Fallersleben. Fußballfieber nicht nur bei den Großen rund ums EM-Finale. Auch in der Kinderfußballschule in Fallersleben dreht sich alles rums runde Leder.

Rieseneuphorie dieser Tage um die Fußball-EM. Zumindest bei den vielen, die vom Können der Frauenteams angetan sind. Gleichwohl verstimmen diejenigen nicht, die Fußball – von beiden Geschlechtern gespielt – für das Überflüssigste auf der Welt halten.

Wann fangen wir eigentlich an, so komisch zu denken und zu reden, von Männer- und Frauenarbeit, Männer- und Frauensport, Männer- und Frauenfußball ...?

Trainiert wird auf dem Platz am Windmühlenberg.
Trainiert wird auf dem Platz am Windmühlenberg. © regios24 | Helge Landmann

Na, hier ganz sicher nicht: Wir sind zu Besuch in der Kinderfußballschule vom VfB Fallersleben. Rund geht es auf dem Platz am Windmühlenberg. Kleine Tore sind aufgebaut, Mädchen und Jungen dribbeln, rennen, kicken gegen das runde Leder. Das für die kleinen Ballkünstler natürlich kleiner ist, als das der Großen. Alter der Mädchen und Jungen: 5 bis 11 Jahre.

Kleiner als sonst ist die Schar, es sind ja Ferien. Die Coaches Lena und Marie bieten das Camp trotzdem an, worüber die Mamas, die am frühen Freitagnachmittag auf der Bank sitzen, sehr erfreut sind. „Es ist toll, dass das in den Ferien weiterläuft, die Kinder sind ja total fußball-verrückt“, freut sich Oksana Dreling aus Detmerode, während Töchterchen Viktoria dem Ball hinterherjagt.

Vergangenes Jahr wurde die Kinderfußballschule beim VfB gegründet, der Zulauf war sogleich enorm.

Emily, die Tochter von Jana Dahlke, ist mit 5 Jahren eine der beiden jüngsten, die heute zum Training antreten. Der andere 5-Jährige ist Raphael. Naturgemäß haben es die Jüngsten noch nicht so mit den ganz Großen des Fußballs, Hauptsache selbst Fußball spielen und Spaß haben, ist die Maxime.

Ein Muss: Team-Besprechung.
Ein Muss: Team-Besprechung. © regios24 | Helge Landmann

Als ich beim Team-Meeting aber frage, wer gerade die EM schaut und ob es eine Lieblingsspielerin gibt, heißt es gleich: „Klaaaaar, das ist Poppi. Die ist toll!“ Und Sonntagabend werde sie und die anderen wieder zu sehen sein.

Anastasia Zimmermann hat zwei Jungs, die nur Fußball im Kopf hätten. „Was soll man machen. Wir sind ja froh, dass sie sich viel bewegen und nicht an der Playstation sitzen“, schmunzelt die junge Mutter, während Söhnchen Raphael gerade nach einem kleinen Fehltritt über den Rasen kullert.

Jana Dahlke hat früher selbst Fußball gespielt. Etliche Jahre Kreisliga, Angebote aus höherer Klasse waren da. „Das kannst du im Frauenfußball aber nicht mit Job oder Familie oder beidem vereinbaren. Es ist kein bezahlter Fußball.“ Töchterchen Emily bekommt gerade von Trainerin Marie eine kleine Einzeleinheit. Sie lernt, wie man den Fuß hält, damit der Ball schnell in die richtige Richtung geht.

Mit Blick auf den Riesenerfolg der VfLerinnen, die mit dem Nationalkader im EM-Finale stehen, sagt die Fallersleberin: „Das ist das Ergebnis konsequenter Basisarbeit. Und es ist gut, dass im Frauenfußball jetzt auch mal Geld in die Hand genommen wird.“

Immer am Limit. Hier wird sich nicht geschenkt.
Immer am Limit. Hier wird sich nicht geschenkt. © regios24 | Helge Landmann

Oksana Dreling freut sich riesig aufs EM-Finale am Sonntag. „Es ist sensationell, was es bisher schon für Spiele im Turnier gab. Das wird sicher unglaublich am Sonntagabend. Aufregend, spannend, packend – man wurde bisher schon bei allen Partien mitgerissen.“

Was mögen sie am liebsten beim Training? Das will ich von den kleinen Nachwuchskickern wissen. „Alles!“ heißt es, und am allerliebsten das Spiel zum Schluss. Und so geht es auch gleich ins kleine Abschlussmatch. Timi ist mit 11 Jahren einer der älteren und erfahrenen, die Coaches achten darauf, dass gut gemixt wird. Und es wird permanent durchgewechselt. Fairplay, das richtige Maß an Belastung und natürlich Spaß müssen garantiert sein.

Dem Trainerinnen-Duo Lena und Marie macht es sichtlich Freude, ihren Schützlingen Tricks und Kniffe und Regeln beizubringen. Beide haben etliche Jahre Spielerinnen-Erfahrung. Marie Klose (22) hat mit zehn Jahren angefangen Fußball zu spielen und zwölf Jahre lang gekickt. Jetzt gibt sie in der Kinderfußballschule ihr Wissen weiter.

Aufpassen – hier könnte die neue Merle Frohms kommen: Emily (5) in Aktion.
Aufpassen – hier könnte die neue Merle Frohms kommen: Emily (5) in Aktion. © regios24 | Helge Landmann

Es ist inzwischen ein Wandel sichtbar“, freut sich Lena Janders (23), die ebenfalls seit Kindertagen dem Ball hinterherjagt. Genauer, seit sie 5 Jahre alt ist. „Wir sind heute an einer anderen Stelle, was die öffentliche Wahrnehmung und die Akzeptanz betreffen. Ich glaube, wir sind da jetzt auf einem guten Weg.“ Trotz dualem Studium, das Übungsleiterin Jander derzeit absolviert, spielt sie immer noch selbst Fußball, auf einem 7er Feld in der Kreisklasse. „Ich hab versucht aufzuhören, es geht nicht“, lacht die Trainerin. „Ich kann nicht ohne Fußball.“