Die Region zwischen Harz und Heide ist Sitz zahlreicher Weltmarktführer. Lernen Sie zwei Hidden Champions kennen!

In den 166 Jahren seiner Geschichte hat sich die Braunschweigische Maschinenbauanstalt (BMA) nicht vom Fleck bewegt – natürlich nur, was den Standort nahe der Braunschweiger Innenstadt angeht. In seinem Know-how für Maschinen und Anlagen zur industriellen Gewinnung von Zucker hingegen entwickelt sich das Unternehmen ständig weiter – und ist so zum Weltmarktführer auf seinem Gebiet geworden.

„Die Hälfte der Zuckerfabriken weltweit läuft mit Technik von BMA“, sagt Vorstandsmitglied Uwe Schwanke. „In dem speziellen Markt, den wir bedienen, sind wir der wichtigste Anbieter.“ 95 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen außerhalb von Deutschland. Der Grund liege auf der Hand, so Schwanke: „Der Maschinen- und Anlagenbau mit dem Schwerpunkt Zucker hängt stark von Erntezyklen ab.“ Schwankungen könnten am besten in Regionen ausgeglichen werden, in denen es andere Erntezeiten gebe. Schon 1871 habe BMA eine Zuckerfabrik in Kalifornien beliefert, wie ein Historiker herausfand, sagt Schwanke. Und er vermutet, dass das nicht der erste Auftrag im Ausland gewesen ist.

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Lag da nicht schon mal der Gedanke nahe, das Unternehmen ins Ausland zu verlegen? Nicht ein Mal, sagt Schwanke. Die Firma sei fest mit Braunschweig und der Region verbunden. Ein großer Vorteil sei, dass das Unternehmen eng mit den großen Zuckerfabriken in der Region zusammenarbeiten könne, wenn es um die Erprobung von Neuentwicklungen gehe. Auch Forschungskooperationen mit den Hochschulen vor Ort sprächen für den Standort. Zudem sei dieser ein Knotenpunkt mit einer guten Anbindung zu Autobahnen und Flughäfen. Auch der nahe Mittellandkanal sei für den Transport der Maschinen und Anlagen von BMA wichtig.

Braunschweigische Maschinenbauanstalt

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    Fest mit seinem Standort verwurzelt ist auch das Goslarer Unternehmen Stöbich, das eigenen Angaben zufolge bislang elf Weltneuheiten im Brandschutz auf den Markt gebracht hat. Überlegungen zu einem anderen Hauptsitz habe es nie gegeben, sagt Geschäftsführer Jochen Stöbich. Das Unternehmen habe in Goslar inzwischen an der dritten Stelle investiert und zusätzliche Nachbarschaftsimmobilien erworben. „Ich fühle mich in Goslar wohl und denke nicht daran, den Standort unserer Unternehmenszentrale zu verlegen.“

    Kunden hat das Unternehmen in aller Welt. Brandschutz-Produkte aus Goslar stecken im Opernhaus von Sydney ebenso wie im Hauptbahnhof von Berlin und im Hauptquartier von Apple. Auslandsniederlassungen hat das Unternehmen beispielsweise in Frankreich, Spanien, Österreich und den USA. Von den rund 1000 Mitarbeitern der Stöbich-Gruppe, zu der 14 produzierende und Service-Tochterfirmen gehören, arbeitet der Großteil im Ausland, 340 sind in Goslar beschäftigt. Inklusive aller Verwaltungs- und Immobiliengesellschaften besteht die Gruppe aus mehr als 40 Firmen.

    Nach vorne brachte das Unternehmen die Entwicklung einer Weltneuheit: 1978 hatte ein Brand in einem Berliner Werk des Keks-Herstellers Bahlsen einen Millionenschaden angerichtet, weil die Förderanlage das Feuer in mehrere Fabrikteile übertrug. Den Maschinenbau-Ingenieur Stöbich, damals bei einem Metallbaubetrieb tätig, brachte dies auf eine Geschäftsidee. Um solche Katastrophen künftig zu verhindern, entwickelte er die ersten Brandschutzabschlüsse für durchlaufende Fördertechnik – spezielle Abschottungen, die ein Übergreifen des Feuers verhindern sollen. Zwei Jahre nach dem Großbrand gründete er sein Unternehmen. Heute hält die Stöbich-Gruppe 158 Patente und Gebrauchsmuster.

    Für Stöbich bietet die Region einige wesentliche Vorteile: „Es besteht eine enge Anbindung an die Materialprüfanstalt Braunschweig, wo wir sehr viele Brandtests und Funktionsprüfungen durchführen.“ Zudem arbeite das Unternehmen eng mit der Technischen Universität Clausthal in einigen gemeinsamen Forschungsprojekten zusammen. „Außerdem haben wir in Goslar das Batterie- und Sensorik-Testzentrum aufgebaut.“ Dort sind das Fraunhofer-Heinrich-Hertz-Institut und die TU Clausthal als Mieter eingezogen. „Wir bekennen uns zur Region.“

    Auch Schwanke von der Braunschweigischen Maschinenbauanstalt schätzt die Region. Hochqualifizierte Mitarbeiter seien gut zu finden. Und qualifizierte Mitarbeiter in allen Bereichen zu finden, sei die größte Herausforderung der Zukunft, so Schwanke. Daher lege das Unternehmen besonderen Wert darauf, selbst auszubilden und Praktika zu ermöglichen. Jährlich beschäftige die Firma rund 30 Lehrlinge in unterschiedlichen Bereichen.

    Insgesamt arbeiten 748 Menschen für BMA, 551 davon in Braunschweig. Neben Braunschweig werden die Maschinen und Anlagen auch im russischen Woronesch gefertigt, allerdings ist die Fertigung kleiner. Weitere große Standorte, die Vertrieb, Service und teilweise Anlagenplanung anbieten, sind in Charlotte in den USA, Indaiatuba in Brasilien, Kunming in China, Ankara in der Türkei und Tunis in Tunesien. Doch BMA ist nicht nur in der Welt zu Hause, die Welt ist auch bei BMA in Braunschweig zu Hause. Denn „unsere Mitarbeiter kommen aus 26 Nationen“.

    Seit Herbst vergangenen Jahres ist die BMA Teil der Salzgitter Maschinenbau AG (SMAG). Sie ist die fünfte Tochtergesellschaft unter dem Dach der SMAG-Holding mit Sitz in Salzgitter. Nach eigener Darstellung ist die Gruppe das größte Maschinenbau-Unternehmen der Region – mit weltweit rund
    2000 Mitarbeitern. Als größte Herausforderung macht Stöbich Produktkopierer aus. „Wir sind Getriebene, weil viele andere Firmen immer darauf schauen, was Stöbich macht und versuchen, unsere innovativen Produkte zu kopieren.“ Zudem habe Stöbich alle paar Monate Kaufangebote auf dem Schreibtisch. „Die sind teilweise interessant, aber ich habe kein Interesse am Verkauf von Firmen aus der Gruppe.“ Die Arbeit mache ihm sehr viel Spaß. Stöbich: „Neue Produkte, neue Märkte, neue Weg – das erfüllt mich.“