Braunschweig. Bis Sonntag sind dutzende Filme zu sehen, darunter viele internationale Produktionen und ebenso Filme mit Braunschweiger Beteiligung.

Inhaltsvolle Reden und mit „Das Piano“ ein berührender Eröffnungsfilm mit Livemusik: Das 33. Internationale Filmfestival Braunschweig ist eröffnet. Beim Auftakt am Dienstagabend in der Stadthalle nahm Edgar Merkel als Filmfestvorsitzender seinen Abschied. 25 Jahre hat Merkel die Geschicke des Vereins maßgeblich mitbestimmt. „Jetzt haben Sie endlich Zeit, etwas stressfreier Ihrer cineastischen Leidenschaft nachzugehen“, rief ihm Oberbürgermeister Ulrich Markurth in seiner Rede zu.

Merkel wiederum freute sich riesig über ein überraschendes Geldgeschenk für den Filmfestverein. Die EU habe nachträglich oder vorauseilend die britischen Filme aus der EU-Quote bei der Festivalförderung herausgerechnet. „Und schwupps: Wir sind in der Gewinnzone, bekommen die Förderung“, so Merkel. Der Verein erhält somit zusätzliche 55.000 Euro.

Nachfolger für Edgar Merkel an der Spitze des Filmfestvereins ist Thorsten Rinke, zweite Vorsitzende ist Florence Houdin. Doch damit nicht genug des Wandels: Filmfest-Leiter Michael Aust hat bekanntlich ebenfalls seinen Abschied eingereicht. „Er ist dem Festival weiter eng verbunden und kuratiert verantwortlich das Musikfestival im Festival“, kündigte Merkel an. „Wir hatten gehofft, dass wir bis zum Festival die neue Leitung vorstellen können, aber wir führen gerade noch Bewerbungsgespräche.“

Merkel: „Festivals wie das unsrige sind Orte des Diskurses, der Begegnung. Wir sind Generalisten des Films: Das Beste aus aller Welt, das beste eines Jahrgangs, das Herausfordernste, das Provozierendste soll bei uns seinen Ort haben.“ Da helfe nur ein offener Blick, eine Freiheit des Denkens und Neugierde darauf, was die Welt alles biete – und eine Weltkultur des Films, die Produktionen ermögliche, die frei von staatlicher Intervention, Meinungseinschränkung, neue Bereiche und Grenzen auslote.

Oberbürgermeister Markurth hob die Filmkonzerte als Alleinstellungsmerkmal des Filmfests hervor. Sie hätten sich zu einem „Festival im Festival“ entwickelt. „Die Kooperation mit dem Staatsorchester ist ein außerordentlicher Glücksfall: Wenn sich zwei starke Akteure unserer reichen Braunschweiger Kulturlandschaft zusammenschließen, dann entsteht daraus etwas aufsehenerregend Neues.“ Deshalb gehe sein herzlicher Dank an das Staatstheater und das Staatsorchester. Er freue sich zudem, dass das Filmfestival seine Kooperationen mit zahlreichen Institutionen und Initiativen in Braunschweig und der Region immer weiter ausbaue.

Das Festival vergibt inzwischen zehn Preise. Davon sieben Jurypreise, einen Publikumspreis, zwei Lebenswerkpreise. Insgesamt werden knapp 60.000 Euro an Preisgeldern vergeben. Stargast ist wie berichtet Mario Adorf. Er wird mit der „Europa“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Im Festival sind seine wichtigsten Filme zu sehen.

Neben vielen internationalen Produktionen wird es auch zahlreiche Filme mit Braunschweiger Beteiligung geben. So wird der Regisseur und Ex-Braunschweiger Detlef Bothe „Kleine große Kämpfer“ vorstellen; die Schauspielerin Gisa Flake, die quasi in der Brunsviga aufgewachsen ist, zeigt „Sag du es mir“.

Publikumsrenner ist wieder einmal der Sanddorn-Krimi, der diesmal „Endstation Braunschweig“ heißt. Dabei geht es um einen Leichenfund am Oker-Ufer und Ermittlungen, die direkt ins Rotlichtmilieu führen.

Spannend verspricht auch der spanische Film „Discovering Otto“ zu werden, der den Braunschweiger Ingenieur und Diplomaten Otto Engelhardt beleuchtet. Er half ab 1933 vom Regime verfolgten Deutschen, aus Deutschland zu fliehen, wirkte später in Sevilla und wurde dort im Zuge des Spanischen Bürgerkriegs bei der Niederwerfung der Aufständischen durch Truppen General Francos ohne Gerichtsverfahren hingerichtet.