Braunschweig. Friseurstübchen in Querum: Der Salon ist auch ein sozialer Anlaufpunkt. Und manchmal ist der Besuch auch wichtig gegen die Einsamkeit.

Starke Trends sehe ich aktuell am ehesten bei ganz jungen Männern“, sagt Katja Meyer, „die Seiten sind rasiert und auf dem Oberkopf sorgt häufig eine Dauerwelle für Locken.“ Daneben ist und bleibt auch in ihrem Friseurstübchen in Querum die Farbe Blond ein Dauerthema. „Die Königsdisziplin“, sagt die Meisterin, „in jedem Fall eine anspruchsvolle Technik.“

Oft kommen Kundinnen mit festen Vorstellungen von einer neuen Frisur, aber aktuelle Trends sind für sie eigentlich nicht so wichtig

Immer wieder kommen Kundinnen auch mit einem Foto aus einer Zeitschrift oder aus dem Internet, aber selten wird wirklich nach neuen Trends gefragt. In der Regel sind aber in ihrem Salon eher die sanften Veränderungen gefragt, Strähnen statt komplettem Umfärben, Natürlichkeit und praktische Handhabung im Alltag stehen oben auf der Wunschliste der Kunden.

95 Prozent Stammkunden sind Katja Meyers Glück. Doch gerade jetzt muss man die Stammkunden auch wieder zurückgewinnen

Dennis Franke kommt extra aus Wolfenbüttel ins Haarstübchen.
Dennis Franke kommt extra aus Wolfenbüttel ins Haarstübchen. "Ich fühle mich hier perfekt aufgehoben und sollte ich  ich mal schlechte Laune haben, scheint nach meinem Besuch hier wieder die Sonne." © Privat

„Die Coronakrise hat uns allen das Leben schwer gemacht“, sagt Chefin im Haarstübchen, „und hat uns verändert.“ Zum Glück kann sie auf rund 95 Prozent Stammkunden zählen.

Aber auch da ist es etwas weniger geworden. „Während der langen Lockdowns haben sich einige Kundinnen daran gewöhnt, seltener zum Friseur zu gehen“, bemerkt sie. Auch die Festfrisuren zu Hochzeiten, Konfirmationen oder Geburtstagen – die in Katja Meyers Friseurstübchen besonders nachgefragt waren – liegen seit gefühlt ewig auf Eis.

Die Folgen der Pandemie: „Ich muss mich wirtschaftlich noch mal anstrengen“

Dazu kommen die coronabedingten Veränderungen: „Von elf Plätzen belegen wir maximal fünf oder sechs“, erklärt Meyer. Sie hat Trennwände ziehen lassen und Einmalumhänge angeschafft. „Das Sicherheitsgefühl für meine Kunden und Mitarbeiter stand und steht an erster Stelle“, sagt die Chefin.

Auch die höheren Kosten im Einkauf machen sich bemerkbar. „Nach über 25 Jahren Selbstständigkeit muss ich mich jetzt noch mal wirtschaftlich richtig anstrengen“, erklärt sie die Folgen der Pandemie.

Klare Erkenntnis: „Corona hat alles verändert. Ein Besuch beim Friseur hilft auch gegen die Einsamkeit“

Eva Cissee aus Braunschweig ist frisch frisiert und strahlt. Sie ist einer ältesten und langjährigsten Kundinnen im Haarstübchen. Hier mit
Eva Cissee aus Braunschweig ist frisch frisiert und strahlt. Sie ist einer ältesten und langjährigsten Kundinnen im Haarstübchen. Hier mit "ihrer" Friseurin Michaela Ebers.  © Privat

Und – auch das lässt sie nicht unberührt – wir haben hier viele ältere Kundinnen, für die wir ein wichtiger sozialer Anlaufpunkt sind“, sagt Katja Meyer, „viele von ihnen sind einsam. Und wir merken, dass einige jetzt mehr auf das Geld achten müssen. Alles wird teurer. Auch wir mussten die Preise erhöhen. Da wird der Friseurbesuch schon mal weiter rausgeschoben. Corona verändert uns alle.“

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