Braunschweig. Lehrer Kai Maluck richtet weltweit neue Kletter- und Trekking-Routen ein und verschafft Einheimischen so eine neue Geldquelle.

Ob Kirgisistan, Äthiopien, Österreich, Grönland, Mexiko oder Papua-Neuguinea: Kai Maluck liebt es, ferne Kulturen und Landschaften zu erkunden, zu erleben – und die Menschen dort kennenzulernen.

Blick hinab auf die Savannen von Tansania und Kenia, vorne die „Nairobi Road“.
Blick hinab auf die Savannen von Tansania und Kenia, vorne die „Nairobi Road“. © Privat | Gaby Lappe

Dazu zieht es ihn zum Klettern und Bergsteigen in die Gebirge, am liebsten in noch unbekannte Gefilde: Erstbegehungen sind seine Leidenschaft, also Expeditionen in Gebiete, für die es keine Landkarten oder Reiseführer gibt. Er steigt auf Gipfel, die zuvor noch nie bestiegen wurden und oft nicht einmal einen Namen tragen. „Die Vielfalt der Welt ist so groß, da wäre es doch eigentlich schade, wenn man immer nur in seinem kleinen Bereich bleibt“, findet der 47-Jährige und fügt hinzu: „Ob Savanne, Regenwald oder Polargebiete: Ich finde es spannend, die Welt in all ihren Facetten zu erkunden und Routen zu hinterlassen.“

Seit Anfang des Jahres lebt Kai Maluck in Neu-Delhi. Neu-Delhi ist Teil der indischen Hauptstadt Delhi mit mehr als 31 Millionen Einwohnern. Eine Megametropole. Kai Maluck ist für den Auslandsschuldienst tätig und unterrichtet Kinder an der Deutschen Botschaftsschule. Zuvor wohnte er in Braunschweig, hatte 2003 sein Referendariat an der Neuen Oberschule abgeschlossen und anschließend an einem Gymnasium in Salzgitter als Lehrer für Erdkunde und Englisch gearbeitet.

Clemens Pischel und Kai Maluck am sonnigen Fels im Himalaya, Indien.
Clemens Pischel und Kai Maluck am sonnigen Fels im Himalaya, Indien. © Privat | Kai Maluck und Clemens Pischel

Fast zwei Jahrzehnte lang war Braunschweig sein „Basislager“ für abenteuerliche Kletter- und Trekkingtouren auf der ganzen Welt. Über 16 Routen in 16 Ländern beschreibt er in seinem Buch „SteilZeit. Erstbegehungsabenteuer weltweit“, das in diesem Jahr veröffentlicht wurde. Im Vorwort erklärt er seine Leidenschaft zum Klettern und Bergsteigen in Eis und Fels so: „Es lässt uns unsere Erde erfahren und besser begreifen, ihre Schönheiten wortwörtlich am ganzen Körper spüren.“

Es geht ihm nicht nur darum, die Welt zu entdecken – er möchte mit seinen Touren auch „die Welt ein Stückchen besser machen“, wie er unserer Redaktion in einer Videokonferenz sagt: „Mir ist es wichtig, anderen Leuten Gutes zu tun. Darin sehe ich einen Sinn des Lebens. Deshalb bin ich auch nach Neu-Delhi gegangen und nicht nach Paris oder New York.“ Es sei das eine, sich beruflich zu engagieren – aber in Indien, einem Entwicklungsland mit dem Himalaya vor der Haustür, könne er seine Kompetenzen nutzen und auch in seiner Freizeit Gutes tun.

Kai Maluck in Pakistan, gut gesichert beim morgendlichen Zähneputzen am Wasserfall im Karakorum-Gebirge.
Kai Maluck in Pakistan, gut gesichert beim morgendlichen Zähneputzen am Wasserfall im Karakorum-Gebirge. © Privat | Gaby Lappe

Sein Konzept, das er schon viele Jahre gemeinsam mit Freunden umsetzt: In kargen Landschaften, wo Landwirtschaft oft sehr mühsam und wenig ertragreich ist, versuchen sie, den Berg-Tourismus anzukurbeln – als Chance für die Einheimischen, ihren Lebensstandard aus eigener Kraft zu verbessern.

„Gemeinsam mit ortskundigen Einheimischen erkunden wir das Gelände, legen Kletter- und Trekking-Routen an und bilden örtliche Guides aus. Wir investieren in das Equipment, geben unser Wissen weiter und verschaffen den Menschen vor Ort so eine neue Einnahmemöglichkeit“, erklärt Maluck. Ziel sei eine nachhaltige Hilfe: „Wenn ich hier wieder weggehe, sollen sie in der Lage sein, das allein fortzusetzen.“

Er berichtet, in Indien Kontakt zu Trekkingagenturen im Kaschmirbecken aufgenommen zu haben: „Hier gibt es zahlreiche, vornehmlich indische Trekkinggäste aus dem Tiefland.“ Man habe sich vor Ort die Entwicklung einer Kletterstrecke an einer beliebten Trekkingroute gewünscht. „Gemeinsam mit Gaby Lappe aus Braunschweig habe ich im Sommer einige Routen eingerichtet.“ Den Guides vor Ort hätten sie Grundzüge des Sicherungswesens im Felsklettern beigebracht: „Einigen von ihnen bezahlte ich noch den obligatorischen staatlichen Kurs, damit sie auch wirklich kommerziell als Kletterführer dort arbeiten dürfen.“

Blick aus dem Zelt im Basislager auf den Pik-Lenin-Gipfel in Kirgisistan.
Blick aus dem Zelt im Basislager auf den Pik-Lenin-Gipfel in Kirgisistan. © Privat | Kai Maluck

Ab kommendem Sommer könnten bereits zwei der Guides Kletterkurse anbieten. Ein ähnliches Projekt in einer anderen Region stehe kurz vor dem Abschluss.

Sein Lehrauftrag in Indien ist auf drei Jahre angelegt. Geht es dann zurück? Kai Maluck ist sich nicht sicher: „Es ist so toll hier, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, länger zu bleiben.“ Er wolle den Kindern der Großstadt die raue Natur des Himalayas näher bringen: „An unserer Schule sind viele Kinder aus wohlhabenden Familien. Ich möchte ihnen die Menschen in den ärmeren Regionen vorstellen und zeigen, wo sie sozial tätig sein können.“

DAS BUCH

- „SteilZeit. Erstbegehungsabenteuer weltweit“ von Kai Maluck ist im tmms-Verlag erschienen und kostet 29,80 Euro. Erhältlich im örtlichen Buchhandel und unter www.tmms-shop.de

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