Braunschweig. Im letzten Moment findet sich ein neuer Vorstand. Wir treffen die Neuen am Fernwanderweg – sie haben viele Pläne.

Nein, das waren wirklich keine guten Nachrichten für Braunschweig. Mitte Februar mussten wir hier melden: „Harzklub Braunschweig vor dem Aus – Wanderfreunde traurig: Weil sich kein Vorstand mehr findet, droht endgültig die Auflösung des traditionsreichen Klubs.“

Das konnte doch nicht wahr sein. Ausgerechnet der traditionsreiche Zweigverein Braunschweig des Harzklubs sollte nach 140 Jahren scheitern? Es sah ja auch düster aus: Kein Vorstand! Nein, das konnte so nicht bleiben. Auch die Redaktion griff in die Tasten: „Der neue Vorstand, wenn sich denn nochmal einer findet, hätte bei mir einen Schierker Feuerstein im Brett, versprochen. Den Rest müsst ihr selber machen“, schrieben wir.

Die bereits eingeleitete Liquidation des Zweigvereins kann jetzt doch noch rückgängig gemacht werden

Nun haben sie geliefert – und wir dürfen das Geheimnis hier lüften. Es geht weiter! Der Harzklub Braunschweig, Zweigverein Braunschweig, ist doch noch gerettet. Nur noch ein paar Hausaufgaben sind zu erledigen ...

Nach dem Auflösungs-Beschluss der Mitgliederversammlung am 11. Februar, wir berichteten, fanden sich jetzt doch noch drei Mitglieder bereit, die wichtigsten Vorstandsämter zu übernehmen. Und damit kann die bereits eingeleitete Liquidation noch rückgängig gemacht werden. Und, wenn nun alles glatt läuft, tatsächlich ein neuer Vorstand gewählt werden.

Liquidator Frank Ulrich ist jetzt am Zug. Er hat bereits eine neue Mitgliederversammlung für den 17. April einberufen. Ort und Uhrzeit: Heinrich-Jasper-Haus in Braunschweig, Tostmannplatz 12, 17 Uhr. Vermutlich der wichtigste Termin in der Klubgeschichte ...

Klar, dass wir uns sofort mit dem neuen Vorstand verabreden, also mit den Kandidaten, denn gewählt werden müssen sie ja erst noch.

Und so treffen wir uns mit Uwe Peters (designierter 1. Vorsitzender), Jens Dietrich (2. Vorsitzender) und Kassenwart in spe Dieter Görtler natürlich vor Ort auf einem einem richtigen Harzklubweg. Es ist – nahe Schäfers Ruh in Riddagshausen – der Europäische Fernwanderweg E6 von der Küste bis zur Adria, der hier vom Braunschweiger Harzklub betreut wird.

Im Braunschweiger Stadtbezirksrat Nordstadt-Schunteraue bildete sich eine Art große Wander-Koalition

Wie ist es gekommen, wie lief die Rettung?

Nun, die Politik hat super mitgespielt – und zwar die Lokalpolitik im Braunschweiger Stadtbezirksrat Nordstadt-Schunteraue. Hier bildete sich zwischen Uwe Peters (CDU) und Jens Dietrich (SPD) eine Art große Wander-Koalition. So muss das sein. Ohnehin herrscht in diesem Ortsrat meistens Konsens im Sinne der gemeinsamen Ziele, auf die es ja doch im Wesentlichen ankommt. Und nicht auf Streit.

Also: Uwe Peters haut Jens Dietrich an: „Kannst Du Dir vorstellen, im Vorstand mitzuarbeiten?“ Ja, der kann. „Ich hatte das für mich eigentlich ausgeschlossen“, sagt er. „Aber mit ihm zusammen konnte ich mir das dann doch ganz gut vorstellen.“

So kam es. Peters und Dietrich, die Zwei für den Harzklub. Dann noch Dieter Görtler, ein Gemütsmensch mit Sinn für Ordnung und Zahlen. Zu unserem Lokaltermin am Fernwanderweg hat er gleich mal ein paar statistische Charts mitgebracht. Die Altersstruktur

Klare Sache, da muss sich jetzt ein bisschen was ändern. Sollte die Wahl am 17. April über die Bühne gehen, will die neue Mannschaft denn auch diese Ziele realisieren:

Verjüngung des Zweigvereins durch neue Angebote

– Ausbildung von Wanderführern

– Satzungsmodernisierung

– Öffentlichkeitsarbeit

Kooperation und Vernetzung.

Uwe Peters: „So einen Verein wie den Harzklub sang- und klanglos untergehen zu lassen, das geht doch gar nicht.“

Mehr noch: Der hiesige Harzklub besitzt ein Archiv, das bis in die Gründungsjahre ab 1887 zurückreicht – und immer noch nahezu unerschlossen ist. „Es kann und sollte als geschichtlicher Schatz entdeckt und gesichert werden“, so Peters und Dietrich.

Schöne Pläne. „So einen Verein wie den Harzklub sang- und klanglos untergehen zu lassen, das geht doch gar nicht. Mit den entsprechenden Mitstreitern sollten wir das doch eigentlich hinkriegen können“, meint Uwe Peters.

Auch Familien-, Themen- und besondere Streckenwanderungen sind jetzt geplant. Gut für die Verjüngung, ohne die es nicht geht. Für Jens Dietrich steht fest: „Das wird jetzt ganz wichtig sein. Und der Harzklub geht ja nicht nur wandern. Es gibt auch Radfahr-Gruppen, Spiele, die Wanderleiter ...“

Gesagt, getan. Es ist ja alles da, mehr als 200 Mitglieder, Ehrenamtliche, regelmäßige Veranstaltungen, eine eigene Kultur, diese faszinierende Geschichte mit dem einmaligen Harz vor der Haustür – und ganz viele Erzählungen. Dieter Görtler: „In unserer Familie wurde und wird immer viel und gern gewandert. Der Harzklub mit seinen Wanderführern und ihrer Expertise ist da ein Riesenvorteil – und das bei derart geringen Beiträgen.“

Doch erst einmal muss der laufende Liquidationsprozess aufgehoben werden. Und anschließend kann man ins normale Vereinsgeschehen wieder eintreten – und den neuen Vorstand wählen. Und dann, wie gesagt, darauf einen Schierker Feuerstein. Oder ein Altenauer Pils. Versprochen!

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