Braunschweig. Der Wunsch des Bezirksrats nach einer Sperrung erfüllt sich nicht. Die Stadtverwaltung will erst weitere Untersuchungen anstellen.

Der wohl beliebteste Schleichweg Braunschweigs bliebt weiterhin geöffnet. Der Wunsch des dortigen Bezirksrats, den Durchgangsverkehr auf dem Wendentorwall per Poller zu stoppen, erfüllt sich nicht. Eine Entscheidung darüber hält die Stadtverwaltung für verfrüht.

SPD und Grüne, Mehrheitsfraktionen im Bezirk Mitte, hofften, per Poller gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Der illegale Durchgangsverkehr, der Wendentorwall ist eine Anliegerstraße, sollte gestoppt werden. Ohne Durchgangsverkehr, so die Hoffnung, werde das Radfahren auf dem Wendentorwall, er ist Fahrradstraße, komfortabeler und sicherer. Biegen weniger Fahrzeuge in den Wendentorwall ein und fahren auch weniger hinaus, sinkt das Unfall-Risiko für Radfahrer an der Kreuzung Wendentorwall/Wendentor. Der Bereich ist Unfall-Schwerpunkt in Braunschweig.

Ein Selbstläufer waren Poller freilich nie. Sonst ständen sie längst. Die CDU im Bezirk bezweifelte zum Beispiel, dass die Poller-Idee im Interesse von Anwohnern ist. Auch sie würden von Pollern gestoppt. Fraglich auch, ob die Unfall-Zahlen tatsächlich sinken. Zudem: Wer das Schild „Anlieger frei“ ignoriert, muss laut Bußgeldkatalog zwar 50 Euro Strafe zahlen; Kontrollen fanden jedoch nie statt. Zu verlockend zudem die Aussicht für Autofahrer, über Wendentorwall und Fallersleber-Tor-Wall die Ampeln auf der Fallersleber Straße und Hagenmarkt umfahren zu können. Es lässt sich Zeit sparen.

Ausnahmen für Müllabfuhr möglich

Poller hätten den Wendentorwall zur Sackgasse gemacht.
Poller hätten den Wendentorwall zur Sackgasse gemacht. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Die Mehrheitsfraktionen im Bezirksrat waren der Ansicht, die Vorteile einer Poller-Lösung würden die Nachteile überwiegen. Fraktionsvorsitzender Helge Böttcher (Grüne) meinte etwa: „Es können klappbare Poller verbaut werden. Die Müllabfuhr zum Beispiel bekommt Schlüssel, um passieren zu können.“

Doch so wird es nicht kommen. Denn der Wunsch des Bezirksrats passt nicht zu den Plänen der Tiefbauverwaltung. In einer Mitteilung heißt es nun, Wendentorwall und Fallersleber-Tor-Wall seien zwar Fahrradstraßen, doch ein Standard für Fahrradstraßen in Braunschweig fehle noch.

Ein Fahrradstraßen-Standard wird gesucht

Diesen Standard will die Stadtverwaltung zunächst zusammen mit Braunschweigs Fahrradverbänden abstimmen. Der Pollerwunsch des Bezirksrats stehe dem nicht entgegen: „Eine Unterbindung des automobilen Durchgangsverkehrs durch geeignete Maßnahmen, wie zum Beispiel Poller oder gegenläufige Einbahnstraßen wird Bestandteil der Überlegungen sein.“

Ist der Standard abgestimmt, werden alle Fahrradstraßen Braunschweig einzeln untersucht. „Dabei werden die Belange von Bewohnern und anliegenden Unternehmen ebenfalls berücksichtigt.“ Es sei beabsichtigt, so der neue Zeitplan, die Standards für Fahrradstraßen bis Ende 2022 zur Beschlussfassung vorzulegen und mit den Einzelfallprüfungen ab 2023 zu beginnen. Eine „Voreinschätzung“ des Schleichwegs Wendentorwalls soll darum nicht erfolgen.

Dass die Verwaltung die Radverbände bei der Suche nach einem Fahrradstraßen-Standard einbinden will, hält Jens Schütte für völlig richtig. Er ist Sprecher des Arbeitskreises Mobilität im Fahrradverein ADFC Braunschweig, der rund 1000 Mitglieder hat. „Die Rechtsprechung hat sich geändert. Es reicht mittlerweile nicht mehr, nur das Schild Fahrradstraße aufzustellen.“

Schüttes Befürchtung lautet jedoch: „Geht der Umsetzung eine Standard-Abstimmung und Einzelfallprüfung voraus, werden wir uns zeitlich wohl im Jahr 2024 befinden, ehe die Arbeiten beginnen. Das ist nicht perfekt.“

Lesen Sie auch: