Braunschweig. 1000 Beratungsanliegen registriert die psychologische Beratungsstelle der evangelischen Landeskirche Braunschweig im Jahr. Ein Angebot für alle.

Kaum 500 Meter hinter dem Staatstheater in einer ruhigen Seitenstraße ist die Parkstraße 8a. Hinter dem Haupteingang ist eine Glastür mit vielen Klingeln. Hier wohnt niemand. Jede Klingel gehört zu einem eigenen Raum und wird von einer psychotherapeutisch qualifizierten Beraterin oder einem Berater gehört. Wer hier klingelt, hat ein Anliegen, das er oder sie besprechen möchte.

Mit dem ersten Anruf kann ein Vorgesprächstermin vergeben werden

So kommen im Laufe des Tages Menschen mit den unterschiedlichsten Themen hierher: Manche leiden in ihrer Partnerschaft und suchen neue Wege, andere brauchen neue Perspektiven, um den Alltag oder aktuelle Konflikte besser bewältigen zu können, wieder andere spüren, dass es für sie wichtig ist, Vergangenes zu bearbeiten... Gemeinsam ist ihnen, dass Sie den ersten Schritt schon getan haben. Sie haben per E-Mail oder Telefon Kontakt mit der Ehe-, Lebens- & Krisenberatung aufgenommen. Die Mitarbeiterinnen im Büro erzählen, dass die meisten immer noch den direkten Kontakt per Telefon wählen und dass sie oftmals die Erleichterung spüren, wenn mit dem ersten Anruf ein Vorgesprächstermin vergeben werden kann.

Der Leiter der Beratungsstelle Karl-Peter Schrapel erklärt, dass knapp 1000 Beratungsanliegen pro Jahr so beginnen und dass er froh ist, dass der erste Termin zumeist innerhalb von zwei Wochen vergeben werden kann. Ihm ist wichtig, dass sich das Angebot an alle Menschen richtet und die Beratung – dem christlichen Menschenbild folgend – auf Augenhöhe stattfindet. Dankbar ist er für das große Vertrauen und die Offenheit, mit der die Ratsuchenden von sich selbst erzählen. Er wisse darum, dass es für die meisten ein Wagnis sei und gleichzeitig liege hier schon ein Teil der Lösung. Denn es gehe nicht darum, Ratschläge zu erteilen, sondern gemeinsam mit den Klienten nach Klärung und Lösungsmöglichkeiten für ihre Probleme, Krisen und Konflikte zu suchen.

Neuen Blick auf persönliche Problemlage gewinnen

Im Mittelpunkt steht dabei, den Menschen zu helfen, einen neuen Blick auf ihre persönliche Problemlage zu gewinnen, mögliche Ressourcen und Potenziale zu entdecken und so einen besseren Umgang mit der Situation zu ermöglichen. Dass diese Beratung für alle offen ist, bedeutet auch, dass sie unabhängig von finanziellen Mitteln möglich ist. Die evangelisch-lutherische Landeskirche finanziert die Einrichtung aus Kirchensteuergeldern. Daneben wird ein freiwilliger Beitrag erbeten – abhängig vom Einkommen. Das ist jedoch keine Voraussetzung. Mit dem so eingenommenen Geld werden zusätzliche Honorarstunden von Beratern finanziert. So sorgen die Klienten mit dafür, dass mehr Menschen dieses Angebot in Anspruch nehmen können.

Aktuell geht es viel um den Umgang mit der Pandemie

Thema in vielen Beratungen ist aktuell der Umgang mit der Corona-Pandemie. Schrapel beobachtet, dass sich viele Probleme, die in normalen Zeiten händelbar bleiben, in der jetzigen Situation zuspitzen. „Die verordnete Distanz, um körperlich gesund zu bleiben, verstärkt bei vielen das seelische Leiden.“ Er ist darum froh, dass schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr der Krisenstab der Stadt Braunschweig entschieden hat, dass die Beratungsstelle geöffnet bleiben kann. So ist im Blick, dass Gesundheit Leib und Seele gemeinsam betrifft. Damit die Beratung sicher weitergehen kann, hat die Beratungsstelle ein umfassendes Hygienekonzept. So wird auch seit Ende Oktober wieder mit Maske beraten.