Wolfsburg. VW hat neben dem California noch mehr für die Caravanbranche zu bieten.

Die Erfolgsgeschichte des VW California ist tausendfach geschrieben. Der Camper, der in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, ist längst Kult und erzielt Jahr für Jahr neue Zulassungsrekorde. 2017 wurde die neue Bestmarke auf über 15 000 Exemplare per annum geschraubt. Aber

ihre Reisemobil-Kompetenz sieht die VW-Nutzfahrzeugsparte nicht nur im Transporter. So bieten die Hannoveraner den Caddy in einer Beach-Version an. Er kann etwa mit einer stabilen Küchenbox und Schlafliege der Firma Ququq für rund 2300 Euro in ein Campmobil für junge Leute umgebaut werden. Auch für den Pick-up Amarok finden sich Spezialaufbauten, und der neue Crafter soll die Reisemobil-Welt ebenfalls im Sturm erobern.

Eine Handvoll Unternehmen lassen die Vorzüge eines PKW-nahen Cockpits, guter Vernetzung und zahlreicher Assistenzsysteme auch der Reisemobil-Kundschaft zukommen. Mit dem Jandelsbrunner Caravaning-Hersteller Knaus hat immerhin auch ein Großer der Branche den Crafter zum rollenden Eigenheim umgebaut. Den Box-Drive gibt es zunächst allerdings nur in einer auf 150 Einheiten begrenzten First-Edition-Serie mit langem Radstand, sämtlichen Assistenzsystemen, längs angeordneten Einzelbetten im Heck und einem Raumbad samt Dusche mit regenbogenfarbener Wellness-Beleuchtung für rund 80 000 Euro.

Elia Akkawi, Geschäftsführer von Schwabenmobil, der den Crafter als Florida Multitalent und Tango (beide ab rund 63 000 Euro) in zwei völlig unterschiedlichen Grundrissen anbietet, zeigt sich mit der bisherigen Resonanz sehr zufrieden: „Im ersten Jahr haben wir fast 100 Fahrzeuge verkauft. Das ist für den Anlauf sehr gut.“ Ungewöhnlich beim Florida Multitalent sind das Raumbad direkt hinter den Vordersitzen und die Einzelbetten im Heck, die nach dem Hochklappen Raum für ein Motorrad schaffen. Bei gut 800 Kilogramm Zuladung für den 3,5-Tonner kein Problem.

Die meisten Reisemobil-Partner beschäftigen sich mit dem T6

Camping-Spezialist Reimo reiht sich zum Caravan-Salon in den kleinen, aber feinen Club der

Crafter-Ausbauer ein. Der Prototyp aus dem hessischen Egelsbach präsentiert sich ebenfalls mit einer neuen Grundriss-Variante. Ähnlich wie bei einem Campingbus wird hier eine Mittelsitzbank zum Bett umgebaut und die drehbaren Frontsitze als Teil der Sitzgruppe verwendet. Hinter der seitlichen Küche ist im Heck ein großzügiges Raumbad mit geräumiger Dusche eingebaut. Später soll es noch die Option auf ein Aufstelldach geben. Preise für Reimo-Crafter gibt es allerdings noch nicht.

Generell gibt es bis heute noch keine Crafter-Reisemobile als Teilintegrierte, Integrierte oder Alkoven. Bis zum Jahresende soll der Crafter aber auch mit einem Flachrahmen-Chassis für die

Caravaning-Hersteller angeboten werden. VW-Nutzfahrzeuge verfolgt den Plan, auf dem Caravan-Salon die im vergangenen Jahr gezeigte California-XXL-Studie auf dem großen Transporter in der Serienversion zu zeigen.

Dass auch ein Amarok als Reisemobil-Basis taugt, beweisen gleich drei Firmen. Tischer und Bimobil setzen seit Jahren auf das Prinzip der Huckepack-Kabine. Eine eigene Wohnkabine wird auf der Ladefläche des Pick-ups fest verankert, kann unterwegs aber auch auf den eigenen Stützen abgestellt und ohne Basisfahrzeug genutzt werden. Während Bimobil die Seitenwände des Pritschenaufbaus abmontiert, lässt Tischer den VW-Pick-up unangetastet, was den Vorteil hat, dass auch andere Pick-ups als Basis für die Kabine genutzt werden können. Mit 80 000 bis 90 000 Euro Gesamtsumme muss man allerdings schon rechnen.

Gegenüber dem GeHoCap, der den Amarok mit einem Alkovenaufbau fest verbindet, ist das dennoch ein Schnäppchen. Das

Designer-Offroadmobil ist Luxus pur, verwendet Leichtbau-Wände aus Flugzeugcarbon, Materialien aus dem Yachtbau und eine über eine Lithium-Ionen-Batterie mit Strom betriebene Kochstelle und kostet rund 200 000 Euro. Von den individuell gefertigten Fahrzeugen werden nur fünf Stück pro Jahr exklusiv gebaut.

Die überwiegende Mehrzahl der externen VW-Reisemobilpartner beschäftigt sich allerdings mit dem T6 und beweist, dass es für den California-Grundriss noch jede Menge Alternativen gibt. Die Darmstädter Space-Camper etwa, von Ben Wawra und Markus Riese 2005 gegründet, bieten einen der leichtesten Ausbauten auf dem Markt an: Sie sind für ihre Ideen wie die zwei Schiebetüren und die ausschwenkbare oder gar komplett ausbaubare Küche auch prämiert worden.

Die Hagener Vanufaktur konzentriert sich gleich auf drei Spezialbereiche. Die Terracamper als expeditionstaugliche Ausbauten verwenden hochwertige, modulare Möbelsysteme aus Aluminium, die für einen erhöhten Ladebedarf auch leicht demontiert werden können. Während sie bei rund 60 000 Euro in der nach oben offenen Preisskala überhaupt erst beginnen, bedeutet diese Marke für die Flowcamper bereits die Obergrenze.

Neu ist hier der „Space“ mit farbenfrohem Interieur, stilistisch an die Historie der legendären VW Bullis angelehnt, zu Preisen ab 39 000 Euro. Und von Hundebesitzern geschätzt wird der Dogscamper mit einem mehr oder weniger großen Käfig unter der Liegefläche.