Braunschweig. Nach Verdi ruft jetzt auch der Marburger Bund am 21. März zu Warnstreiks in Krankenhäusern unserer Region auf. So reagiert das Klinikum Braunschweig.

In der kommenden Woche geht die Streikwelle an den Krankenhäusern weiter: Neben der Gewerkschaft Verdi hat nun auch der Medizinerverband Marburger Bund zum Warnstreik aufgerufen. Am 21. März sollen Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Krankenhäusern, aber auch Beschäftigte der Konzerne Asklepios und Helios für einen Tag ihre Arbeit niederlegen.

Kliniken in der Region Braunschweig-Wolfsburg streiken

Von dem Aufruf betroffen sind folgende Krankenhäuser in unserer Region: Die kommunalen Kliniken in Braunschweig, Peine, Wolfenbüttel und Wolfsburg, die Häuser in Gifhorn und Salzgitter (Helios) sowie in Bad Harzburg und Goslar (Asklepios), außerdem das AWO-Psychiatriezentrum in Königslutter. In Braunschweig hat Verdi für den 22. und 23. März ebenfalls zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, so dass das Klinikum hier vor einer harten Streikwoche steht. „Wir versuchen alles möglich zu machen, dass ein geordneter starker Streik ohne größere Belastungen der Patientinnen und Patienten möglich wird“, sagt der Geschäftsführer des Braunschweiger Klinikums, Dr. Andreas Goepfert.

Auch Kliniken unter privater Trägerschaft sind von den Warnstreiks betroffen

Einen Warnstreik in dieser Dimension hat es seit Jahren nicht gegeben – zumal diesmal nicht nur die kommunalen Häuser, sondern auch die Kliniken unter privater Trägerschaft betroffen sind. „Dort gelten zwar andere Tarifverträge, aber die Verhandlungen sind ebenfalls ins Stocken geraten“, sagt Stephanie Hübner, Sprecherin des Marburger Bunds in Niedersachsen. Nach den Belastungen während der Corona-Pandemie sei die Unzufriedenheit bei den Ärzten groß – sie hätten ihren Beitrag dazu geleistet, dass der Krankenhausbetrieb rund um die Uhr funktioniert. „Das Klatschen reicht nicht, ein angemessenes Gehalt ist auch eine Form der Wertschätzung.“ Zumal auch angestellte Ärzte von Preissteigerungen betroffen seien und viele keine Corona-Prämie erhalten hätten. Die Streikbereitschaft unter den Mitgliedern sei entsprechend hoch.

Der Marburger Bund fordert mit Wirkung ab 1. Januar 2023 einen Ausgleich der seit der letzten Entgelterhöhung im Oktober 2021 aufgelaufenen Preissteigerungen sowie eine lineare Erhöhung der Gehälter um 2,5 Prozent. In Niedersachsen sind rund 50 Krankenhäuser und mehrere Tausend Marburger-Bund-Mitglieder von den Tarifverhandlungen betroffen. Die Tarifverträge gelten für bundesweit rund 60.000 angestellte Ärzte. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) bezeichnete die Forderungen als „realitätsfern“: Die Kliniken seien aufgrund der parallellaufenden Tarifverhandlungen mit Verdi und dem Beamtenbund dbb doppelt belastet. Die Forderungen überstiegen die finanziellen Möglichkeiten der kommunalen Häuser.

Die Kliniken der Region befürchten zusätzliche Kosten

Der Geschäftsführer des Braunschweiger Klinikums zeigt Verständnis für die Mitarbeitenden, die aktuelle finanzielle Belastungen infolge der Inflation kompensiert bekommen wollen. „Aus Sicht der Kliniken sieht die Realität jedoch so aus, dass diese Tarifsteigerungen nicht über die Zahlungen der Krankenkassen für Leistungen an ihren Patienten kompensiert werden“, sagt Goepfert. „De facto bedeutet dies für die meisten Kliniken zusätzliche Kosten, die zu weiteren Verlusten führen werden. Die Frage wird dann sein, ob eine Gesundheitsreform nicht zu spät greifen wird.“

Um die medizinische Versorgung der Patienten am Streiktag zu gewährleisten, werde man bei Bedarf Notdienstvereinbarungen mit den einzelnen Krankenhäusern schließen, kündigte der Marburger Bund an. Aus Sicht des Braunschweiger Klinikums als Maximalversorger müsse die Behandlung von Notfällen und dringlichen Fällen unbedingt gesichert werden. Daher sei eine Wochenendbesetzungsstärke völlig inakzeptabel, da bei einer solchen Reduzierung des Personals Patientenbeeinträchtigungen bis hin zu Gefährdungen nicht ausgeschlossen werden könnten, betont Goepfert. „Wir bleiben zuversichtlich, dass die gewerkschaftlichen Vertreter ihrer Verantwortung bewusst sind.“

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