Braunschweig. Viele Notrufe bei der Feuerwehr, weil Menschen gestürzt waren. Andrang in der Notaufnahme des Klinikums. Alba musste die Müllabfuhr einstellen.

Das heftige Glatteis am Montagmorgen hat im gesamten Stadtgebiet zu etlichen Verkehrsunfällen geführt. Laut Polizeisprecher Dirk Oppermann handelte es sich in den meisten Fällen um Auffahrunfälle mit Blechschäden – glücklicherweise habe es nur einige Leichtverletzte gegeben.

In der Regionalleitstelle der Braunschweiger Feuerwehr sind ab 4 Uhr morgens sehr viele Notrufe eingegangen. „Insgesamt wurden für die Stadt bis 15.30 Uhr über 75 Stürze gemeldet, davon 80 Prozent zwischen 5 Uhr und 9 Uhr morgens“, sagt Branddirektor Sebastian Damm, stellvertretender Leiter der Feuerwehr.

Insgesamt waren es ihm zufolge rund 120 Verletzungen aufgrund der Glätte im gesamten Leitstellengebiet bis 16.30 Uhr, also zusätzlich zu Braunschweig auch in den Landkreisen Peine und Wolfenbüttel. „Im Durchschnitt werden an regulären Tagen zirka 200 rettungsdienstliche Notfälle in der Regionalleitstelle bearbeitet“, so Damm. „Kurz nach dem Mittag wurde bereits das tausendste Telefonat des Tages geführt. An regulären Tagen werden zirka 800 Telefonate innerhalb von 24 Stunden abgearbeitet.“

Braunschweigs Freiwillige Feuerwehren sind auch eingesprungen

In den Spitzenzeiten habe man das massive Einsatzaufkommen mit elf zusätzlichen Rettungs- und Krankenwagen der Berufsfeuerwehr bearbeitet – 30 Prozent mehr als sonst. Außerdem kam Hilfe von Hilfsorganisationen, Sanitätseinheiten und Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren. „Damit konnte sichergestellt werden, dass jeder dringende Notruf möglichst schnell Hilfe bekam“, sagt Damm.

„Bei insgesamt 14 Einsätzen wurde die Freiwillige Feuerwehr als ,First Responder’ hinzugezogen, um schnell eine erste Versorgung durchzuführen, bis ein Rettungswagen zur Verfügung stand. Auf einen Teil der Fahrzeuge waren bereits im Laufe des Sonntags Spikereifen aufgezogen worden, damit ein Durchkommen auf den spiegelglatten Straßen gesichert war.“

Weniger Verkehr durch Schulausfall

Im Laufe des Vormittags entspannte sich die Lage überall. „Zu Gute kam, dass Alba bereits in der Nacht angefangen hatte, Salz auf die Hauptverkehrsstraßen zu streuen“, betont Damm. Außerdem konnte durch die Absage des Präsenzunterrichtes das Verkehrsaufkommen am Morgen deutlich verringert werden.

Der Rettungsdienst war ihm zufolge den gesamten weiteren Tag gefordert, da die standardmäßigen Krankentransporte (zum Beispiel Einweisungen in und Entlassungen aus den Krankenhäuser) in den Morgenstunden nicht durchgeführt werden konnten und erst am Nachmittag nachgeholt wurden.

Kinikum: So viele Patienten am Morgen wie sonst innerhalb von 24 Stunden

Im Städtischen Klinikum herrschte zwischen 8 und 9.30 Uhr der größte Andrang, wie Pressesprecherin Thu-Trang Tran mitteilt. In der Unfallaufnahme in der Holwedestraße seien es am Morgen schon mehr als 90 Patienten gewesen – so viele Patienten wie sonst innerhalb von 24 Stunden.

In den wenigsten Fällen habe es sich um Verkehrsunfälle gehandelt, stattdessen dominierten Stürze. Betroffen waren ihr zufolge alle Altersgruppen, häufig mit Brüchen im Handgelenk oder am Unterarm. Auch Verletzungen am Schultergürtel und der Lendenwirbelsäule mussten behandelt werden, ebenso Schädelhirntraumata. Zum Mittag hin entspannte sich die Lage wieder.

BSVG: Wir sind auf fast allen Linien wieder im Einsatz

Die BSVG meldete am Vormittag, dass sich die Lage wieder stabilisiert habe. „Wir sind auf fast allen Linien wieder im Einsatz“, sagt Pressesprecherin Annalena Grotheer. „Allerdings kann es vereinzelt noch zu Verspätungen kommen.“ Einen Unfall mit Beteiligung eines Busses habe es am Hauptbahnhof gegeben. Glücklicherweise wurde dort nur eine Ampel getroffen, es gab keine Verletzten. Der Straßenbahn-Betrieb war ihr zufolge nicht beeinträchtigt.

Alba: Müllabfuhr wird nachgeholt

Alba musste die Müllabfuhr am Montagmorgen einstellen, weil die Lage in den Nebenstraßen und auf den Fußwegen zu gefährlich war. Pressesprecherin Sigrid Schulte betont aber, dass alle Leerungen nachgeholt werden, etliche davon einfach einen Tag später – und spätestens bis Samstag.

Stadt: Streusalz auf das notwendige Maß beschränken

Außerdem erlaubt die Stadt wegen der Sturzgefahr Streusalz auf Gehwegen – allerdings nur am Montag in der Zeit von 6 bis 13 Uhr. Die Erlaubnis gilt auch für kombinierte Geh- und Radwege, nicht jedoch für separate Radwege.

Das Streusalz sollte im Interesse der Umwelt auf das notwendige Maß beschränkt bleiben. „Die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, insbesondere Radfahrer, werden gebeten, sich am Montagvormittag auf schwierige Straßenverhältnisse einzustellen. Sie sollten besonders vorsichtig sein“, heißt es bei der Stadt Braunschweig.

HEH: Pinguin-Gang hilft bei Glätte

Das Herzogin-Elisabeth-Hospital gibt einen Tipp zum sicheren Gehen bei Glatteis: „Wechseln Sie bei Glätte lieber in den Pinguin-Gang“, rät Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik Braunschweig. „Verlegen Sie Ihren Körperschwerpunkt auf das vordere, auftretende Bein – die leicht nach vorne geneigte Körperhaltung sorgt so für mehr Stabilität. Setzen Sie den leicht nach außen zeigenden Fuß mit ganzer Sohle auf und bewegen Sie sich in langsamen, kleinen Schritten.“

Und: „Tragen Sie Schuhe mit Profil, auch das hilft“, so Heller. „Vermeiden Sie auch Fahrradfahren, denn die Räder haben keine Winterbereifung und somit besteht eine erhöhte Gefahr, bei Glätte seitlich wegzurutschen. Falls Sie sich trotzdem bei der jetzigen Witterung unsicher fühlen, raten wir Ihnen, keine unnötigen Gefahren einzugehen und zu Hause zu bleiben – auch diese Zeit geht vorbei!

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