Braunschweig. Der Jurybesuch zeigt: Gepflegter Rasen und Geranien reichen nicht für eine Top-Platzierung.

Prüfung beendet. Die Jury war im Braunschweiger Kleingärtnerverein Eichtal. Wird es den Eichtalern erneut gelingen, im großen Bundeswettbewerb mit Gold ausgezeichnet zu werden? Um als Muster-Kleingarten auszeichnet zu werden, reicht es nicht, dass die Gärten schön bunt und gepflegt sind.

Im Eichtal war es eine Art Kaltstart in den Wettbewerb. Der Landesverband wollte eigentlich einen ganz neuen Kleingarten-Verein aus Hannover ins Rennen schicken. 40 Millionen Euro fließen dort, um die Kleingarten-Welt der Landeshauptstadt neu zu ordnen und zu modernisieren. Corona führte allerdings dazu, dass sich die Baufortschritte verzögerten. Weil das Eichtal im Jahr 2006 schon einmal mit Gold ausgezeichnet wurde, soll der Verein nun für die Ehrenrettung des Landesverbandes sorgen.

Bronze ist zwar sicher und „die Nominierung allein ist bereits eine hohe Auszeichnung“, so Juryvorsitzender Thomas Kleinworth. Bundesweit sind ganze 22 Kleingarten-Vereine nominiert. Doch Chancen will man im Eichtal ohne Not nicht verpassen. Die Eichtaler vertreten auch 113 Kleingartenvereine in Braunschweig. Bei insgesamt 8000 Parzellen, jede genutzt von etwa drei Personen, heißt das – wohl jeder zehnte Braunschweiger ist Kleingärtner.

Kleingartenverein führen Wartelisten

Ein Grund für die hohe Zahl, so Michael Loose, Fachbereichsleiter Stadtgrün, der der Jury Fachfragen erläuterte: „80.000 Wohnungen in Braunschweig haben keinen Garten.“ Der Fachbereich bereitet gerade einen neuen Kleingarten-Entwicklungsplan für Braunschweig vor. Der Plan soll im zweiten Halbjahr 2022 vorgestellt werden. Ein Teilergebnis werde lauten: „Es sind keine Veränderungen geplant.“

Selbstverständlich sei das nicht, erzählt Heike Gurth-Wefers. Sie ist als Stadtplanerin in der Jury vertreten und war maßgeblich an der Kleingartenstudie der Bundesregierung beteiligt. Es ging auch um Innovationen für verdichtete Räume. Braunschweig, sagt sie, sei natürlich nicht die einzige Kommune, die auf Nachverdichtung setze: „Im Jahr 2018 berichteten ganz viele Kommunen, unter einem enormen Druck zu stehen, die Kleingärten bebauen zu lassen.“

Viele Parzellen standen damals leer. Die Corona-Pandemie hat das geändert. Manfred Weiß, Vorsitzender der Landesgartenfreunde, berichtet, dass weiterhin Wartelisten für Parzellen in Braunschweig geführt werden. Ob das so bleibt, sei unklar: „Enthusiasmus allein reicht nicht. Jeder Kleingarten macht viel Arbeit. Man muss durchhalten. Niemand weiß darum, ob die Nachfrage anhält.“

Punkten mit dem Kinderarten-Garten

Selbstverständlich spielt im Wettbewerb die Gestaltung auch des einzelnen Gartens eine Rolle. Aber auch, so Kleinworth: „Wie sozial ist ein Kleingartenverein organisiert? Wie sieht die Projektarbeit aus? Wie steht es um die Güte des Netzwerks?“ Abgefragt wurde darum zum Beispiel: Wie hoch ist die Zahl der Nationen, aus denen die Kleingärtner stammen? Wie hoch die Zahl der Imker? Mit einer Besucherinsel, einem großen Bienengarten und einem Vogelparadies punkteten die Eichtaler. Ein Pfund war der Kindergarten-Garten. Nicht zufällig waren die Kitakinder vom Leibnitzplatz zu Besuch: Ja, was im Kita-Kleingarten angebaut wird, wird entweder gleich an Ort und Stelle gegessen oder als gesundes Mittagessen in der Kita zubereitet. Auch Eltern unterstützen. Das will die Jury hören.

Die Konkurrenz der Eichtaler ist freilich hart. Mitbewerber sind auch Motto-Kleingärten. Der KGV „Kultur“ in Leipzig beispielsweise. Oder der Verein „Krautgärten“ im Taunus. Mitte November findet die Preisverleihung statt.

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