Braunschweig. . „Die Zugvögel“: Luc Degla legt neue Erzählungen vor. Am heutigen Dienstag liest der Autor in der Braunschweiger Buchhandlung Graff

Jetzt mal bitte nicht so scheinheilig: Wer wäre nicht schon mal der Versuchung erlegen, im Tagebuch eines anderen zu lesen? Wer wäre nicht bei diesem Vertrauensbruch ob der eigenen Indiskretion, aber auch wegen der geschilderten amourösen Beichten schamhaft errötet und hätte das Buch peinlich berührt am liebsten mit Hoffnung auf letzte Rettung der moralischen Integrität sogleich wieder dort verstaut, wo es hingehört. Wenn die Lektüre bloß nicht so anregend wäre...

Manches in so einem Tagebuch überblättert sich hingegen unproblematisch. Zu profan. Zu wenig konzentriert. Zu naja. Das neue Buch von Luc Degla, Braunschweigs Gesicht für Kolumne, Küche, Kneipe, Konzert, Kunst des Dichtens, kommt stilistisch wie ein Tagebuch daher. Unverkrampft, gar nicht gestelzt, nicht konstruiert am Reißbrett des Romanciers. Seine Erzählungen hüpfen thematisch munter von einem Alltags-Hotspot zum nächsten.