Uslar. Die Reisemobil-Marke Womondo setzt auf individuell kombinierbare Kastenwagen und Basisautos von Opel.

Der Reisemobil-Markt ist in Bewegung. Und die Absatzkurve kennt seit Jahren nur eine Richtung, nämlich steil nach oben. Im Bewusstsein anhaltend guter Prognosen entwickeln auch die Konstrukteure endlich wieder neue Ideen abseits ausgetretener Pfade. Ja, es entstehen sogar neue Marken, die einiges anders machen wollen als die etablierte Konkurrenz. So wie Womondo aus dem niedersächsischen Uslar (Landkreis Northeim), die zu Jahresbeginn auf der Stuttgarter Freizeitmesse CMT ihr Debüt feierte. Ihr markantestes Merkmal: Sie bietet ihre vier Kastenwagen-Modelle ausschließlich auf Basis des Opel Movano an, der in der Reisemobil-Branche bisher bestenfalls die Rolle eines Exoten spielte.

Ein Opel-Vertragspartner gründete das Unternehmen

Es war freilich nicht das Rüsselsheimer Hauptquartier, das die Chancen des nicht enden wollenden Wachstums gerade bei den Kastenwagen erkannte und initiativ wurde. Wie so oft bedurfte
es dafür persönlichen Engagements: Maik Siebrecht, Juniorchef der gleichnamigen Firmengruppe und selbst Wohnmobilist, störte sich daran, dass die mobilen Eigenheime meist auf einem Fiat Ducato aufbauten, bis dato aber nie einen Opel-Blitz am Kühlergrill trugen. Zwar hat sich
das Autohaus Siebrecht längst
zu einem Mehrmarken-Imperium (Mercedes, Mitsubishi, VW, Audi, Seat, Skoda) mit 290 Mitarbeitern ausgedehnt, die Basis des Familienunternehmens, das Maik Siebrecht mit seinem Vater Joachim in vierter Generation leitet, ist aber die Marke Opel.

Die Niedersachsen gelten als zweitgrößter deutscher Vertragspartner der Blitz-Marke und in Bezug auf Nutzfahrzeuge sogar als erfolgreichster Opel-Händler europaweit. Da verwundert es nicht, dass die Siebrechts durch und durch Opelaner sind. Und da muss es ein Opel Movano als Basisfahrzeug sein. Jenes Nutzfahrzeug, das 1998 aus einer deutsch-französischen Kooperation entstand. Nein, nicht mit Peugeot, sondern als nahezu baugleiches Schwestermodell des Renault Master.

Vier Modelle umfasst die aktuelle Womondo-Palette. Ausgebaute Kastenwagen, allesamt in der 3,5-Tonnen-Klasse mit zwei Radständen und drei verschiedenen Gesamtlängen. Das Einstiegsmodell ist der 5,54 Meter lange Primo, der günstig ab knapp 39 000 Euro angeboten wird. Er hat den 110 PS starken 2,3-Liter-Diesel an Bord. Wahlweise stehen allerdings auch die Biturbo-Alternativen mit 145 oder 170 PS zur Wahl. Das Fahrzeug ist auf zwei Personen ausgelegt, die vorerst noch mit einem in der Länge knapp bemessenen (1,75 x 1,40 Meter), quer eingebauten Doppelbett vorliebnehmen müssen. Karosserieverbreiterungen für eine längere Schlafkoje sollen bald Abhilfe schaffen. 80 beziehungsweise 78 Liter große Frisch- und Abwassertanks sind dagegen ebenso üppig bemessen wie der Kraftstofftank, der mit 105 Liter Fassungsvermögen große Aktionsradien ermöglicht.

Ebenfalls noch zum Kampfpreis ab knapp 39 700 Euro wird auf dem gleichen, 3,68 Meter langen Radstand der über einen halben Meter längere Momento
(6,17 m) angeboten, der im Heck über ein längs eingebautes Doppelbett (1,95 x 1,40 m) verfügt und durch Umbau der Frontsitzgruppe auch einer dritten Person ein Nachtquartier offeriert. Der Frischwassertank nimmt 120 Liter Volumen auf, die Zuladekapazität beträgt wie bei allen Womondo-Modellen 750 Kilogramm.

Das größte Modell ist wenig überraschend der Grando. Mit dem langen Radstand (4,33 m) misst der Kastenwagen 6,85 Meter, ist mindestens mit dem 145 PS starken Doppelturbo-Triebwerk bestückt und hat sowohl ein längeres Doppelbett (2,00 x 1,40 m) als auch eine größere Küche an Bord. Hier können, wenn ein zusätzliches Hubbett an Bord ist, vier Personen übernachten. Die Preislatte liegt mit 56 200 Euro allerdings schon deutlich höher.

Speziell für körperlich beeinträchtigte Menschen haben die Womondo-Leute den Agilo konzipiert. Hier wird statt elektrischen Trittstufen ein Lift eingebaut, und im Innenraum verfügt das Fahrzeug über genügend Bewegungsfreiheit auch für Rollstuhlfahrer. Der Agilo wird ab 63 900 Euro angeboten. Eine Allrad-Variante soll das Womondo-Quartett noch ergänzen. Der Prototyp ist fertig und wird auf der Messe Auto Camping Caravan (bis 12. März) erstmals zu sehen sein, aber wohl dieses Jahr noch nicht in den Verkauf gehen.

Gebaut werden die neuen Reisemobile in Slowenien

Die Wohnräume wirken in allen Modellen recht edel. Weiß- und Cremetöne kontrastieren mit dunklem Grau, Fahrer- und Beifahrersitze sind in Naturleder gehalten, dazu Sitzpolster mit
Alcantara und rautenförmig abgestepptem Leder – alles hochwertig, gut verarbeitet und dennoch nicht abgehoben. Gegenüber den mit Stoffpolstern ausgerüsteten Basisversionen ist das leider auch Sonderausstattung. Nachteil der nahezu grenzenlosen Ausstattungsauswahl: Die Anschaffung kann sich um 10 000 bis 20 000 Euro verteuern.

Dafür verspricht Womondo-Mitbegründer Dirk Rennemann ein umfangreiches Service-Angebot. Den Kunden stünde rund um die Uhr an 365 Tagen eine kostenlose Service-Hotline zur Verfügung, europaweit könne die Marke auf über 6000 Werkstätten zurückgreifen, und sie soll mit einer Dichtigkeitsgarantie von sieben Jahren für ihre wintertauglichen Modelle Maßstäbe setzen. „Außerdem garantieren wir kürzere Lieferzeiten als die Konkurrenz“, ergänzt Dirk Rennemann, der sich mit seinem Team maximal 120 Tage ab Bestelleingang zum Ziel gesetzt hat.

Gebaut werden Womondo-Reisemobile in Slowenien. Ein Konzept, mit dem es auch die bayerische Firma Poessl zum Marktführer unter den Kastenwagen brachte. Derzeit ist das Unternehmen dabei, ein Händlernetzwerk mit etwa 50 Vertragspartnern aufzubauen. Mit den ersten Auftragseingängen ist man laut eigener Aussage auf einem guten Weg,
die im ersten Jahr angepeilten
100 Fahrzeuge abzusetzen.