Braunschweig. Lara Theresa Wiedemann ist als Influencerin erfolgreich und berät große Unternehmen bei Creative-Kampagnen. Der Markt ist hart umkämpft.

Auf dem einen Bild trägt sie ein langes Strickkleid und Sonnenbrille, auf dem nächsten ein pinkfarbenes Blusenkleid mit Trenchcoat darüber; auf einem dritten Foto sieht man sie mit einer Freundin in einer Bar Rosé trinken: Bilder wie diese postet Lara Theresa Wiedemann bei Instagram. Wer genauer hinschaut, erkennt im Hintergrund oft ein Stückchen Braunschweig: die Treppen von Schloss Richmond zum Beispiel, ein gusseisernes Tor am Dom oder die Fassade des Kontorhauses.

Lara Theresa Wiedemann vor Schloss Richmond.
Lara Theresa Wiedemann vor Schloss Richmond. © Lara Theresa Wiedemann | Privat

Lara Theresa Wiedemann ist Influencerin. Ihrem Kanal folgen knapp 30.000 Menschen. Fashion ist ihr großes Thema: Tippt man mit dem Finger auf Brille, Handtasche oder Rock, ploppen Markennamen wie Givenchy, Prada oder Zalando auf. Werbung. Die Fotos sehen nach einem entspannten Lifestyle mit einer Portion Luxus und Chichi aus – und dafür gibt es auch noch Geld? Muss man da neidisch werden? Nein, denn was man nicht auf Anhieb sieht: Hinter den hübschen Aufnahmen steckt harte Arbeit. Auch 30.000 Follower fallen einem nicht einfach in den Schoß.

Hinter den hübschen Aufnahmen steckt harte Arbeit

Das erzählt uns die Braunschweigerin, als wir sie treffen, um uns über ihr Leben als Influencerin zu unterhalten. Influencerin – war das schon immer ihr Traumjob? Nein, sagt die 29-Jährige: „Als ich zur Schule gegangen bin, gab es den Beruf Influencer ja noch gar nicht. Das hat sich erst später entwickelt, und ich bin da eher reingerutscht, ohne Erwartungen und Ziele.“

Beruflich hatte sie eigentlich einen anderen Weg eingeschlagen: Nachdem sie ihr Abi an der Oskar-Kämmer-Schule mit Fachrichtung Gestaltung gemacht hatte, studierte sie Gesundheitsmanagement. Es war ein duales Studium, für das sie auch im Fitnessstudio gearbeitet hat. In dieser Zeit fing alles an. „Damals hörte ich, dass einige Fitness-Models die Klamotten geschenkt bekommen, wenn sie sie im Internet entsprechend präsentieren. Das konnte ich kaum glauben.“ Ihre Neugier war geweckt. Mit einer Freundin habe sie „aus Spaß“ einige Firmen angefragt. Mit Erfolg: Sie erhielten Kleidung, fotografierten sich damit, stellten die Bilder online und durften die Kleidung anschließend behalten.

„Wir haben einfach losgelegt und es ausprobiert“, sagt sie. Das ganze Influencer-Business habe sich damals erst entwickelt, „heute ist es eine Wissenschaft für sich“, sagt Wiedemann: Um erfolgreich zu sein, brauche es einiges an Hintergrundwissen und Erfahrung, zudem müsse man gut vernetzt sein. Und natürlich ist es wichtig, immer neue Bilder und kleine Videos zu posten, die so genannten Reels

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Die Influencerin berät große Marken bei ihren Social-Media-Kampagnen

Bei Regen und Kälte macht das Shooting nicht immer Spaß.
Bei Regen und Kälte macht das Shooting nicht immer Spaß. © Lara Theresa Wiedemann | Privat

Gut 1900 Beiträge hat sie mittlerweile bei Instagram unter @lara_theresa veröffentlich, hat sich von der Fitness- zur reinen Mode-Influencerin entwickelt. 2018 bekam sie das erste Geld für einzelne Beiträge. „Anfangs muss man jeden Tag, dann mindestens jeden zweiten Tag etwas posten. Da braucht es Durchhaltevermögen“, sagt sie und gesteht: nicht immer habe man Lust dazu: „Es ist nicht immer schön, wenn man sich für Shootings im Auto umziehen und dann Posieren muss, gerade im Winter, wenn es kalt ist, oder bei Regen….“ Selbst im Urlaub könne man nicht richtig abschalten, halte immer Ausschau nach tollen Hintergründe, um Content zu liefern. Ihr Freund sei davon auch nicht immer begeistert.

Es ärgere sie deshalb, wenn von „Infaulenzern“ gesprochen werde: „Ich wünschte, diese Menschen könnten hinter die Kulisse schauen. Viele Leute betreiben über Jahre einen großen Aufwand, bevor sie bekannt werden - und die meisten werden es nie.“

Werbung in den sozialen Netzwerken – Lara Theresa Wiedemann lebt davon. Ihr eigener Account, den sie freiberuflich betreibt, spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. Die Braunschweigerin ist Mitarbeiterin bei Boksi. Boksi versteht sich als Brücke zwischen Brands, also Marken, und Influencern sowie so genannten Content Creators. Das Unternehmen hat sich in Finnland vom Start-up zum Marktführer entwickelt und ist seit zwei Jahren auch in Deutschland aktiv.

Der harte Kampf um Aufmerksamkeit und Klicks

Beispiel: Ein Unternehmen stellt Schraubenzieher her und will seine Produkte in den sozialen Netzwerken anpreisen. „Bei Boksi sind zahlreiche frei- und nebenberufliche Creatives registriert, die sich dann um die Kampagne bewerben können“, erklärt die Influencerin. Unter den Creatives seien zahlreiche Influencer, aber auch viele Leute, die nur die Produkte in Szene setzen und schön fotografieren – etwa Schmuck, Lebensmittel oder Werkzeug: „Sie stellen damit Content unabhängig von der eigenen Social-Media-Reichweite bereit, der an die Brands übertragen wird.“

An den Job ist sie durch ihr Netzwerk in der Influencer-Szene gekommen. „Diese Tür hat sich geöffnet, und die Arbeit für das Plattform-Unternehmen macht mir viel Spaß. Wir sind ein tolles Team“, sagt Wiedemann, die unter anderem Kunden wie HelloFresh oder Waterdrop bei ihren Social-Media-Kampagnen betreut. Sie genießt es, ortsunabhängig arbeiten und sich die Zeit selbst einteilen zu können.

Nicht nur Model: Lara Theresa Wiedemann berät Unternehmen bei ihren Social-Media-Kampagnen.
Nicht nur Model: Lara Theresa Wiedemann berät Unternehmen bei ihren Social-Media-Kampagnen. © Lara Theresa Wiedemann | Privat

Ihren Instagram-Kanal füttert sie derweil weiter mit Bildern von Mode und Lifestyle. Könnte sie sich vorstellen, allein davon zu leben, als Influencerin, ohne die Arbeit bei Boksi? Sie zuckt die Schultern: „Das habe ich nie probiert. Ich finde es aber gut so, wie es ist: eine Kombination aus Influencerin und Beraterin.“ Sie weiß um den ewigen Kampf um Aufmerksamkeit und Klicks: „Der Druck wäre extrem hoch, wenn man allein davon leben müsste.“

Fakes und Filter – wie echt ist die Instagram-Welt?

Sie will Fashionfotos posten, so lange es ihr Spaß macht. Stört es sie nicht, dass Instagram nicht auch eine Scheinwelt ist, voller Fakes und Filter? Die Braunschweigerin bestätigt: „Natürlich stellt sich jeder so gut dar wie möglich, achtet beispielsweise auf gutes Licht oder den richtigen Winkel. Von 1000 Fotos postet man in der Regel nur das beste.“ Von Filtern aber gehe der Trend eher wieder weg und hin zu einem natürlicheren Look.

Influencerinnen wie die Niederländerin Rianne Meijer seien sogar bekannt dafür, Schein und Sein regelmäßig zu entlarven: Sie posten ein Foto gerne in zweifacher Ausführung: vor Bearbeitung und nach der Bearbeitung mit Filtern, wenn Nase und Taille schmaler, die Lippen voller und die Haut makellos sind...

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