Braunschweig. Samstag lief eine Kundgebung des Bündnis gegen Rechts. Das Motto: Stoppt den rechten Terror! Gemeinsam gegen Antisemitismus und Rassismus!
Die Betroffenheit ist groß in Braunschweig. Drei Tage nach dem Anschlag auf die Synagoge in Hallekamen am Samstag auf dem Kohlmarkt mehr als tausend Menschen zusammen, um ihre Solidarität zu bekunden und gegen Antisemitismus, Fremdenhass, gegen rechte Hetze und Gewalt zu demonstrieren.
Erst wenige Monate ist es her, dass sich genau hier die Menschen trafen, um nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke zu demonstrieren. Auch er ein Opfer rechtsextremer Gewalt. Verdi-Bezirksgeschäftsführer Sebastian Wertmüller und Christos Pantazis, Vorsitzender der Braunschweiger SPD, erinnern an weitere Gewalttaten und Bedrohungen. Pantazis: „Halle ist kein Einzelfall. Das war Terrorismus. Rechtsterrorismus.“ Und: „Es ist eine Schande, dass mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine so abscheuliche Tat begangen wird und begangen werden kann.“
Wertmüller bezeichnet es zudem als „Skandal“, dass jüdisches Leben in Deutschland nicht ohne Polizeischutz und Videoüberwachung stattfinden könne. Das sei seit Jahrzehnten so und habe nichts mit der Flüchtlingskrise zu tun. Er sagt: „Die Gefahr lauert nicht hinter den Grenzen, sondern in unseren Parlamenten“. Wertmüller rief dazu auf, sich an den Protesten gegen den AfD-Bundesparteitag zu beteiligen, der Ende November in Braunschweig tagen wird.
Ein Lehrer erzählt am Rande der Demo, dass er in der Schule beobachte, wie Ressentiments gegen Juden und Ausländer wieder zunähmen: „Da fallen Sprüche, die ein ungutes Gefühl hinterlassen.“ Der Angriff auf die Synagoge in Halle und weitere Taten bestätigten dieses ungute Gefühl.
Nach der Kundgebung ziehen die Menschen durch die Innenstadt zur Synagoge in der Steinstraße. Vor dem Portal legen sie Blumen nieder, hunderte Rosen und Astern, Chrysanthemen und Sonnenblumen. Renate Wagner-Redding, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft, dankt. „Das tut gut“, sagt sie und hat dabei Tränen in den Augen. Interviews will sie keine geben, auch keine Rede halten, denn es ist Sabbat, jüdischer Ruhetag. Doch zumindest wollte sie Gesicht zeigen, den Braunschweigern für ihre starke Geste danken.
Demo gegen Rechts in Braunschweig
Staatsschutz und Polizei arbeiten seit jeher eng mit der Gemeinde zusammen, Veranstaltungen werden polizeilich begleitet. Im Mai hatte Renate Wagner-Redding im Interview mit unserer Zeitung dafür geworben, dass sich die Menschen mehr mit der jüdischen Geschichte und Kultur befassen sollten und damit, wie diese Stadt und Land geprägt haben: „Bei vielen Besuchern habe ich den Eindruck, dass sie denken, Juden hätte es nur zwischen 1933 und 1945 gegeben.“
red