Braunschweig. Das Braunschweiger Klinikum und das Marienstift tragen die Kosten für das Angebot „Kinderheldin“, das sich an Eltern nach der Geburt richtet.

Was darf ich als Schwangere essen? Woher weiß ich, ob mein Baby genug trinkt? Wie stille ich sanft ab? Solche und andere Fragen können werdende oder junge Mütter schnell und unkompliziert klären – via Chat, Anruf oder Video-Call.

Das vor zwei Jahren gegründete Start-Up „Kinderheldin“ soll genau das leisten. Mittlerweile zählen bundesweit viele Krankenhäuser und 49 Krankenkassen zu den Kooperationspartnern. Neu dabei sind seit Anfang November auch das Braunschweiger Klinikum und das Marienstift.

Das Projekt schließe eine Versorgungslücke, heißt es dazu in einer gemeinsamen Pressemitteilung beider Krankenhäuser. Die Arbeit von Ärzten oder Hebammen soll es aber nicht übernehmen, stellt Privat-Dozent Dr. Heiko Franz, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Städtischen Klinikums, klar.

Ein Team von acht erfahrenen Hebammen – unterstützt durch einen ärztlichen Beirat – steht den werdenden oder jungen Müttern täglich zwischen 7 und 22 Uhr als Ansprechpartner im Live-Chat zur Verfügung.

„Kinderheldin stellt keine Diagnosen. Die Grenzen sind da gesetzt, wo Abtasten, Abhören oder eine ärztliche Abklärung erforderlich ist“, erklärt Kinderheldin-Geschäftsführer Dr. Paul Hadrossek in der Mitteilung. Sollte aus Sicht der Hebamme ein visueller Kontakt nötig sein, könne sie aus einem Chat heraus auch einen Videocall starten.

Wird eine Frau nach der Geburt entlassen, erhält sie nun auch in den beiden Braunschweiger Geburtskliniken einen Code, mit dem sie kostenlos das Angebot von „Kinderheldin“ in Anspruch nehmen kann. Die Gültigkeit der Codes pro Frau beträgt 12 Monate für 30 Beratungen. Die Kosten, heißt es, werden von dem jeweiligen Krankenhaus übernommen.

Gerade in Zeiten des Hebammenmangels sieht Ursula Nitsche-Gloy, Oberärztin in der Frauenklinik des Klinikums, einen großen Bedarf. Aus ihrer täglichen Erfahrung in der Geburtshilfe wisse sie, heißt es, wie groß die Versorgungslücke mitunter sei: „Wir müssen viele Frauen entlassen, die zu Hause keine Hebammenbetreuung haben.“ Genau an diesem Punkt setze „Kinderheldin“ an. Denn eine Schwangerschaft oder das neue Leben mit einem Säugling bringe für viele junge Mütter und auch Väter Fragen und Unsicherheiten mit sich. Mit der Hilfe von „Kinderheldin“ könnten diese schnell und unkompliziert geklärt werden.

Das empfindet Wolfgang Jitschin, Geschäftsführer des Marienstifts, als großen Nutzen: „Die teilweise Unerfahrenheit und Unsicherheit bei Eltern wird durch unser Angebot ausgeglichen. Sie erhalten einen fundierten Rat von Experten, statt sich im Internet schlaumachen zu müssen.“

Das Team der Geburtsklinik stehe hinter der Beteiligung des Marienstifts an „Kinderheldin“ .

Auch Oberärztin Nitsche-Gloy sieht darin eine Win-Win-Situation. Und Karin Oppe, Leitende Hebamme am Klinikum Braunschweig, ergänzt: „Es schafft in erster Linie Sicherheit für alle Mütter, die für die ersten Wochen nach der Geburt keine Hebamme gefunden haben. Zudem können Fragen geklärt werden, wenn die Wochenbettbetreuung bereits abgeschlossen ist.“