Braunschweig. Ilia Laicovsky (85) aus Uruguay quälten viele Jahre lang viele Fragen. Jetzt ist er zu Besuch in der Stadt.

Über „airbnb“ hat Leandro aus Südamerika für seinen 85-jährigen Großvater Ilias ein Zimmer in Braunschweig gebucht – und dahinter steckt eine fast unglaubliche Geschichte. Ilia Laicovsky (85), der Gast aus Uruguay, ist jetzt angekommen, weil er in Braunschweig eine Tochter oder einen Sohn vermutet. Und er erzählt den Gastgebern Simone Kauffeld und Tochter Annafee seine Geschichte.

Vor 15 Jahren hatte seine Nichte einen Anruf in Uruguay erhalten. Der unbekannte Anrufer fragte nach einem Mann namens Ilia Laicovsky. „Der Anrufer vermutete eine Verbindung zwischen mir und meiner Nichte, da wir den gleichen Nachnamen tragen“, erzählt der 85-Jährige. Der Mann habe auf Spanisch gefragt, ob Ilia Laicovsky 1956 wohl in Braunschweig gewesen sei. „Er muss mich gemeint haben. Denn, ja, 1956 war ich tatsächlich in Braunschweig.“

… und in seiner Jugend.
… und in seiner Jugend. © Privat

Jahrelang hätten ihn nun Fragen gequält. Warum sollte jemand einen Namen so lange im Gedächtnis behalten und fast 50 Jahre später noch den Besitzer zu finden versuchen? Warum sollte jemand den Namen aus einem uruguayischen Telefonbuch heraussuchen, das es nur in der deutschen Botschaft gibt? Das könne doch kein Zufall sein. „Er oder sie muss gewusst haben, dass ich aus Uruguay komme und muss speziell nach mir gesucht haben.“

Für Ilia Laicovsky gibt nur eine plausible Begründung: „Ich muss einen Sohn oder eine Tochter haben, von der ich so viele Jahre nichts gewusst habe.“ Sie oder er müsse wohl aus einer kurzen, aber intensiven Liebesbeziehung entstanden sein, kurz nachdem Ilias 1956 in Braunschweig ankam.

Der 85-Jährige erinnert sich: Der Name des Mädchens ist Margrit, Nachname leider unbekannt. Er arbeitete seinerzeit in einem Verlag der Firma ,,Automaten Markt“ – und sie nebenan in einem Schuhgeschäft. Es war eine kurze Romanze. Das Schicksal verschlug Ilia Laicovsky nach Russland und es folgten schwere Zeiten. So viele Lebensstationen: Moldawien, Uruguay, England, Frankreich, Deutschland, Russland, Brasilien, Argentinien ...

Immer aber war Margrit aus Braunschweig „stets eine süße Erinnerung an eine längst vergangene Zeit“, erinnert er sich heute. Und der Gedanke lässt ihn nicht mehr los, „dass aus dieser flüchtigen Liebesaffäre womöglich etwas sehr viel Größeres entstanden ist, als ich es jemals zu ahnen gewagt hätte“. Nach so vielen Jahren ist er aus Südamerika nun allein nach Braunschweig gereist, musste dafür jahrelang sparen, „um mein eigenes kleines Wunder geschehen zu lassen“. Wird es wahr?