Braunschweig. . Die Geehrten sind Christa Neumann, Barbara Rackwitz, Kristine Schmieding sowie Peter Lehna, Hanns-Bernd de Wall und Thomas Renneke.

Seit mehr als 30 Jahren verleiht die Stadt die Bürgermedaille an Menschen, die das Wohl Braunschweigs in besonderer Weise fördern. 65 Persönlichkeiten, Ehepaare und Gruppen wurden bereits ausgezeichnet – und am Montagabend kamen weitere hinzu. Oberbürgermeister Ulrich Markurth betonte, dass die Stadt ohne ihren Einsatz ärmer wäre. „Sie sind mit das größte Gut, das wir besitzen – denn ohne ihre Unterstützung im ehrenamtlichen Bereich wären viele Angebote gar nicht möglich“, sagte er. „Ihnen sind Werte wie Mitmenschlichkeit, Zivilcourage und Gemeinsinn wichtig. Sie wirken oft im Hintergrund, aber mit großer Wirkung.“

Die gute Seele der Südkurve

Christa Neumann ist den meisten besser bekannt als Kurven-Mutti oder Eintracht-Engel: Kosenamen, die Ausdruck größter Wertschätzung seien, wie Markurth sagte. Seit rund zwölf Jahren engagiert sich Christa Neumann im Fanprojekt. Dabei geht es um die Förderung einer positiven Fankultur, um die Stärkung der Demokratie, um die Prävention mit Blick auf Gewalt, Alkohol und Rassismus.

Christa Neumann während der Verleihung der Bürgermedaille am Montag in der Dornse des Altstadtrathauses in Braunschweig.
Christa Neumann während der Verleihung der Bürgermedaille am Montag in der Dornse des Altstadtrathauses in Braunschweig. © Philipp Ziebart/BestPixels.de | Philipp Ziebart

Die 74-Jährige biete Jugendlichen Hilfestellung und einen Halt, den diese an anderer Stelle im Leben nicht hätten, so Markurth. Sie gebe ihnen eine Heimat, damit sie nicht falschen Versprechen folgen, sondern einer guten Sache. Sie bringe sich dabei mit viel Herzblut und großem zeitlichen Einsatz ein. Zudem ist Christa Neumann an jedem Spieltag mit dabei, zum Beispiel beim Sammeln und Verteilen von Kuscheltieren für Kinder in Not, beim Braten von Bouletten für die Auswärtsfahrten oder beim Sammeln von Pfandbechern für den guten Zweck. „Ihr Antrieb ist es von jeher, Gerechtigkeit zu schaffen und Nachteile auszugleichen“, lobte Markurth.

Im Einsatz für soziales Miteinander

Das Engagement von Barbara Rackwitz zieht sich über viele Jahrzehnte hin. Von 1976 bis 1995 war sie als Mitarbeiterin im Beirat und später in der Leitung der Altentagesstätte und des Seniorenkreises der Awo im Heinrich-Jasper-Haus aktiv. Seit 2010 arbeitet sie in Siegfrieds Stadtteilbüro und im Verein „PRO Siegfried“. „Sie organisiert die Kaffee-Ecke von Siegfrieds Bürgerzentrum“, zählte Markurth auf. „Sie gab Kurse und beriet Jugendliche bei der Berufsfindung.“

Das Engagement von Barbara Rackwitz zieht sich über viele Jahrzehnte hin.
Das Engagement von Barbara Rackwitz zieht sich über viele Jahrzehnte hin. © Philipp Ziebart/BestPixels.de | Philipp Ziebart

Einige weitere Stationen: Vorsitzende des Awo-Ortsvereins Braunschweig-Nord, Mitglied des Seniorenrates, Schöffin beim Amtsgericht und Landgericht Braunschweig, ehrenamtliche Richterin beim Sozialgericht und beim Verwaltungsgericht, Schiedsfrau. Von 1991 bis 2006 engagierte sich Barbara Rackwitz im Stadtbezirksrat Nordstadt kommunalpolitisch und war zudem ehrenamtliche Betreuerin von sechs Personen im Rudolfstift. „Das ist eine Fülle von Aufgaben für die Allgemeinheit“, sagte Markurth. „Nicht nur das Thema Gerechtigkeit zieht sich als roter Faden durch diese Tätigkeit, sondern das soziale Miteinander.“

Kämpferin für die Gesundheit

Kristine Schmieding erhielt die Bürgermedaille für ihren Einsatz für Umwelt- und Naturschutz. „Sie engagierte sich seit Anfang der 80er-Jahre gegen Luftverschmutzung, um Atemwegserkrankungen wie Pseudo-Krupp bei Kleinkindern zu verhindern“, so Markurth.

Kristine Schmieding habe viel Zeit in die Aufklärung und Beendigung der durch die Firma Stibiox in Querum verursachten Umweltverschmutzungen investiert.
Kristine Schmieding habe viel Zeit in die Aufklärung und Beendigung der durch die Firma Stibiox in Querum verursachten Umweltverschmutzungen investiert. © Philipp Ziebart/BestPixels.de | Philipp Ziebart

Kristine Schmieding habe viel Zeit in die Aufklärung und Beendigung der durch die Firma Stibiox in Querum verursachten Umweltverschmutzungen investiert: Es ging um Luft-, Boden- und Wasserverschmutzungen durch Schwefeldioxid, krebserzeugende Antimonstäube und Schwermetalle. „Ihr Engagement war ein wesentlicher Beitrag zum Gesamterfolg“, sagte er. „Manches Mal müssen auch Behörden aufgerüttelt werden. Das war ein langer und nicht ganz leichter Kampf.“

Darüber hinaus habe sie sich für städtische Grünflächen und Lebensräume von Tieren eingesetzt. „Sie stellt sich selbst nicht ins Scheinwerferlicht, sondern agiert im Hintergrund und vielleicht deshalb noch effektiver, weil sie Netzwerke bildet, um Vertrauen wirbt und überzeugen kann.“

Eine Marke für die Stadt

Dass Vertreter der Wirtschaft die Bürgermedaille erhalten, ist ungewöhnlich: Peter Lehna, Hanns-Bernd de Wall und Thomas Renneke sind die Geschäftsführer des Hofbrauhauses Wolters. Markurth ging zur Erläuterung auf die wechselhafte Geschichte des Unternehmens ein: Er erinnerte daran, dass dessen Wurzeln ins Jahr 1627 zurückreichen – und dass der Inbev-Konzern 2005 die Schließung der Brauerei und Liquidation der Aktiengesellschaft verkündet hatte.

Dass Vertreter der Wirtschaft die Bürgermedaille erhalten, ist ungewöhnlich: Hanns-Bernd de Wall, Thomas Renneke und Peter Lehna sind die Geschäftsführer des Hofbrauhauses Wolters.
Dass Vertreter der Wirtschaft die Bürgermedaille erhalten, ist ungewöhnlich: Hanns-Bernd de Wall, Thomas Renneke und Peter Lehna sind die Geschäftsführer des Hofbrauhauses Wolters. © Philipp Ziebart/BestPixels.de | Philipp Ziebart

„Braunschweig drohte damals der komplette Verlust der Traditionsmarke und der Verlust von mehr als hundert Arbeitsplätzen“, sagte er. „In dieser Situation kam die Stunde einer beispiellosen Rettung. Eine Bietergemeinschaft aus vier Geschäftsführern übernahm die Wolters AG. Alle vier gingen ein großes Risiko ein. Von diesen vier sind drei geblieben.“

Markurth dankte Peter Lehna, Hanns-Bernd de Wall und Thomas Renneke für ihren Mut: „Das Unternehmen hat sich hervorragend entwickelt. Wolters ist mehr als eine Marke. Was früher die Mumme war, ist heute das Wolters.“ Überdies engagiere sich Wolters seit 2006 für soziale, sportliche und kulturelle Belange in Braunschweig. „Das Wolters-Hof-Open-Air ist ein Höhepunkt für die Stadt“, sagte er. Etliche weitere Großveranstaltungen wie Nachtlauf, Karneval, Magnifest sowie Schützen- und Volksfeste seien ohne das Sponsoring in dieser Form kaum vorstellbar.