Braunschweig. Der neue Seat Ibiza präsentiert sich kürzer, breiter und geräumiger.

Es gibt Produktnamen, die haben in Braunschweig einen besonders guten Klang. Seat gehört dazu. Wieso das? Weil die spanische Marke seit einigen Jahren Sponsor bei Eintracht Braunschweig ist. Bei jenem Fußballklub also, der wie kein anderer seit über 120 Jahren unsere braunschweigische Region prägt und natürlich auch deren Farben trägt, nämlich Blau-Gelb.

Das könnte auch der Grund dafür sein, dass ich hier schon einige Male auf das Auto angesprochen wurde, das ich gerade bewegt habe. „Ist das der neue Ibiza?“ Erstaunlich; denn solch ein Interesse an einem Kompaktauto – wie Audi A3, Golf oder Einser-BMW – ist ansonsten selten. Sollte das mit Eintracht zusammenhängen? Mit den Spielern, die allesamt Seat fahren? Nicht ausgeschlossen; denn wegen des Eintracht-Sponsorships ist ja auch unsere Region nun ein klitzekleines Stückchen „Seat-Land“.

Der Name Seat, der stets auch einen Hauch von Sonne, blauem Mittelmeer und Urlaub verströmt, ist eigentlich ein Kürzel. Es steht für „Sociedad Espanola de Automoviles de Turismo“ (etwa Spanische Gesellschaft für Personenwagen). Die Firma wurde 1950 gegründet, als Spanien (unter Franco) noch eine Diktatur war.

Die Seat-Modelle (mit Fiat-Technik) waren zunächst biedere, unmoderne Fahrzeuge aus einem spanischen Staatskonzern, der die Iberische Halbinsel exklusiv mit Autos bediente. So ähnlich, wie es auch in der DDR mit Trabant und Wartburg geschah. Das besserte sich Ende der 1970er-Jahre, als Spanien seinen Markt öffnete.

Seit 1986 gehört Seat zu VW. Der damalige VW-Chef Carl-Horst Hahn hatte damals den Mut aufgebracht, die ziemlich marode spanische Marke zu übernehmen. Das war ein schwieriges Projekt, das viel Geld gekostet hat. Inzwischen ist die Leidenszeit vorüber. Seat ist eine attraktive, sportliche Tochter des VW-Konzerns.

Das Modell Ibiza gibt es seit 32 Jahren, 5,5 Millionen Exemplare sind bisher produziert worden. Nun ist vor wenigen Wochen die fünfte Generation dieses Kompakt-Flitzers auf den Markt gekommen. Die preiswerteste Variante kostet 12 490 Euro.

Das Platzangebot im Seat Ibiza

ist „luftig“

Der Ibiza Jahrgang 2017 weist eine technische Besonderheit auf; denn dieser Kleinwagen (wenn man ihn überhaupt noch so nennen mag), basiert auf dem cleveren Modular-Quer-Baukasten. Dieses MQB-System (quer eingebaute Motoren und Getriebe) gilt künftig für alle Konzerntypen dieser Größenordnung – für Ibiza, Polo, Audi A1, Skoda Fabia. MQB ist sogar derart ausgetüftelt, dass auch Gas-, Hybrid-Motoren und selbst Antriebskomponenten für Elektromobile Platz finden. MQB entstand unter der Leitung des ehemaligen Volkwagen-Entwicklungschefs Ulrich Hackenberg.

Zurück zum aktuellen Seat Ibiza. Er ist zunächst einmal optisch gelungen. Das hat auch mit seinen deutlich veränderten Abmessungen zu tun. Er ist nun kürzer als bisher (4,06 Meter lang), aber stattliche neun Zentimeter breiter (1,78 Meter). Das garantiert ein dynamisch-sportliches Aussehen, und daraus resultiert auch gleichzeitig eine bessere Straßenlage, zumal gleichzeitig der Radstand um zehn Zentimeter wuchs (auf 2,56 Meter). Das, was in Seats Werbebotschaft „hohe Raum-Effizienz“ heißt, hat tatsächlich dank MQB viel gebracht. Das Platzangebot ist „luftig“, sehr angenehm. Der Kofferraum ist üppig gewachsen, auf 355 bis 1165 Liter Volumen (bei umgeklappter Rückenlehne). Das ist alles respektabel, wobei längst auch die Seat-Verarbeitungsqualität als top gelten muss.

Früher beherrschten PS-Angaben und Zylinderzahl, Vierventiler und Sportfahrwerke die automobilen Debatten. Heute interessiert, ob Autos auch die digitale Welt problemlos einfangen können. Handys verbinden sich mit dem neuen Ibiza via Apple CarPlay, Android Auto und Mirror Link und lassen sich auf einem Fünf-Zoll-Touchscreen bedienen. Im sportlichen Ibiza-Typ „FR“ ist sogar ein schneller Achtzöller ins Armaturenbrett eingepasst worden. Und – lobenswert: Zum Zoomen gibt es zusätzlich noch einen Drehknopf

Es gab Zeiten, da war der Ibiza nur Mittelmaß. Das ist lange her und hat sich völlig verändert. Trotz starker Konkurrenz – Ford Fiesta, Kia Rio, VW Polo oder Hyundai i20 – behauptet der Seat Ibiza eindeutig einen Spitzenplatz im Pulk der Kleinwagen-Elite, zumal auch alle Motor-Varianten aus dem VW-Regal makellos sind.

Es macht einfach Freude, diesen neuen Ibiza zu fahren. Er ist agil, handlich, leise, sparsam und demonstriert eindrucksvoll, wie viel Auto genug sein kann.