Braunschweig. Dank Billy Ray Schlags Deal: „Alternative sein Vater“ brachte junge Initiativen aus ganz Deutschland in der Braunschweiger Milleniumhalle zusammen.

„Ich bin happy, dass wir diesen Deal schließen konnten“, freut sich Musiker Billy Ray Schlag. In der Milleniumhalle in Braunschweigs Westen hatte die Alternative für Deutschland (AfD) in den vergangenen Jahren immer wieder Versammlungen abgehalten – begleitet von Protesten. Für die nächsten Jahre ist das ausgeschlossen – dank Schlags Deal mit dem Hallenbetreiber.

Einmal im Jahr will er hier mit seinem Team aus Mitgliedern der Braunschweiger Organisation „If a Bird e.V.“ und des Community-Formats „Remember Why You Started“ aus Salzgitter das Festival „Alternative sein Vater“ abhalten.

Im Gegenzug wird die Veranstaltungshalle nicht mehr an die AfD vermietet. „Die AfD hat bis heute keine Halle gefunden“, so Billy Ray Schlag stolz – ganz nach dem Motto: „Kapitalismus schlägt Faschismus“, wie er sagt.

Billy Ray Schlag: „Jeder ist hier willkommen, sich zu connecten!“

Ziel des neuen Formats: Die Gesellschaft noch inklusiver, sozialer, demokratischer und nachhaltiger zu gestalten. Bei sonnigem Mai-Wetter waren die Stände der gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Initiativen, Projekte und Organisationen aus der Region und ganz Deutschland vor der Halle aufgebaut.

„Wir wollen mit unserem Festival eine Plattform schaffen, wo sich die verschiedenen Szenen miteinander vernetzen können“, erklärt Schlag. Auf der Bühne standen Talks, Diskussionen, Poetry Slam und Musik auf dem Programm.

Ob Antirassismus-Initiativen „United Colors of Change“ oder „Kein Bock auf Nazis“, die „Seebrücke Braunschweig“, die entwicklungspolitische Non-Profit-Organisation „Viva Con Agua“ oder auch das „Feministische Bündnis“ Braunschweig. An den Infoständen kamen die Besucher schnell ins Gespräch.

Louisa Ferch (links) und Denise Rosenthal betreiben seit mehr als einem Jahr ihren Podcast „Lounie Tunes“.
Louisa Ferch (links) und Denise Rosenthal betreiben seit mehr als einem Jahr ihren Podcast „Lounie Tunes“. © Markus Hörster

Aus Braunschweig dabei waren auch Louisa Ferch und Denise Rosenthal vom Podcast „Lounie Tunes“, der nach dem Motto „einfach machen“ vor gut einem Jahr an den Start gegangen ist, erzählt Denise Rosenthal, die als großer Podcast-Fan ihre Kollegin angesteckt hat: „Wir möchten andere Menschen dazu ermutigen, füreinander, aber auch für sich einzustehen und sich mit anderen zu vernetzen.“

Die Podcast-Hörer sollen etwas für sich mitnehmen, „wir möchten sie ‚empowern‘“, ergänzt Louisa Ferch: „Aber auch wir wachsen daran!“

Derzeitiger Schwerpunkt: „Putins Troll-Armee“

Aus Berlin war Andreas Bergholz angereist, der für den „Volksverpetzer“ arbeitet und dort unter anderem die mehr als 350.000 Instagram-Follower mit Inhalten versorgt. Der bekannte Blog wurde im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 gegründet.

„Zunächst haben wir uns mit Rechtsextremen, Fake News und der AfD beschäftigt. In der Corona-Pandemie kamen dann die Querdenker hinzu“, erklärt Bergholz. Seit dem Krieg in der Ukraine habe sich der Schwerpunkt erneut gewandelt: „Uns beschäftigt gerade vor allem ‚Putins Troll-Armee‘, die ständig versucht, im Netz mit Kommentaren Putin abzufeiern und gegen die NATO zu wettern.“

Andreas Bergholz vom Anti-Fake-News-Blog „Volksverpetzer“ zusammen mit Josephin Haardt (links) und Hannah Aldinger von „Radikale Töchter“.
Andreas Bergholz vom Anti-Fake-News-Blog „Volksverpetzer“ zusammen mit Josephin Haardt (links) und Hannah Aldinger von „Radikale Töchter“. © Markus Hörster

Über die Vernetzungsmöglichkeit bei „Alternative sein Vater“ freue er sich sehr: „Die Rechten vernetzen sich auch die ganze Zeit und daher müssen wir das auch tun“, betont Andreas Bergholz, der sich mit dem Team von „Radikale Töchter“ ein Büro teilt.

Für die Finanzierung hat das Team gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet

Die Radikalen Töchter sind ein Berliner Aktionskünstlerinnen-Kollektiv, das in Workshops Ansätze der Aktionskunst und des künstlerischen Aktivismus vermitteln. Neuestes Projekt: Der „MutMuskelTrainer“, ein Jahreskalender, der dabei helfen soll, zu dem politischen Menschen zu werden, der man sein will.

Für die Finanzierung hat das Team gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. „Wir helfen den jungen Leuten dabei, politisch aktiver zu werden und mit ihren Ideen an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagt Geschäftsleiterin Josephin Haardt.

Weiter mit dem Festival „Alternative sein Vater“ geht es im Mai 2023

Die Veranstalter hoffen, dass das Festival von Jahr zu Jahr weiter wächst. Man sei auf die großen Namen stolz, die an der ersten Ausgabe teilgenommen haben, sagt Initiator Billy Ray Schlag: „Genauso freuen wir uns aber auch riesig über die kleineren Projekte und Initiativen, die heute dabei sind und sich miteinander vernetzen wollen.“

Die nächste Gelegenheit werde es dann Anfang Mai 2023 geben.