Braunschweig. Carlo Fuchs vom Naturschutzbund fragt: Muss ein Osterfeuer so groß wie ein Rodelhügel sein? Bitte denkt auch an die Tiere und die Luft.

Endlich wieder Osterfeuer! Schon haben 34 Veranstalter bei der Stadt Braunschweig Osterfeuer angemeldet. Sie müssen genehmigt werden, dürfen nicht zur Müllbeseitigung missbraucht werden. Viele freuen sich nach der Pandemie-Pause aufs Osterfeuer. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Dazu gehört der Naturschutzbund Nabu. Wir sprachen darüber mit dem Braunschweiger Vorsitzenden Carlo Fuchs.

Carlo Fuchs ist Vorsitzender der NABU-Bezirksgruppe Braunschweig.
Carlo Fuchs ist Vorsitzender der NABU-Bezirksgruppe Braunschweig. © Privat/Archiv

Der Nabu gehört ja nicht gerade zu den begeisterten Befürwortern der Osterfeuer. Warum?

Unser Haupteinwand: Wenn die Feuer zu früh aufgeschichtet werden, dann suchen dort Tiere wie der Igel oder andere Kleinsäuger Unterschlupf und kommen um. Wenn da schon so ein Riesenberg liegt, schaut man vielleicht auch nicht mehr gründlich nach. Und dann lautet unsere grundsätzliche Frage auch noch: Muss wirklich alles verbrannt werden, was da im Osterfeuer landet? Tatsächlich gehört nicht alles dahin – und wäre im Kompost besser aufgehoben.

Sie sorgen sich um die Luftqualität?

Da wird alles ungefiltert verbrannt, darum geht es. In Müllverbrennungsanlagen gibt es wenigstens Filter. Es sollte uns schon interessieren und beunruhigen, was da so in der Osternacht an Rußpartikeln, Stickoxiden und mehr in unserer Luft und Atemluft landet. Natürlich auch Gift fürs Klima.

Es gibt doch strenge Auflagen. Auch Feuerwehren und Vereine achten ja darauf. Machen Sie sich dennoch Sorgen?

Sie wissen doch: Es gibt immer Mittel und Wege, da dann oft doch noch etwas zu entsorgen. Gewiss gibt es feste Annahmezeiten – und auch Menschen, die das dann überwachen. Allerdings wissen wir, dass so etwas auch umgangen werden kann.

Wollen Sie nur ein kritisches Bewusstsein schaffen oder den Menschen den Spaß am Osterfeuer nehmen?

Natürlich stehen da zwei Interessen im Widerstreit. Zum einen ist es das Brauchtum, und dagegen haben wir natürlich nichts. Es gehört mit dazu! Doch dazu gehört auch, dass man Rücksicht nimmt. Auf die Tiere, die hier in Fallen gelockt werden. Da haben wir eine Verantwortung. Und dazu gehört auch, dass wir auf die Dimensionen solcher Brauchtumsfeuer achten müssen. Man muss fürs Osterfeuer nicht Unmengen durch den Gartenschredder jagen. Vieles davon gehört auf den Kompost.

Wie sähe denn Ihr ideales Osterfeuer aus?

Es stellt sich für mich schon die Frage, ob sie so groß ausfallen müssen, wie man das oft sieht. So riesig, dass man mit den Kindern im Winter darauf rodeln gehen könnte. Manche erinnern mich tatsächlich mehr an Rodelhügel. Und ich möchte die Frage aufwerfen, ob das in solchen Ausmaßen wirklich sein muss. Warum nicht kleinere und achtsamere Osterfeuer? So ging Brauchtum früher doch auch.

Dafür gibt es kein Bewusstsein?

Doch, durchaus, wir sehen das ja schon bei vielen Verantwortlichen. Uns geht es darum, es zu denjenigen zu transportieren, die, sagen wir mal, die Botschaft noch nicht richtig gehört oder verstanden haben.

Weiß man beim Nabu, wie viele Kleintiere in so einer Osternacht ums Leben kommen oder geschädigt werden?

Statistiken darüber gibt es nicht, man kann es nur schätzen. Doch es ist so, dass beispielsweise Igel, aber auch andere Tiere, in den aufgeschichteten Haufen Unterschlupf suchen, weil es dort wärmer ist.

So ein Osterfeuer wird jetzt von vielen auch als Teil einer Befreiung nach so vielen Beschränkungen empfunden. Welche erste Bilanz zieht denn der Nabu jetzt „nach“ der Corona-Zeit?

Eine durchaus gemischte. Einerseits hat die Natur deutlich mehr Interesse bekommen, aber auch mehr Zulauf. Einerseits ist das sehr erfreulich, andererseits aber auch mit größeren Belastungen für sensible Bereiche verbunden, wenn sich Menschen dort Wege suchen, wo eigentlich keine sein sollen, um gefährdete Arten zu schützen. Eine Schattenseite der Pandemie war ja, dass viele Menschen einfach querfeldein gelaufen sind.

Dafür gibt’s jetzt wieder Osterfeuer ...

… aber bitte bewusster, bitte nicht gedankenlos.

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