Braunschweig. Die Stadt will einen Zuschuss von bis zu 400 Euro zahlen. Mit Tricks kann man die Stromrechnung erheblich verringern.

Hohe Energiepreise ­– genau richtig kommt Braunschweigs Förderprogramm für Solarenergie. Am 1. April soll es Anträge für einen Zuschuss von bis zu 400 Euro für ohnehin günstige Mini-Solaranlagen geben (wir berichteten). Mit Tricks kann man ihren Nutzen steigern.

Was ist eine Mini-Solaranlage?

Im einfachsten Fall besteht sie aus einem Solarmodul, Befestigungsmaterial und einem Wechselrichter, der den Gleichstrom der Solarmodule in Wechselstrom für den Haushalt umwandelt. Der Solarstrom deckt ganz oder teilweise den Energieverbrauch von Haushaltsgeräten.

Lohnt sich eine Mini-Solaranlage?

Leistung der Mini-Solaranlage am 13. März 2022. 
Leistung der Mini-Solaranlage am 13. März 2022.  © JS | Stachura, Jörn

In aller Regel ja. Im Internet findet man die sogenannten PVGIS-Tools der Europäischen Kommission. Kostenlos lässt sich der Brutto-Ertrag bei unterschiedlicher Neigung und Ausrichtung der Module berechnen. Wie stark die Stromrechnung fällt, ist jedoch abhängig davon, in welchem Umfang der Solarstrom im Haushalt verbraucht wird. Faustregel: Etwa 70 Prozent wird selbst genutzt. Der sogenannte Zweirichtungszähler, er wird von BS-Netz bei Anmeldung der Anlage kostenlos gesetzt, gibt Aufschluss, in welchem Umfang Solarstrom ungenutzt in das öffentliche Netz eingespeist wird. Dies gilt es durch Verhaltensänderung zu minimieren: Werden zum Beispiel Kaffee- und Spülmaschine gleichzeitig betrieben, kann nur ein Gerät von Solarstrom unterstützt werden. Mini-Solaranlagen liefern maximal 600 Watt. Energiehungrige Geräte laufen darum nacheinander. Möglichst zu der Zeit, in der besonders viel Solarstrom erzeugt wird. Die Sonne bestimmt am Ende das Mögliche.

Wie sollten die Module aufgestellt werden?

So, dass sie möglichst nicht verschattet sind. Schattenverläufe zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten lassen sich auf der InternetseiteSonnenverlauf“ kostenlos anzeigen. Dort kann man auch Höhen von Nachbargebäuden angeben.

Die Ausrichtung selbst ist vom Eigenverbrauch abhängig. Wann kann möglichst viel Solarstrom verbraucht werden, um die Stromrechnung möglichst stark fallen zu lassen?

Was kostet eine Mini-Solaranlage?

Leistung der Mini-Solaranlage am 3. Februar 2022.
Leistung der Mini-Solaranlage am 3. Februar 2022. © JS | Stachura, Jörn

Zwei Module, ein Wechselrichter und Befestigungsmaterial kosten etwa 850 Euro. Fördergelder fließen jedoch nur, wenn das zweiseitige Anmelde-Formular von BS-Netz eingereicht wird. Das Formular muss unterschrieben werden. Dort heißt es zum Beispiel: „Achtung: Ein Anschluss über normale Schutzkontakt-Steckdosen („Schukostecker“) ist unzulässig! Sowohl die feste Verdrahtung der Anlage als auch die Installation einer speziellen Energiesteckvorrichtung muss durch einen Elektro-Installateur erfolgen.“ Eventuell muss ein Sanierungsstau aufgelöst werden.

Benötigt man eine Genehmigung?

Stadtverwaltung und BS-Netz verweisen darauf, dass die Zustimmung durch Eigentümer oder Hausverwaltung erforderlich ist. Dies beschäftigt mittlerweile Gerichte. In Weimar wurde es einem Mieter untersagt, die Balkonfläche für Mini-PV zu nutzen. In Stuttgart entschied das Gericht gegen eine Eigentümerin. Im fränkischen Wunsiedel wurde die Klage einer Eigentümergemeinschaft abgewiesen, die aus ästhetischen Gründen es einem Miteigentümer untersagen wollte, ein Modul vor den Balkon zu hängen. Der Betrieb einer Mini-Solaranlage selbst bedarf keiner Genehmigung. Sollen Fördergelder fließen, muss die Anlage bei BS-Netz angemeldet und im Markstammdaten-Register der Bundesnetzagentur registriert werden. Die Agentur erklärt in Video-Tutorials, wie das geht.

Woran erkenne ich, ob die Anlage förderfähig ist?

Es sind nur zertifizierte Wechselrichter anmeldefähig. Laut VDE ist auch entscheidend, dass die sogenannte maximale Scheinleistung nicht größer als 600VA ist. Die Angabe findet man in den Zertifikaten des Wechselrichters. Die Leistung der Module spielt für die Anmeldung keine Rolle. Die Hersteller der Wechselrichter geben Empfehlungen zur Modulleistung.

Soll man mit dem Kauf warten?

Förderanträge werden in der Reihenfolge des Eingangs bearbeitet. Das PV-Förderprogramm zählt zu den beliebtesten Förderprogrammen Braunschweigs. Im Vorjahr waren die Fördergelder im Oktober aufgebraucht.

Zurzeit ist der Kauf von Mini-Solaranlagen schwierig. Zumeist werden sie im Internet bestellt. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Zahl der registrierten Mini-Anlagen mehr als verdoppelt. Momentan boomt der Markt zusätzlich. Lieferzeiten von etwa vier Wochen sind die Regel. Die hohe Nachfrage lässt außerdem die Preise steigen.

In Vorbereitung ist eine Produktnorm für Solargeräte. Sie wird von der Deutschen Kommission Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (DKE) erstellt. Laut DKE sei noch nicht entschieden, ob die Produktnorm den Anschluss von Solargeräten per Schuko-Stecker möglich machen wird. Hinweise auf den Fortgang soll es Anfang April geben.