und empfange Gäste. Ich denke auch, es ist wichtig, den Platz wieder mehr ins Bewusstsein der Braunschweiger rücken, also die Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern. Da kommt mir natürlich meine Erfahrung in der Medienbranche zugute. Es gibt viele attraktive Urlaubsdestinationen für junge Braunschwiegerinnen und Braunschweiger, doch Lenste hat eine besondere Atmosphäre.

Was ist denn das Besondere an dem Platz?

Neben Spiel, Sport und der Gemeinschaft verbringen die Kids hier eine Zeit, die nichts mit dem Alltag zu tun hat. Auf dem Platz und am Stand wird dann im besten Fall das Handy zweitrangig. Wenn ich an meine Kindheit in Lenste zurückdenke, war es tatsächlich viel wichtiger, dass der Betreuer ein Briefchen vom mir an eine junge Dame aus Zelt Nr. 38 überbringt ... (lacht)

Im Sommer gibt es sicher Trubel, doch was ist mit dem Winter. Wird das nicht ein bisschen einsam auf dem Platz?

Im Herbst und Winter werde ich sicher viel Zeit in Braunschweig sein. Zum einen müssen wir die Planung für die nächste Saison machen, zum anderen habe ich dann Zeit für meine Familie. Braunschweig bleibt wichtig für mich, hier bin ich aufgewachsen und fühle mich zuhause.