Braunschweig. Chris Rank und André Giesler sehen im Handelsweg mittelfristig keine Zukunft mehr. Die geforderte Mieterhöhung sei nicht dauerhaft tragbar.

Die Gerüchteküche brodelte schon lange. Es hieß, die Zukunft des Cafés „Riptide“ im Handelsweg sei ungewiss. Bislang wollten sich die Betreiber nicht öffentlich dazu äußern. Am Mittwochmorgen jedoch gingen sie über ihre Facebook-Seite in die Offensive: „Das Riptide wird NICHT schließen. Noch nicht“, schreiben Chris Rank und André Giesler. Der Facebook-Post verbreitete sich sehr schnell, wurde bis zum Abend rund 900 Mal geteilt und mehr als 150 Mal kommentiert.

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Das Thema bewegt viele Menschen – denn das „Riptide“ ist nicht nur ein Café, sondern auch ein Plattenladen und in der Vinylszene weit über Braunschweig hinaus bekannt. Ein beliebter Treff und zugleich ein Magnet für den Handelsweg, Braunschweigs älteste Passage, gelegen zwischen Gördelinger und Breiter Straße. Was also ist dort los?

„Unsere Nerven liegen blank, wir sind gesundheitlich angeschlagen, zu viele schlaflose Nächte, zu viele Sorgen und Ängste um unsere Zukunft, unsere Existenz, um unser Personal“, so Rank und Giesler. Seit elf Jahren betreiben sie das „Riptide“. Zum zehnjährigen Jubiläum im vergangenen Jahr hatten sie gesagt: „Wir wollten einen Ort schaffen, den es so nicht gab in Braunschweig, einen Ort, den wir selbst vermisst haben. Wir wollten unsere Leidenschaft, unser Hobby zum Beruf machen.“

Doch jetzt klagen sie über Ärger mit dem Vermieter: „Es wird nichts investiert, die Bausubstanz ist teilweise marode, unsere Bitten und Hinweise werden ignoriert. Um überhaupt den Betrieb aufrecht erhalten zu können, haben wir immer wieder selbst in die Tasche gegriffen.“ Ihre Auslagen beliefen sich mittlerweile auf mehrere tausend Euro. Und nicht nur das – zudem müssten sie jetzt eine Mieterhöhung von fast 30 Prozent hinnehmen, in zwei Jahren sollen weitere 25 Prozent hinzukommen. Aus ihrer Sicht ist das für diesen Standort völlig überzogen.

Der Vermieter war bislang für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen nicht erreichbar. Für Rank und Giesler jedenfalls steht fest, dass der finanzielle Mehraufwand für sie kaum zu stemmen sein wird. Sie kündigen daher Veränderungen an, um das Risiko kurzfristig zu minimieren, etwa bei Personal und Öffnungszeiten. „Wir geben so schnell nicht auf, kämpfen aber bereits so lange, dass wir kaum noch Kraft haben.“ Im Handelsweg sehen sie unter diesen Bedingungen keine Zukunft. Sie hoffen daher auf Unterstützung, zum Beispiel durch Hinweise auf andere Immobilien – und durch Solidarität, wie Chris Rank betont. „Wir haben jetzt innerhalb weniger Stunden so viele Reaktionen auf unseren Facebook-Post erhalten, wie wir nie erwartet hätten“, sagte er am Mittwoch. „Das tut unglaublich gut.“ Worum er auch bittet: keine Fragen und kein Mitleid im Laden. „Wir haben seit Monaten nichts anderes im Kopf und wollen ihn endlich wieder frei bekommen.“

Die Kritik, dass es im Handelsweg an etlichen Stellen einen Investitionsstau gebe, ist nicht neu. Immer wieder hört man solche Klagen, auch von Stammkunden der Läden. Das Schwierige an diesem Standort ist, dass die Laufkundschaft fehlt: Wer die urige Gasse nicht kennt, kommt kaum zufällig vorbei. Dabei gibt es dort unter anderem mit den Kneipen „Strohpinte“ und „Tante Puttchen“, dem Secondhand-Laden „Fifty-Fifty“, dem Antiquariat „Serge“, dem Comic-Laden „ComiCulture“ und der Galerie „EinRaum“ ein besonderes Flair – und gerade auch das „Riptide“ hat in den vergangenen Jahren für guten Zulauf gesorgt.

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