Köln. Zweite Generation des E-Autos Nissan Leaf bietet stärkeren Motor, größere Reichweite und Teilautonomie.

Verschlungene Straßen durch den Taunus, dazu dieser Aprilsommer – eigentlich das Terrain eines Roadsters. Diese Passagen ausgerechnet in einem Elektroauto der Kompaktklasse genießen zu können, das weder durch Schwanken noch schwammiges Lenken auffällt, verrät viel über Fortschritt und Anspruch dieser Antriebsvariante. Die zweite Generation des weltweiten Bestsellers Leaf soll beweisen, dass ein rein batteriebetriebenes Fahrzeug in der Normalität angekommen ist, so Nissan.

Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Akku von 30 kWh auf 40 kWh erhöht. Statt wie bisher 80 kW/109 PS leistet der E-Motor jetzt 100 kW/150 PS. Mit einem Drehmoment von achtbaren 320 Newtonmeter hat der Leaf 2 hier 26 Prozent zugelegt. 100 km/h sind in 7,9 Sekunden erreicht. Für die verbesserten Werte musste der Stromspeicher nicht selbst wachsen, denn die Energiedichte konnte um 67 Prozent erhöht werden. Übersetzt in die Kernfrage der absoluten Reichweite bedeutet das: Nach dem bisher geltenden NEFZ-Zyklus kommt man 378 Kilometer weit. Laut neuem, praxisnäherem WLTP-Testverfahren sind in der Stadt 415 Kilometer mit einer Akkuladung möglich, bei kombinierten Stadt- und Überlandfahrten bis zu 258 Kilometer.

Dass bei den ersten Testfahrten nach gut 160 Kilometern mit einem Rest von 49 Prozent immer noch genug Energie für Unvorhergesehenes bleibt, liegt an den diversen Möglichkeiten der Rekuperation. Wie beim Vorgängermodell kann man über den blau illuminierten Gangwahlhebel in der Mittelkonsole im Modus B mehr Energie zurückgewinnen und an die Batterie schicken. Neu ist hingegen die Taste für das serienmäßige E-Pedal. Die Technik vereint Bremsen und Beschleunigen im Gas-Pedal. Im neuen Leaf gibt sie ein überzeugendes Debüt. Ist der E-Pedal-Modus aktiviert, verlangsamt sich der Leaf beim Loslassen des Gas-Pedals nur durch die Rekuperation der Bremsenergie bis zum Stillstand. Zum Anfahren und Beschleunigen gibt man wieder ganz normal Gas. Laut Nissan sollen so 100 Prozent der Energie rekuperiert werden. Es dauert nur Minuten, bis man gelernt hat, das eigentliche Bremspedal in den vorübergehenden Ruhezustand zu schicken.

Inzwischen gibt es in Deutschland rund 6500 Ladestationen. Dort kann der Leaf über ein Typ-2-Kabel (bis zu 6,6 kW) oder per Gleichstrom mit dem Chademo-Stecker (bis zu 50 kW) geladen werden. Eine Nissan-Smartphone-App informiert über die Standorte. An der Haushaltssteckdose braucht der Leaf nach Herstellerangaben gut 16 Stunden, um die Akkus zu füllen. Über die Schnellladestation soll das Energiemanagement 40 Minuten für 80 Prozent benötigen.

Der Leaf ist jetzt mit einer Reihe von Fahrerassistenzsystemen sowie Kameras und Sensoren gespickt. Aber zu den Highlights der neuen Generation gehört mit „Pro-Pilot“ die Premiere des teilautonomen Fahrens. Bedient man die Tastenfolge am Lenkrad, reiht sich das Auto hinter dem Vorausfahrenden ein, hält auch bei Stop-and-go-Verkehr konstant Abstand und lenkt selbstständig. Allerdings reagiert das System allergisch, wenn man die Hände vom Lenkrad löst. Zum Paket der Neuheiten gehört auch der vollautomatische Park-Assistent (Aufpreis: 1200 Euro). Und in puncto Sicherheit hat sich der Leaf 2 gerade mit fünf Sternen die Bestwerte bei den Euro-NCAP-Crashtests geholt.

Alle vier Ausstattungsvarianten des Leaf werden mit der neuen 40-kWh-Batterie ausgeliefert. Beim höherpreisigen N-Connecta (37 450 Euro) und dem Topmodell Tekna (38 850 Euro) ist beispielsweise die Assistentenbündelung „Pro-Pilot“ serienmäßig.