Braunschweig. Die Schauspielerin Alida Bohnen hat ihren ersten Auftritt in der kultigsten aller TV-Krimi-Serien. Wer ist diese junge Frau?

„Es wird ein Thriller“, kündigt Alida Bohnen an. Die Braunschweigerin ist am Sonntag, 20. November, in der ARD-Serie „Tatort“ zu sehen. Die 26-Jährige spielt in der Folge „Katz und Maus“ an der Seite des Dresdner Ermittler-Teams. Beginn ist traditionell um 20.15 Uhr nach der Tagesschau.

Sie selbst hat den Film noch nicht gesehen und wird ihn am Sonntagabend in einem Hotelzimmer in Görlitz schauen, wo sie ab Montag für einen weiteren Fernsehfilm dreht. Die junge Schauspielerin ist in Braunschweig geboren und hatte ihr Abi am Martino Katharineum gemacht, wo sie auch ihre ersten Schritte als Schauspielerin in der Theater-AG machte.

Ermittlertrio mit Martin Brambach als Chef

Das könnte ein großer Karrieresprung werden. „Für mich als Einsteigerin waren die Dreharbeiten ein großartiges Erlebnis“, sagt Alida. „Den erfahrenen Kollegen bei der Arbeit zuschauen zu können, zu sehen, mit welcher Professionalität sie in eine Szene rein- und wieder rausgehen, das hat mich sehr beeindruckt.“ Das Dresdner „Tatort“-Team sind die „Kommissarinnen“ Karin Hanczewski und Cornelia Gröschel; den Kommissariatsleiter spielt Martin Brambach.

Die Theater AG am Martino Katharineum war für Alida Bohnen Initialzündung. Ein Jahr lang probten die Schüler für Neil Simons „Ein ungleiches Paar“. Drei Aufführungen gab’s. „Damals stand für mich fest: Das will ich! Unbedingt!“ Es mache sie glücklich, auf der Bühne zu stehen. „Es ist das Spiel mit den anderen, die Lebendigkeit unter dem Adrenalinausstoß.“ Als ob man auf einen Zug aufspringe, der an Fahrt gewinne. Heute gibt sie zu, naiv gewesen zu sein, was die Umsetzung des Traumes betrifft. „Ich dachte, man spricht bei einer der vielen Schauspielschulen vor – und wird genommen.“

Alida Bohnen hat gelernt, mit Niederlagen umzugehen

Nein, so lief es nicht. Zu viele Bewerber. Zwölfmal musste Alida antreten, bis sie genommen wurde. Ein halbes Jahr lang war sie erfolglos von Bewerbung zu Bewerbung gereist. Ihr Repertoire fürs Vorsprechen bestand aus Klassikern wie Hebbels Tragödie „Judith“, „Kabale und Liebe“ von Schiller und Wedekinds „Frühlings Erwachen“. Doch die Absagen haben sie gestählt. „In den zahlreichen Vorstellungsrunden habe ich gelernt, mit Niederlagen umzugehen“, sagt sie. In Graz hatte es schließlich geklappt. An der dortigen Universität für Musik und Darstellende Kunst machte Alida 2020 ihr Diplom. „Es war eine beglückende Zeit, in der ich gelernt habe, Disziplin zu entwickeln.“

Ihr Steckbrief als Schauspielerin auf der Homepage ihrer Agentur: 168 Zentimeter groß, braune Haare, blau-grüne Augen. Englisch: sehr gut. Französisch: gut. Stimmlage: Sopran. Weitere Fähigkeiten: Ballett, Artistik (Trapez, Einrad), Akrobatik, Bodenturnen, Yoga, Bühnenfechten, Ski Alpin, Eisschnelllauf, Klavier (professionell), Ukulele, Akkordeon. Nicht vermerkt ist Alidas Talent als Malerin. 2013 hatte sie mit Schülern des Martino Katharineums im Braunschweiger Kunstverein die Ausstellung „Heimatlos“ bestückt; im selben Jahr hatte sie in Braunschweig auch den Jazzpianopreis der Gertrud-Fricke-Stiftung in Braunschweig bekommen. 2019 schließlich gab es für sie beim Grazer Filmfestival „Cinema Talks” einen Publikumspreis.

Die Braunschweigerin schätzt das Theater ebenso wie den Film

Alida Bohnen will sich nicht entscheiden zwischen Film und Theater. Sie mag beides, will beides machen. „Das Gemeinschaftsgefühl im Theater kann Film nicht erreichen. Dort hast du den ganzen Abend Zeit, eine Emotion aufzubauen. Das ist ein Ausnahmezustand, nach dem man lange nicht einschlafen kann“, sagt sie. Am Film schätzt sie, dass die Schauspielkunst feiner und kleiner dosiert werden kann. „Da muss man nicht mit so viel Mimik spielen, dass sie auch in der letzten Reihe ankommt.“ Aber man müsse auf die Sekunde vorbereitet sein, wenn die Kamera laufe.

Nein, jede Rolle möchte Alida Bohnen nicht annehmen. „Jeder Schauspieler hat eine Verantwortung für das, was er spielt“, sagt sie. Und wie sieht es mit dem Lampenfieber aus? „Diese Angst zu versagen ist einfach schrecklich“, sagt sie lachend. „Ich spiele mit dem Wissen, dass ich scheitern kann. Aber auch im Wissen darum, dass ich daran nicht zerbrechen würde.“

Unser Rezensent Martin Jasper hatte Gelegenheit, den Film vorab zu sehen:

Junge Braunschweigerin überzeugt im Dresdner „Tatort“

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