Braunschweig. Auf diese spektakuläre Weise stoppte die Polizei jetzt einen Bullifahrer auf der Autobahn 2 in Braunschweig.

Ein gestohlenes Auto, eine Polizeikontrolle und eine Verfolgungsfahrt, die durch eine Polizeibesatzung beendet wird. Was sich nach Szenen aus einem Hollywood-Film anhört, ist in der Nacht zu Dienstag auf der A2 in Fahrtrichtung Berlin, Höhe Braunschweig-Flughafen, geschehen.

Die Polizei wollte den Fahrer eines VW-Busses kontrollieren, doch der 26-Jährige hatte andere Pläne: Er trat aufs Gaspedal und versuchte, sich der Kontrolle zu entziehen. Doch die Flucht konnte schnell beendet werden. Bei Braunschweig-Ost entschied sich der Fahrer, von der Autobahn abzufahren. Nicht gerechnet hatte er damit, dass sich eine Streifenbesatzung der Polizei hier schon postiert und einen so genannten „Stop-Stick“ platziert hatte. Der Bus bekam einen Platten, der Fahrer wurde zum Anhalten gezwungen.

Bei einem „Stop-Stick“ handelt es sich um eine moderne Version eines Nagelgürtels. Die dreieckige Banderole liegt fest auf der Straße. Sie besteht aus Hartschaum und Hülsen, die mit Spitzen versehen sind. Umhüllt sind sie mit einer Kunststoffummantelung, um die Beamten während des Einsatzes vor Verletzungen zu schützen. Bei einem Gewicht von mehreren hundert Kilo brechen die Hülsen, die Spitzen bohren sich durch die Kunststoffummantelung und gleichzeitig durch die Reifen der Fahrzeuge, die es zu stoppen gilt. Im Gegensatz zu einem Nagelgürtel haben die „Stop-Sticks“ noch einen entscheidenden Vorteil, wie Carolin Scherf, Pressesprecherin der Polizei Braunschweig im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. „Bei einem Nagelgürtel entweicht die Luft aus dem Reifen plötzlich. Die ,Stop-Sticks’ sorgen dafür, dass die Luft ganz allmählich aus dem Reifen entweicht.“ Das dauert etwa 10 bis 30 Sekunden. Während es bei Nagelgürteln immer wieder zu Reifenplatzern kommen konnte, ist diese Gefahr laut Hersteller bei einem „Stop-Stick“ nicht gegeben. Denn die spitzen, mit Teflon beschichteten Hartmetallröhrchen fungieren als Ventile und lassen die Luft in einer kontrollierten Geschwindigkeit ab.

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Zudem seien die Sticks gegenüber ihren Vorgängern leichter und handlicher. Die Zeit, die es braucht, um die Luft aus den Reifen zu lassen, sollen es dem Fahrer möglich machen, sein Fahrzeug kontrolliert und eigenständig zu bremsen. „Vorher konnte es durch die Nagelgürtel zu schlimmen Unfällen kommen“, sagt Carolin Scherf. Das neue Verfahren mache den Einsatz für alle Beteiligten sicherer. „Das Fahrzeug kann dann noch langsam fahren, es wird nur sehr schwer weiterzufahren“, sagt Scherf. „Das ermöglicht uns, zügig und ohne Eigengefährdung ans Fahrzeug heranzutreten.“

Nur Polizeibeamte dürfen „Stop-Sticks“ anwenden

Lediglich Polizeibeamte dürfen die „Stop-Sticks“ anwenden. Für ihre Handhabung bedarf es zudem einer Schulung. „Aber wenn man weiß, wie es funktioniert, kann man die „Stop-Sticks“ schnell zum Einsatz bringen“, erklärt Scherf. Die Polizeibeamten haben dann die Möglichkeit, sie direkt auf die Straße vor das betreffende Auto zu werfen. Alternativ ist es jedoch auch möglich, die Sticks im laufenden Verkehr mit einer 24 Meter langen Nylonschnur innerhalb weniger Sekunden kurz vor dem Fahrzeug auf die Fahrbahn zu ziehen. Damit ist es dann nicht nötig, die Straße für andere Verkehrsteilnehmer zu sperren. Angewendet werden dürfen die „Stop-Sticks“ nur da, wo keine Gefahr dadurch entsteht.

Grundsätzlich verboten ist es, mit den Sticks ein Zweirad zu stoppen. Ohnehin muss die Situation natürlich den Einsatz rechtfertigen. Entzieht sich ein Autofahrer einer Polizeikontrolle, ist das zunächst einmal „nur“ eine Ordnungswidrigkeit. Im aktuellen A-2-Fall wurden die Beamten allerdings auf die falschen Kennzeichen aufmerksam, der Anfangsverdacht einer Straftat bestand.

„Das Fahrzeug war mit hoher Geschwindigkeit unterwegs und eine Gefahr für andere“, führt Scherf aus. „Der Einsatz der Sticks war in diesem Fall ein Zwangsmittel, ähnlich wie die Fesselung einer Person.“ Um die Gefahr eines Unfalls für sich selbst, den Fahrer und Dritte zu verringern, hatten die Beamten bewusst die Ausfahrt für die Positionierung ausgesucht.

In Niedersachsen wurden die „Stop Sticks“ im Jahr 2002 eingeführt und haben nach und nach die Nagelgürtel ersetzt. Mit dem Hilfsmittel wird nicht nur die Autobahnpolizei ausgestattet, sondern auch die Kommissariate im Stadtgebiet.