Braunschweig. In Rüningen waren mehrere Autos zwischen herabstürzenden Ästen „gefangen“. Die Feuerwehr greift ein. Auch die Wolfenbütteler Straße war blockiert.

Wie vorhergesagt zieht das Sturmtief „Zeynep“ am Freitagabend und in der Nacht über unsere Region hinweg. Gegen 18.20 Uhr rollte die erste Welle heran und bescherte der Feuerwehr zahlreiche kleinere Einsätze. Auf der Wolfenbütteler Straße brachen auf Höhe des Braunschweig Kollegs Äste und Zweige ab und stürzten auf die Fahrbahn. Der stadtauswärtsfließende Verkehr wurde behindert. Die Polizei sicherte zunächst den Gefahrenbereich. Die Ortsfeuerwehr Innenstadt beseitigte und zersägte die Äste.

Durch weitere abstürzende Äste war hauptsächlich der südliche Stadtteil betroffen. Auf der Marienberger Straße in Rüningen brachen ebenfalls Äste und Zweige ab. Mehrere Autos kamen weder vor noch zurück. Hier brachte die Ortsfeuerwehr Rüningen neun Insassen in Sicherheit. Die Marienberger Straße wurde komplett abgesperrt. Durch weitere herabfallende Äste war eine Beseitigung am Abend vorerst nicht möglich. Die Gefahr, dass Einsatzkräfte verletzt worden wären, war zu hoch.

Wochenmärkte finden voraussichtlich statt

Am Samstag könnte sich alles wieder beruhigt haben. Die Stadtverwaltung teilt daher mit, dass die Wochenmärkte am Samstag voraussichtlich stattfinden – in Stöckheim und Rüningen sowie auf dem Altstadtmarkt und dem Welfenplatz. Eine kurzfristige Absage sei allerdings nicht ausgeschlossen, heißt es.

Aus Sicherheitsgründen bleiben alle städtischen Bezirks- und zur Nutzung überlassenen Sportanlagen bis einschließlich Sonntag, 20. Februar, komplett gesperrt. Das betrifft ebenfalls die Kalthallen und die Sportfunktionsgebäude, die sich auf den Sportanlagen befinden. Ein gefahrloses Betreten der Sportanlagen sei nicht gegeben, betont die Stadtverwaltung.

Auch der Stadtfriedhof und die städtischen Ortsteilfriedhöfe bleiben an diesem Wochenende aus Sicherheitsgründen weiterhin für den Besucherverkehr gesperrt. Trauerfeiern und Beisetzungen können wie geplant stattfinden. Die Mitteilung gilt nicht für den Hauptfriedhof, den Katholischen Friedhof und die kirchlichen Ortsteilfriedhöfe. Was auf nicht-städtischen Friedhöfen gilt, ist beim jeweiligen Träger zu erfragen.

„Ylenia“ war mit Böen bis Windstärke 10 über Braunschweig hinweggefegt

Das Tief „Ylenia“ hatte die Stadt am Donnerstagmorgen fest im Griff. In Böen wurde Windstärke 10 gemessen. Die Feuerwehr musste bis Donnerstagvormittag zu 35 Einsätzen ausrücken. Das Stadtgebiet kam vergleichsweise glimpflich davon. Sturmschäden führten jedoch dazu, dass Züge der Deutschen Bahn Braunschweigs Hauptbahnhof nicht erreichten. Reisende und Pendler mussten sich in Geduld üben oder sich per Bus auf den Weg machen.

Die Feuerwehr hatte sich vorbereitet: Neben Personalaufstockung an den Standorten der Berufsfeuerwehr und in der Leitstelle wurden auch zahlreiche Freiwillige Feuerwehren in Alarmbereitschaft versetzt und die Örtlichen Einsatzleitungen eingerichtet.

Bahnstrecke nach Uelzen war blockiert

In Kralenriede blockierten an mehreren Stellen Bäume die Bahnstrecke nach Uelzen.
In Kralenriede blockierten an mehreren Stellen Bäume die Bahnstrecke nach Uelzen. © Feuerwehr Braunschweig

Einer der ersten Einsätze: In Kralenriede blockierten an mehreren Stellen Bäume die Bahnstrecke nach Uelzen. Die Feuerwehr beseitigte die Hindernisse. „Nicht spektakulär“, so hieß es, seien die Einsätze verlaufen. Als bei Tagesanbruch die Schäden der Nacht sichtbar wurden, begannen die Aufräum- und Sicherungsarbeiten. „In Melverode war ein Baum auf einen PKW gestürzt und an der Echternstraße eine Fichte über den Neustadtmühlengraben gegen ein Haus gefallen“, so Hermanns. „Hier konnte der Baum jedoch aufgrund der Besonderheit der Lage nicht entfernt werden.“

In Wenden fuhr die Tram langsamer

Die BSVG hatte am Donnerstag nur geringe Probleme. Braunschweigs Schulen hatten wegen des Sturms geschlossen. Schülerverkehr gab es nicht. Es kam am Morgen zu kurzzeitigen Umleitungen auf dem Madamenweg und in Weddel, „wobei die Strecken jeweils nach wenigen Minuten wieder frei waren“, so Sprecher Felix Weitner.

Ungewohnt war die Fahrt für Fahrgäste Richtung Wenden: Zwischen den Haltestellen „Geibelstraße“ und „Veltenhöfer Straße“ fahren die Trams sturmbedingt nur mit verminderter Geschwindigkeit. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, so Weitner. Die Windböen ließen Oberleitungen dort stark schwanken. Die Tempodrosselungen „führten allerdings nicht zu Verspätungen“.

Wind-Höchstgeschwindigkeiten von 92,5 Stundenkilometern

Am Zentrum für Agrarmeteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes wurden am Donnerstag die Sturmdaten aufgezeichnet. Die Messungen der Wissenschaftler am Kanzlerfeld erfolgen in zehn Meter Höhe auf freier Fläche. Ein standardisiertes Verfahren, um für eine zeitliche und bundesweite Vergleichbarkeit von Wetterdaten zu sorgen.

Gemessen wurden gegen 4.30 Uhr Wind-Höchstgeschwindigkeiten von 92,5 Stundenkilometern. Sprecher Frank Kahl: „Das entspricht Windstärke 10 – ein schwerer Sturm.“ Orkanstärke, Windstärke 12 und Windgeschwindigkeiten von mehr als 118 Stundenkilometern, sei nicht erreicht worden. Tagsüber wurden immer wieder Böen mit mehr als 70 Stundenkilometern gemessen.

Der Wetterexperte rät, auch in den nächsten Tagen Unwetterwarnungen zu beachten: „Auf der Rückseite des aktuellen Tiefs nähert sich das Tief Zynep. Mittlerweile ist seine Bahn klar: Das Tief wird in der Nacht zu Samstag Norddeutschland und auch Braunschweig treffen.“

Windböen mit mehr als 90 Stundenkilometern wurden gemessen. 
Windböen mit mehr als 90 Stundenkilometern wurden gemessen.  © Jürgen Runo

Friedhöfe gesperrt, Schulen geschlossen

Aus Sicherheitsgründen waren der Stadtfriedhof und die Ortsteilfriedhöfe am Donnerstag und auch am Freitag für den Besucherverkehr gesperrt. Trauerfeiern und Beisetzungen fanden gemäß terminlicher Abstimmung wie geplant statt.

Der Unterricht an den städtischen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Braunschweig konnte am Freitag wieder stattfinden. Auch die Kitas waren geöffnet.

Einen Liveticker zur Sturmlage in Niedersachsen und der Region finden Sie hier.

Viele Zugverbindungen sind nach wie vor eingestellt – auch am Braunschweiger Hauptbahnhof fielen am Vormittag nach wie vor viele Züge aus.
Viele Zugverbindungen sind nach wie vor eingestellt – auch am Braunschweiger Hauptbahnhof fielen am Vormittag nach wie vor viele Züge aus. © Bernward Comes

Wochenmärkte am Donnerstag gesperrt

Außerdem hatte die Stadt die Wochenmärkte in Lehndorf und in der Weststadt, sowie die nachmittags stattfindenden Wochenmärkte am Stadtpark und auf dem Magnikirchplatz abgesagt.

Orkanböen- Heftiger Sturm ab Donnerstag in Niedersachsen erwartet

Alle städtischen Sportanlagen waren für den Spiel- und Trainingsbetrieb gesperrt. Laut Wetterdienst wird erwartet, dass das Tief „Wenjin“ mit mehreren aufeinanderfolgenden Stürmen bis zur Orkanstärke Braunschweig überquert. Somit sei eine gefahrlose Nutzung der Sportanlagen nicht gegeben.

Kurzzeitige Spannungsschwankungen im Stromnetz

Auf Braunschweigs Stromversorgung hatte der erste Sturm kaum Einfluss. Der Anteil von Freilandleitungen ist im Stadtgebiet gering. Laut BS-Netz gab es lediglich kleinere Schäden. Beispielsweise verursachte am Steinriedendamm ein heruntergefallener Ast kurzzeitige Spannungsschwankungen im Stromnetz.

Auch auf der Großbaustelle von BS-Energy am Heizkraftwerk Mitte, wo derzeit die neuen Erzeugungsanlagen entstehen, waren am Donnerstag keine Schäden zu verzeichnen. Dort wurde allerdings das Arbeiten in der Höhe und das Arbeiten mit Kränen vorübergehend eingestellt.

Für die Stadtentwässerung Braunschweig GmbH bedeutet der Sturm, so hieß es auf Anfrage, dass möglicherweise mehr Abflusshindernisse in den Gewässern vorhanden sind. Dies wird nun insbesondere in kritischen Bereichen wie den Oker-Wehren regelmäßig kontrolliert. Etwaige Hindernisse werden umgehend entfernt. Grund: Sollte sich aufgrund von anhaltenden Niederschlägen in den nächsten Tage eine Hochwasserlage entwickeln, werden Schutzmaßnahmen vorbereitet.