Braunschweig. Tempo-Tafeln sind beliebt: Mehrere Stadtbezirke wollen eigene Displays anschaffen. Vorreiter ist Schapen.

Ein Lob tut gut. Und so geht es dem Autofahrer gleich ein bisschen besser, wenn das grüne Lachgesicht aufleuchtet und signalisiert: gut gemacht! Geschwindigkeitsdisplays werden in Braunschweigs Stadtbezirken immer beliebter. Halten sich die Autofahrer an das Tempolimit, leuchtet der grüne Smiley auf dem Display auf, fahren sie zu schnell, schaut ein rotes Gesicht grimmig drein.

„Die meisten Autofahrer sind ja nicht bösartig, sondern gedankenlos. Da reicht ein kurzer Hinweis, und sie gehen vom Gas. Das ist ein erzieherischer Effekt“, sagt Ulrich Volkmann (SPD), Bezirksbürgermeister von Volkmarode, Dibbesdorf und Schapen. Schapen ist Vorreiter, was die Displays angeht. Die Bürger haben vor zwei Jahren in Eigeninitiative zwei Tempo-Tafeln gekauft, inzwischen hat der Bürgerverein in eine dritte investiert.

Timmerlah will zwei Displays

Die Anwohner sind zufrieden: „Die Autofahrer rauschen nicht mehr in den Ort rein, sondern bremsen vorher ab“, sagt Hannes Bode. Seine Immobilienfirma hat die beiden ersten Tafeln finanziert, nachdem der Versuch gescheitert war, öffentliche Mittel dafür zu bekommen. Messungen haben das Gefühl der Anwohner bestätigt: Die Fahrzeuge fahren rund zehn Stundenkilometer langsamer in den Ort hinein, wenn das Display leuchtet, so Bode. Eine vierte Tafel ist nun in Planung. „Unser Ziel ist, dass an allen vier Ortseingängen ein Display hängt“, sagt Bürgermeister Volkmann. Alle Standorte müssen von der Stadt genehmigt werden.

Auch in anderen Dörfern ärgern sich Anwohner über zu schnelles Fahren. Der Bezirksrat Südstadt-Mascherode-Rautheim hat vor einem Jahr beschlossen, für 2500 Euro ein eigenes Display zur Geschwindigkeitsmessung anzuschaffen, in Dibbesdorf und Broitzem ist auch eine solche Anschaffung im Gespräch. Der Bezirksrat Timmerlah-Geitelde-Stiddien hat in seiner letzten Sitzung einstimmig den Kauf von zwei Displays beschlossen. „Wir wollen nicht immer warten, bis die Geschwindigkeitstafel der Stadt angebracht wird“, sagt Bezirksratsmitglied Walter-Johannes Herrmann (SPD). Die Stadt besitzt fünf Displays, die überall im Stadtgebiet zum Einsatz kommen. Demnächst sollen zwei weitere Displays hinzukommen, das hat der Rat der Stadt beschlossen.

„Die Verwaltung stellt diese an neuralgischen Punkten in der Regel für eine Woche auf. Bei der Festlegung, wo die Displays aufgestellt werden, richtet sich die Verwaltung unter anderem nach Bitten und Hinweisen aus den Stadtbezirken“, sagt Stadtsprecher Adrian Foitzik. Zur Wirkung sagt er: „Die Displays haben durchaus eine abschreckende Wirkung, insbesondere in der Anfangszeit. Insofern werden sie auch häufig nachgefragt. Daher gibt es jetzt auch zunehmend den Wunsch von Stadtbezirken, eigene Displays anzuschaffen.“

Wie in Timmerlah. „Anwohner berichten, dass langsamer gefahren wird, wenn dort ein Display hängt“, sagt Bezirksbürgermeisterin Julia Kark (CDU). 6000 Euro investiert der Bezirksrat nun in die Anschaffung der zwei eigenen Tafeln. Sie sollen an verschiedenen Orten innerhalb der drei Ortsteile angebracht werden. Walter-Johannes Herrmann sagt: „Wir hoffen, dass die Stadtverwaltung diese Aufgabe übernimmt – mal sehen, ob sie sich darauf einlässt.“ Die Chancen stehen nicht so gut, wie eine Anfrage unserer Redaktion ergibt. Foitzik schreibt, dass die Stadt „keine personellen Kapazitäten“ hätte, um weitere, von Bezirksräten angeschaffte Displays zu betreuen.

In Schapen hat man eine andere Lösung gefunden.Die Arbeitsgemeinschaft Verkehr des Bürgervereins Schapen, bestehend aus fünf Mitgliedern, regelt das. „Man muss sich kümmern. Auch wenn die Tafeln wie bei uns immer an derselben Stelle hängen“, sagt Hannes Bode. Die Anlagen mit solarbetriebenen Akkus laufen acht bis zehn Monate mit Sonnenkraft – aber im Winter müssen die Akkus alle zwei Wochen aufgeladen werden. Auch wenn eine Tafel ausfällt, kümmern sich die Bürger darum.

Bürger in Schapen kümmern sich

Sie sind zufrieden mit dieser Lösung. Auch, weil sie dank der Displays nun nachweisen können, wie viele Fahrzeuge durch ihren Ort fahren. „Bei der letzten öffentlichen Verkehrszählung vor etlichen Jahren wurden 2400 Fahrzeuge am Tag gezählt. Tatsächlich sind es aber 13.000“, sagt Hannes Bode.

Er denkt, dass diese Zahlen ein gutes Argument für den Verkehrskreisel samt Fußgängerüberwegen war, der bald kommen soll. Besonders für die älteren Anwohner und Kinder sei das wichtig. „Ich habe meine Tochter noch über die Straße zur Bushaltestelle gebracht, bis sie elf Jahre alt war, weil so viele Autos mit hohem Tempo durch den Ort gefahren sind.“