Primitive Lauben – wie früher, die gibt es nicht mehr. Überall entstanden solide wirkende Bauten.

Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft die Richtung wechselt. Ich glaube, Corona ist solch ein Moment. Die Normalität von gestern ist dahin. Wenn der Virus eines schaffte, dann die Erkenntnis: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu hektisch, zu überhitzt, zu oberflächlich, zu global geworden.

Aber die Zukunft kann sich ja neu erfinden. Dazu gibt es viele Aspekte. Einer davon: Kreuzfahrten, Jet-Reisen nach Phuket oder Dubai – das war gestern. Heute rückt etwas anderes in den Blickpunkt: Die Stadt, die Region, das Land wo ich lebe. Kurz: Die Heimat – um diesen leider von den Nazis missbrauchten Begriff mal ohne Häme zu benutzen. Oktobertage. In der Vergangenheit trieb ich mich in der Herbstzeit regelmäßig in der Ferne herum. Etwa auf Mallorca, in Andalusien, beim Pariser Auto-Salon, in Hockenheim. Und jetzt? Gerade spazierte ich mit „Dino“, dem Hund meiner Enkeltochter Paulina, durch blühende Schrebergärten. Am Ostrand unserer Stadt erstreckt sich ja – zwischen Gliesmaroder Straße und Helmstedter Straße – ein schier unübersehbares Gewirr von Gärten. Hunderte! In ganz Braunschweig gibt es fast 8000. Es sind Orte der Muße. Ich beobachte ein schwarzes Eichhörnchen. Das Tierchen saust kopfüber am Stamm eines Wallnussbaumes hinab, setzt auf halber Höhe zu einem gewagten Sprung in einen Apfelbaum an und verschwindet dann blitzschnell in einer Hainbuchenhecke. Wo ich gerade bin? Genau weiß ich es gar nicht. Ist es nun der Gartenverein „Lünischhöhe“, „Lünischkamp“oder „Lünischgrund“? Ich wandere von Gittertor zu Gittertor, viele sind zm Glück unverschlossen. Stille rundum. Solch ein Ausflug – vorbei an unzähligen grünenden und blühenden Parzellen – kann zwei Stunden dauern. Auf einem Gewirr sauberer Wege. Vom Kleingartenverein „Sportbahn“ über „Klosterblick“ und „Klosterkamp“, „Schmiedekamp“ und „Hopfenkamp“ bis hin zu „Mastbruch“ oder „Brodweg“.