Braunschweig. Zum großen Cross-Over-Konzert werden rund 6000 Menschen in der Volkswagen Halle erwartet. Einige Restkarten sind noch zu haben.

Welch ein Aufwand für nur einen einzigen Abend! Pop meets Classic geht am kommenden Samstag in die 14. Auflage. Eine logistische Meisterleistung, an der am Ende mehr als 500 Menschen beteiligt sein werden. Ein Probenbesuch führt eindrucksvoll vor Augen, wie viele Rädchen sauber ineinander greifen müssen, damit aus dem Cross-over-Konzert keine Chaos-Symphonie wird. „Dieses Format ist selbst für Veranstaltungsprofis eine enorme Herausforderung“, meint Undercover-Produktionsleiter Tobias Huwe. Nachtschichten inklusive. „Diese Show macht Augenringe“, meint er lachend.

Schon die Zahl der Mitwirkenden führt die Volkswagen Halle an ihre Kapazitätsgrenzen: 100 Leute allein im Orchester, dazu 80 Chorsängerinnen und -sänger und rund 30 Solisten, 120 Aufbauhelfer, 60 Mitarbeiter für Licht, Laser, Pyro- und andere Bühnentechnik, 10 Catering-Experten in der Küche, 20 Organisatoren vom Veranstalter Undercover – und am Showabend selbst noch einmal 120 Sicherheitskräfte. „Jeder muss genau wissen, wann er an welchem Platz zu sein hat“, sagt Huwe. Nichts darf dem Zufall überlassen bleiben.

Im vergangenen Jahr wurde Pop meets Classic abgesagt

2019 hatte die letzte Pop-meets-Classic-Show stattgefunden. Dann kam Corona. Die 2020er Veranstaltung wurde vom traditionellen April-Termin auf Oktober verschoben, dann auf April 2021, dann abgesagt.

Nun aber kann’s tatsächlich losgehen. Obwohl es derzeit keine Corona-Auflagen gibt, hat Undercover die Ticketinhaber angeschrieben und empfiehlt, eine Maske zu tragen. Aus Sicherheitsgründen. „Wir freuen uns auch über jeden, der sich vorab testen lässt“, sagt Rilana Sandelmann, zuständig für die Pressearbeit und Kommunikation der Agentur. Zum Schutz für alle.

Auf der Bühne singt sich gerade Markus Schultze ein. Seit Jahren liebenswerter Stammmoderator von PMC. Noch am Ostermontag hatte er im „Diamantenherzog“ im Großen Haus des Theaters den wackeren Braunschweiger Bürgermeister Wilhelm Bode gegeben. Bei diesem Hip-Hop-Musical stand er auch schon mit der Jazzkantine auf der Bühne. Unermüdlich gerade, die Truppe.

Die hat einiges Zittern und Bangen hinter sich: Im Vorfeld der Theater-Aufführungen musste die halbe Belegschaft in die Corona Quarantäne. Die ersten Proben fanden per Videoschalte statt. Erschwerte Bedingungen, die bei PMC und hier und heute keiner braucht.

Produktionsleiter Tobias Huwe erläutert, wie in der Braunschweiger Volkswagen Halle die verschiedenen Kameras für die Videoprojektionen bei PMC hinter der Bühne gesteuert werden.
Produktionsleiter Tobias Huwe erläutert, wie in der Braunschweiger Volkswagen Halle die verschiedenen Kameras für die Videoprojektionen bei PMC hinter der Bühne gesteuert werden. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Dennoch ereilt das Pech die Show: Generalmusikdirektor Srba Dinić muss seine Premiere absagen. Er kann nicht dirigieren. Er müsse ein Gastengagement am kroatischen Nationaltheater in Zagreb wahrnehmen, teilt das Staatstheater mit. Aufgrund von Corona-Fällen im Produktionsteam dieses Opernprojektes hätten sich die dortigen Termine leider verschoben.

Mino Marani springt ein, 1. Kapellmeister des Staatsorchester Braunschweig. „Der junge Italiener ist neu im Ensemble des Staatstheaters und bringt durch seine frühere Tätigkeit im Bereich des Musicals viel Erfahrung für den Crossover-Bereich und die unterschiedlichen Genres mit“, betont Pressesprecherin Sandelmann.

In der Küche der Volkswagen Halle wird derweil das Abendessen vorbereitet. Unter anderem Schweinefilet mit gefüllten Tomaten. „Mit Linsen drin und getrockneten Aprikosen“, verrät der Koch.

Chef-Caterer André Rosso ist es wichtig, dass hinter der Bühne auf Nachhaltigkeit geachtet wird. Keine Plastikbecher, keine Plastikflaschen. Die Crewmitglieder können Wasser zapfen in auswaschbare Flaschen. „Somit ersparen wir uns allen täglich den Müll von rund 700 Plastikflaschen.“ Sogar die Kaffeepads habe er gegen eine umweltverträgliche Sorte ausgetauscht, sagt er.

Sitze wurden abmontiert, um die Bühne zu vergrößern

Für die größte Bühne der Stadt haben die Veranstalter einige Sitze abmontieren müssen, um die Fläche zu vergrößern. Diesmal gibt es keinen Laufsteg, sondern kleine angebaute Rampen, so genannte Ego-Nasen, auf denen die Solisten performen können. Die sollten allerdings schwindelfrei sein. Die Rampen haben eine Höhe von vier Metern – ohne Geländer, nur durch weiße Randstreifen markiert.

Hinter schwarzen Tüchern ist direkt hinter der Bühne eine winzige Garderobe versteckt. „Oft reicht für die Künstler die Zeit nicht, um sich in ihrer richtigen Garderobe umzuziehen“, erklärt Huwe.

Die Wege hinter der Bühne sind verschlungen. Ein Plätzchen ist reserviert für die Kamera-Führung. Die Bilder aus dem Saal werden mit vorproduzierten Kunst-Videos von hinten auf drei große Leinwände projiziert. Daneben die Schaltstelle für die Kommunikation. Damit nicht alle durcheinander reden können, werden nur die Leitungen kanalisiert.

Jazz-Posaunist Nils Wogram ist aus Zürich nach Braunschweig gereist

Auf einem der vielen leeren Stühle im Saal der Halle schaut sich Nils Wogram das Treiben auf der Bühne an. Der Jazz-Posaunist ist anerkanntermaßen Weltklasse. Aus Zürich angereist. Seit Ostern schon ist er in der Region. Seine Familie lebt in Groß Schwülper. „Gottlob hat sich die Situation für mich als Musiker inzwischen normalisiert“, sagt er. In den Corona-Jahren zuvor habe er sich wie ein Saisonarbeiter gefühlt. „Nichts los in den kalten Monaten, dafür war in den warmen die Hölle los“, berichtet der 49-Jährige. Er freut sich ungemein auf den Auftritt in seiner alten Heimat.

Hinten beklatschen etliche Schüler aus der Region ausgiebig das Orchester und „Kleopetrol“-Sängerin Tiana Kruškic. Die Schüler haben sichtlich Spaß am Probenbesuch. „Für sie ist das hier eine ideale Gelegenheit, garniert von Rock- und Popmusik auch einmal klassische Musik kennenzulernen“, sagt Rilana Sandelmann. Hier klatschen womöglich die zahlenden Fans von morgen.

Pop meets classic: Samstag, 23. April, 19 Uhr, Volkswagen Halle. Einlass 17.30 Uhr. Mitwirkende: Staatsorchester, Jazzkantine, Markus Schultze, Afrob, Andreas Kümmert, Jelena Bankovic, Kinder- und Jugendchor Belcanto, Kroner, Kleopetrol, Nils Wogram, Britta Dekker, Maike Jacobs u. a. Restkarten gibt es an der Abendkasse.

Das könnte Sie auch interessieren: