Braunschweig. Anneliese Wagner feiert am heutigen Sonntag Geburtstag. Die Braunschweigerin blickt auf glatte 100 Jahre zurück.

„Ach, mir geht es hier gut!“, sagt Anneliese Wagner, geborene Pottloch, als sie zusammen mit ihrem Sohn Eckhard Walter in ihrem Appartement in der Seniorenresidenz Augustinum am Kaffeetisch Platz nimmt. Die fröhliche Frau feiert am Sonntag ihren 100. Geburtstag, zusammen mit ihren angehörigen geht es ins Restaurant am Yachthafen in Wedtlenstedt. Zur Familie gehören neben zwei Kindern vier Enkel und sechs Urenkel zwischen 7 und 15 Jahren.

Anneliese Wagner stammt aus Waldenburg im heutigen Polen. Sie kam dort am 26. Juni 1922 zur Welt. Ihr Abitur erlangte sie auf einem Mädchengymnasium, im Zeugnis stand unter Leibesübungen: „Sie mühte sich nach Kräften.“

Noch keinen Rollator

An körperlicher Fitness mangelte es der Niederschlesierin aber nicht, insbesondere mit ihrem zweiten Mann Otto Wagner, den sie 1968 heiratete und der 1987 starb, unternahm sie viele Wanderungen im Harz und Bergtouren von Hütte zu Hütte in den Alpen. Schon mit ihren Eltern war sie als Kind regelmäßig Ski im nahe Riesengebirge gefahren. Und auch heute braucht die Seniorin noch keinen Rollator.

Zurück ins 20. Jahrhundert: 1940 musste sie ein Jahr Arbeitsdienst in Danzig leisten, begann dann ein Studium der Biologie in Dresden, lernte dort ihren ersten Mann Eberhard Walter kennen. 1943 wurde geheiratet, Eberhard kam nicht aus dem Krieg zurück, lernte seine Kinder nicht kennen. 1947 wurde die Familie mit sieben Personen samt Großeltern aus Waldenburg vertrieben, kam in Duttenstedt bei Peine unter. Nach vier Jahren zog sie um nach Braunschweig, der Großvater erhielt eine Anstellung bei der SPD, die Familie kam in Lehndorf unter.

1968 führt der Weg nach Hannover

1957 – im Alter von 35 Jahren – begann die jetzige Jubilarin nochmal eine Ausbildung als Drogistin, arbeitete danach bei Mose in der Frankfurter Straße, Scheer im Siegfriedviertel und Wilke in Lehndorf. Als sie 1968 zum zweiten Mal heiratete – der Arzt Otto Wagner war übrigens ihr Tanzschulpartner aus Waldenburger Zeiten – verließ sie Braunschweig und arbeitete bei ihm als Sprechstundenhilfe in Hannover. Nach seinem Tod blies sie nicht lange Trübsal, was auch nicht ihrem Charakter entsprochen hätte. Ihr Sohn beschreibt sie als positiven Menschen und Attributen wie mutig, wissbegierig, pfiffig und fleißig.

Lesen Sie mehr:

Zwischen 1987 und 1992 bereiste die Liebhaberin klassischer Musik in einer Gruppe die Welt, war mehrfach in Südasien, Nord- und Südamerika. An einer Wand ihres Appartements stehen Mitbringsel und Erinnerungsstücke an ihre Reisen.

2013 zog sich wieder nach Braunschweig

Über ihren Geburtstag war Anneliese Wagner zwischen 1990 und 2011 jeweils mehrere Wochen alleine auf Sylt, nur zum Ehrentag kam die Familie zu Besuch. „Die Zeit auf der Insel war für meine Mutter stets wie ein Jungbrunnen“, berichtet ihr Sohn. In Hannover ging sie mit ebenfalls älteren Freundinnen gerne im See Schwimmen, „wir haben dabei auch viel Blödsinn gemacht“, erinnert sich die Jubilarin grinsend.

2013 zog sie zurück nach Braunschweig, im Augustinum hatte auch schon ihr Vater seinen Lebensabend verbracht. Bei Besuchen ihres Sohnes genehmigt sich die Jubilarin oftmals einen Sherry.