Braunschweig. Snodekk-Betreiber Nicolas Petrek erzählt, wie er vom Ingenieur zum Gastronom wurde und welche Probleme er bei der Entwicklung der Innenstadt sieht.

Eigentlich ist Nicolas Petrek Wirtschaftsingenieur, hat sogar einen Doktortitel in dem Fach. Doch in Braunschweig bekannt ist Petrek nicht als Wissenschaftler, sondern als Betreiber der Rooftopbar Soldekk, die dieses Jahr erneut zum Rooftop-Weihnachtsmarkt Snodekk umgebaut wurde. „Ich war jung und wollte Leute kennenlernen und etwas unternehmen“, erinnert sich der 40-Jährige im Interview beim Podcast „Yes BS“ an die Gründe für seinen Quereinstieg in die Gastronomie. Als erstes eröffnete er das „Deans“ in der Südstraße.

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Da sein Vater bis 2021 Besitzer des Parkhauses in der Steinstraße war, auf dem sich das Soldekk heute befindet, erlebte Petrek wie dort auf dem Dach die Strandbar „Sonnendeck“ entstand. Später übernahm er die Bar und eröffnete die Bar zusammen mit seinem Geschäftspartner Frank Hegele mit neuem Konzept in skandinavischer Holzoptik. „Ich kannte viele Rooftop-Bars aus Hamburg oder Frankfurt und alle hatten dieses Strandkonzept, das funktioniert bei dem Wetter in Deutschland aber nicht immer.“ Statt künstlichem Strand, der bei Regen zu Matsch wird, gibt es auf dem Soldekk vor allem viele Schirme, die sowohl vor Sonne als auch Regen schützen sollen.

Das Snodekk geht dieses Jahr in sein zweites Jahr.
Das Snodekk geht dieses Jahr in sein zweites Jahr. © Privat

Im Winter gibt es dort statt Cocktails und Burgern nun Glühwein, Hot Lillet Wild Berry, Knödel und andere winterliche Speisen. Die Idee auch Weihnachten aufzumachen, übernahm Petrek von seinen Vorgängern, dem Klubbetreiber- und Gastronomie-Duo Oliver Strauß und Tim Lemke. „Sie hatten damals auch das aus dem Sonnendeck das Winterdeck gemacht“, sagt er. Da der Weihnachtsmarkt bereits um 21 Uhr schließt, war das Winterdeck als Zwischenstopp vor der Partymeile gedacht. Das Snodekk sieht Petrek als Alternative für einen entspannten Glühwein ohne das Gedränge auf dem traditionellen Weihnachtsmarkt.

Gastronomie kann Leerstände in der Innenstadt nicht füllen

Quereinsteiger in der Gastronomie sollten sich vor allem bewusst sein, dass die Branche ein hartes Pflaster sei um Geld zu verdienen. „Das Geschäft ist sehr schnelllebig“, sagt Petrek. Nur weil eine Bar zum Beginn im Trend liege, müsse sie nicht dauerhaft funktionieren, sondern muss regelmäßig das Konzept anpassen.

Nicolas Petrek ist zu Gast in der neuen Folge des Podcasts „Yes BS“.
Nicolas Petrek ist zu Gast in der neuen Folge des Podcasts „Yes BS“. © soldekk | Nicolas Petrek

Petrek engagiert sich auch im Arbeitsausschuss Innenstadt und beobachtet die Entwicklung und vor allem die steigenden Leerstände mit Sorge. „Manche Dinge, die ich einkaufen will, finde ich in der Stadt gar nicht mehr“, meint er. Da zunehmend mehr Wohnraum in der Innenstadt entstehe, werde auch die Gastronomie die Lücke geschlossener Geschäfte nicht füllen können. „Da gibt es einen Konflikt zwischen den Anwohnern, die ihre Ruhe haben wollen und Bars, die darauf angewiesen sind, dass ihre Gäste auch nach 22 Uhr draußen sitzen können.“ Wenn die Gesetzeslage so bleibe wie sie ist, könne sich daher keine Gastronomie in der Kerninnenstadt etablieren. Als Schritt in die richtige Richtung sieht er den Zusammenschluss von Laden- und Gastronomiebetreibern, wie etwa im Kultviertel oder im Magniviertel.

Beheizbare Schuheinlagen gegen die Kälte

Hinter den Kulissen seiner Bars muss Petrek häufig eingreifen, wenn etwas schiefgeht. Mal fällt plötzlich der Strom aus, mal entdeckt er bei der Eigentümerversammlung in der Bar Toiletten, in die sich Gäste übergeben haben. „Ich brauche dieses Stresslevel, um richtig funktionieren zu können“, sagt Petrek. Beim Snodekk steht er am Eingang und empfängt die Gäste. Gegen die Kälte kommen da auch mal beheizbare Schuheinlagen und Moonboots zum Einsatz. „Manche Mitarbeiter sagen, dass sie mich sogar in ihren Träumen noch mit den Schuhen herumschlufen hören.“

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Was Petrek noch über die Entwicklung der Innenstadt denkt, welche Tipps er für Quereinsteiger in der Gastronomie hat und wie sein Arbeitsalltag aussieht, erzählt er im Podcast „Yes BS“.