Braunschweig. Wissenschaftler haben das Östliche Ringgebiet unter die Lupe genommen und kommen zu überraschenden Ergebnissen.

Man müsste nur eine Quartiersgarage bauen – und weg ist das Park-Chaos in Braunschweig. Das Institut für Verkehrssystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig hat exemplarisch das Östliche Ringgebiet untersucht. Ergebnis: leichter gesagt als getan.

Es ist ein großes EU-Forschungsprogramm, das Auslöser der Untersuchung war. Für Kathrin Viergutz und Benedikt Scheier ein Heimspiel. Beide DLR-Wissenschaftler wohnen in Braunschweig und kennen die Probleme im Östlichen Ringgebiet. Erstmals wurde darum Parken dort wissenschaftlich untersucht. Per Simulation wurde in Erfahrung gebracht, was Quartiersgarage eigentlich im Östlichen Ringgebiet hieße.

Viergutz berichtet von Hubschrauber-Fotos, um per Künstlicher Intelligenz die Zahl der Parkplätze am Straßenrand zu ermitteln. Und der Nutzung von Google-Maps, um auch Parkflächen auf den Hinterhöfen zu erfassen. Ergebnis: Die Gesamt-Parkfläche beträgt etwa 126.000 Quadratmeter. Die Größe von etwa 25 Fußballfeldern. Was zirka neun Prozent der Gesamtfläche des Östlichen Ringgebiets entspricht. Flächen, von denen Viergutz sagt: „Man könnte sie natürlich auch als Spielstraßen, kleine Parks, grüne Hinterhöfe oder für die Gastronomie nutzen. Das sorgt für ein Mehr an Lebensqualität.“

Je später der Abend, desto mehr Suchverkehr

Doch wohin mit den Autos? Die Untersuchung steht im engen Zusammenhang mit autonomen Fahrzeugen. Taxilösung: Absetzen und Abholen vor der Haustür. Parkplatz-Suchverkehr, lange Fußwege, Lärm und Abgase würden minimiert. Scheier sagt dazu: „Das autonome Fahren in hoch verdichteten Wohngebieten ist allerdings noch Zukunftsmusik. Es wird zwar bereits getestet. Aber es wird noch Jahre bis zur Marktreife dauern.“

Doch was das hieße, haben die Wissenschaftler per Rechenmodell für das Östliche Ringgebiet während der Zeit von 15 bis 23 Uhr simuliert. „Das ist die Zeit, in der die Bewohner mit ihren Autos nach Hause kommen“, erklärt Viergutz. Die Ist-Situation sei: „Ein Ergebnis lautet: Um 15 Uhr sind bereits 2200 von insgesamt 11.000 Parkplätzen im Östlichen Ringgebiet belegt. Je später man kommt, desto komplizierter wird die Suche nach einem freien Parkplatz und desto länger ist auch die Zeit und der Fußweg bis zur Haustür.“

Was, wenn man die 8800 freien Parkplätze einfach in einer Quartiersgarage unterbringen würde? Das reicht nicht aus, besagt die Simulation der Wissenschaftler: Ein leichter Rückgang der gefahrenen Gesamtkilometer sei zwar zu erwarten. Aber kein Rückgang des Kohlendioxid-Ausstoßes. Im Gegenteil. Die Abgasbelastung würde steigen. Grund, so Scheier: „Es würde Staus in den Straßen um die Quartiersgarage geben. Automatisiertes Parken könnte zwar die gefahrenen Kilometer im Quartier um 23 Prozent fallen lassen, die Fahrtzeit der Fahrzeuge ließe sich um 25 Prozent reduzieren, Klimagase sogar um 30 Prozent. Aber nur, wenn nicht eine, sondern drei Quartiersgaragen gebaut werden.“

Reisezeit könnte um 60 Prozent fallen

Ähnliches gelte für die Reisezeiten im Quartier: Sie könnten um 60 Prozent fallen. Aber nur, wenn drei Quartiersgaragen gebaut werden. Zum Flächen-Nulltarif gibt es die Quartiersgaragen natürlich nicht. Die Wissenschaftler schätzen den Flächenbedarf für drei Quartiersgaragen auf etwa 20.000 Quadratmeter. Was der Fläche von etwa vier Fußball-Feldern entspricht.

Momentan, so ergab die Simulation, heißt Parken am Straßenrand im Östlichen Ringgebiet. Der Fußweg bis zur Haustür ist etwa 262 Meter lang. Wobei Viergutz dazu sagt: „Das ist ein Durchschnittswert. Je später man kommt, desto länger dauert die Suche nach einem freien Parkplatz und desto länger ist in der Regel auch der Weg bis zur Haustür.“

Fazit der DLR-Untersuchung: Wer nachhaltig für Entlastung sorgen will, muss nicht nur eine Quartiersgarage bauen, sondern mindestens drei Quartiersgaragen über das Östliche Ringgebiet verteilen.