Braunschweig. Die Jakob- und Hagen-Kemenate zeigen Werke der jüdischen Künstlerin Käthe Loewenthal, die im KZ umkam, und ihrer Schwestern.

Selbst ein Emil Nolde könnte manchmal erblassen neben den Aquarellen von Käthe Loewenthal. Wie sie zwischen bloßen schwarzen Bögen in verschiedenen Blaustufen Meer und Himmel bei Hiddensee als gemeinsamen Spiegel der Unendlichkeit vor einem knappen ocker Erdboden fasst und darauf rotlodernde Flammen als Schiffe setzt, das prägt sich unbedingt dem Auge ein. Getreu der expressionistischen Kunstanschauung kommt hier in Form und Farbe ein geistiges Abbild der Welt zum Ausdruck, und das ist bei der 1878 geborenen Malerin von romantischer Naturphilosophie geprägt.

In einer jüdischen Familie geboren und protestantisch getauft, ist für Käthe Loewenthal die Natur das Ewig-Bergende, symbolisiert in Bäumen, die mit ihren kahlen Ästen in den Himmel greifen, aber noch als braune Winterwaldstämme eben tief wurzeln in der Erde, woneben die Menschen als winzige schwarze Schatten verschwinden. Die farbglühenden Alpenbilder wirken mit den aufs einfachste reduzierten Formen der Berge, ihrem satten Blau, dem beruhigend hingegossenen Grün der Wiesen, dann wieder vom Abendlicht orange gefärbten Hängen von erhabener Kraft. Sie erinnern an Ferdinand Hodlers Naturgebete, ohne dessen formale, symbolistische Strenge zu übernehmen, sondern bleiben realistisch.