Braunschweig. Der Solarpark soll auf einer Fläche von rund 100 Fußball-Feldern entstehen und ein Neubaugebiet versorgen.

Neuer Anlauf, um in Braunschweig deutlich mehr Solarstrom als bislang zu erzeugen. Im Süden der Stadt ist eine Anlage auf der Fläche von 51 Hektar geplant. Das entspricht rund 100 Fußball-Feldern. Der Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplans soll bereits in der nächsten Woche im Rathaus eingehen.

Vor einem Jahr holte sich Michael von Loh, Geschäftsführer von SESP Solar Projects GmbH & Co. KG, noch eine Abfuhr im Rathaus. Demnächst werden die Pläne für eine riesige Solarfarm bei Leiferde aber erneut im Rathaus eingehen. „Wir werden die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für Flächen südlich von Leiferde beantragen.“ Warum das diesmal klappen soll, dazu meint von Loh: „Wir haben uns Rückendeckung in Braunschweigs Politik geholt. Außerdem ändern sich die Bedingungen für den Bau von Solar-Farmen grundlegend.“

Auf den Feldern im Süden von Leiferde sollen an der Straße
Auf den Feldern im Süden von Leiferde sollen an der Straße "Burg" riesige Solarflächen entstehen. Hier der Blick in Richtung Leiferde. © Bernward Comes

Der Geschäftsführer meint damit das gerade erste beschlossene „Gesetz zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor“. Es wird am 1. Januar 2023 rechtskräftig. Kernpunkt in §2: Erneuerbare Energien liegen im „überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit“ und sollen als „vorrangiger Belang“ in die Schutzgüterabwägungen eingebracht werden.

Unter den Modulen sollen Schafe weiden

Für die geplante Solar-Farm bei Leiferde werde das heißen, so von Loh: „Konnte noch im Vorjahr die Solar-Farm abgelehnt werden, weil die landwirtschaftlichen Flächen vergleichsweise wertvoll erschienen, so wird diese Abwägung nicht mehr möglich sein.“

Die Solarfarm soll im Süden von Leiferde gebaut werden.
Die Solarfarm soll im Süden von Leiferde gebaut werden. © Jürgen Runo

Zumal, so der Unternehmer aus Schladen: „Auf den Flächen bei Leiferde gibt es keine konkurrierenden Planungen. Ein sogenannter landwirtschaftlicher Vorbehalt, der eine Solar-Farm ausschließt, besteht auch nicht. Die Flächen sind perfekt für eine Solar-Farm.“ Die Verpachtung der Flächen sei bereits vereinbart worden.

Dass das Vorhaben auf wenig Begeisterung im Rathaus stoßen wird, weiß von Loh. Die Verwaltung hatte im Mai erst mitgeteilt, dass zunächst ein Kataster erstellt werden soll, um festzustellen, wo Freiflächen zu Solarflächen werden könnten. Von Loh sagt: „Eine Potenzialanalyse haben wir der Verwaltung bereits im Vorjahr vorgelegt. Wir wollen auch nicht warten, bis für Braunschweig ein neuer Flächennutzungsplan fertig ist. Wir wollen ohne Zeitverzug bauen.“ Das hieße: „Ratsbeschluss noch in diesem Jahr. Zwei Jahre später sollte der Bebauungsplan fertig sein. Anschließend wird sofort mit der Montage der Anlage begonnen.“

Eine sogenannte Agri-PV-Anlage sei nicht geplant. Auf Agri-PV-Flächen stehen Solarmodule wie Wände senkrecht. Zwischen den Solarwänden findet Landwirtschaft statt. Von Loh sagt dazu: „Wo Mais, Rüben oder Getreide wachsen, sind landwirtschaftliche Großgeräte 32 Meter breit. Das macht riesige Abstände zwischen den Solarwänden notwendig. Dann lohnen sich Solar-Farmen nicht mehr.“

Bei Leiferde sollen die Module stattdessen gen Süden in einem Winkel von etwa 15 Grad ausgerichtet werden. Die Modulreihen sind in einem Abstand von etwa zwei bis drei Metern geplant. Die Modul-Oberkante soll sich in etwa zwei Meter Höhe befinden. „Das Grün unter den Modulen werden etwa 200 Schafe abweiden.“

Photovoltaik-Leistung soll sprunghaft steigen

Der Solarstrom soll erst eingespeist werden und dann auch ein Neubaugebiet versorgen, das zwischen Leiferde und Rüningen geplant ist. Es werde jedoch weit mehr Solarstrom erzeugt als dort benötigt, sagt von Loh: „Es werden rund 62.500 Megawatt-Stunden jährlich erzeugt.“ Für Braunschweig hieße die Anlage: „Es wird doppelt so viel Photovoltaik-Leistung dazu gebaut, wie seit dem Jahr 2011 in ganz Braunschweig insgesamt gebaut wurde.“

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