Berlin. Klein- und Kompaktwagen stellen die größte Gruppe in den europäischen Neuzulassungs-Charts. 2017 bringt interessanten Nachschub.

Zwischen den ganzen SUV gibt es sie immer noch: ganz normale Klein- und Kompaktwagen mit Schrägheck. 2017 kommen vor allem Klassiker in neuem Gewand. Manche sind erwachsener geworden, einige setzen ganz auf jugendliche Ausstrahlung.

Besonders quirlig tritt der neue Citroën C3 auf. Wirkte der Vorgänger zuletzt eher altbacken, setzt die ab Januar angebotene Neuauflage auf extrovertiertes Design mit bunten Akzenten innen wie außen und Karosserieplanken im Stil des Crossovers C4 Cactus. Der C3 bietet zudem zahllose Individualisierungsmöglichkeiten bei Farbe und Accessoires sowie technische Spielereien (etwa eine Selfie-Kamera am Innenspiegel). Dann allerdings wird auch deutlich mehr Geld fällig als für die 12 000 Euro teure und eher monochrome Basisversion, mit der die preissensible Kundschaft nicht verprellt werden soll.

C3 und Micra treten frech auf,

Ford Fiesta wird sachlicher

Eine ähnliche Charme-Offensive versucht der Nissan Micra. Ging der Vorgänger mit seinem glatt geschliffenen Weltauto-Design im hiesigen Straßenbild noch komplett unter, will die fünfte Ausführung richtig auffallen. Die schwungvolle Linienführung kennt man bereits von Qashqai und Co., sie wird hier aber auf rund vier Meter Länge auf die Spitze getrieben. Für den Antrieb des Fünftürers mit den gut versteckten Fond-Portalen stehen zunächst ein 0,9-Liter-Turbo-benziner mit drei Zylindern und
66 kW/90 PS sowie ein gleich starker 1,5-Liter-Diesel zur Wahl, beide bereits aus dem Clio bekannt. Als Basistriebwerk wird kurz nach Markteinführung ein 1,0-Liter-Saugbenziner mit 55 kW/73 PS nachgeschoben. Die Preise starten bei 13 000 Euro.

Während C3 und Micra frech und jugendlich auftreten, wird die neue Generation des Ford Fiesta nun dezidiert erwachsen. Optisch bleibt er dem alten Modell in den Grundzügen treu, kommt aber sachlicher und weniger verspielt daher. Die stark geschwungenen Scheinwerfer des Vorgängers werden durch mandelförmige Exemplare ersetzt, die kraftmeiernden Sicken auf der Motorhaube verschwinden, und das Heck ist mit seinen horizontalen Rückleuchten sachlicher als zuvor.

Aufgeräumt und klar wirkt das sorgfältig entrümpelte Cockpit mit großem, frei stehendem Zentralbildschirm. Über diesen werden neben dem Infotainment-System auch die zahlreichen neuen Assistenten bedient – in dieser Hinsicht will der Kölner Maßstäbe in der Kleinwagenklasse setzen. Kern des Motorenangebots bleibt Fords Dreizylinder-Benziner. Den 1,0 Liter großen Turbomotor gibt es wieder mit 74 kW/100 PS, 92 kW/125 PS und 103 kW/140 PS. Dazu kommen ein Saugbenziner und zwei Diesel. Preise sind noch nicht bekannt.

Mit den beiden gegensätzlichen Polen Jugend und Reife spielen auch zwei technisch verwandte Bestseller im Segment: der VW Polo und der Seat Ibiza. Beide dürften bei Abmessungen und Anspruch zulegen und jeweils näher an ihrer Markengeschwister Golf beziehungsweise Leon rücken. Während der Polo aber den seriösen Allroundwagen für Stadt und Umland gibt, spielt der Ibiza markentypisch eher den jungen Wilden. Unter dem Blech und abseits der Fahrwerksabstimmung sind die beiden Kleinwagen aber nahezu Zwillinge. Ob der Spanier
aber auch auf das volle Ausstattungs- und Assistenzprogramm des Norddeutschen zurückgreifen wird, bleibt abzuwarten.

Asiaten werden europäischer

und massentauglicher

Vergleichsweise wenig an ganz Neuem gibt es im kommenden Jahr in der Kompaktklasse – allerdings gehen zwei besonders hoffnungsvolle Kandidaten in den Generationswechsel. Zum einen der Hyundai i30, der in der neuen Auflage europäischer und gesetzter daherkommt als je zuvor. In der für den Jahresanfang erwarteten Neuauflage orientiert sich der Koreaner bei Design und Anmutung noch stärker am Klassenprimus VW Golf. Und auch technisch legt er nach: Neben Voll-LED-Scheinwerfern und zeitgemäßem Infotainment sollen endlich auch moderne Assistenzsysteme zu haben sein. Beim Antrieb wird es
neben den bekannten Dieseln und Benzinern auch einen Sportmotor und möglicherweise einen Hybrid geben.

Der zweite Neustarter aus Asien ist der Honda Civic. Die Japaner gehen mit ihrem Kompaktmodell in der ersten Jahreshälfte auf Nummer sicher. Das Design der zehnten Generation fällt deutlich massentauglicher aus als bei den beiden futuristischen Vorgängern. Der Fünftürer liegt zudem optisch tiefer auf der Straße, obwohl er nur um zwei Zentimeter flacher ist.

In der Länge ist er hingegen gewachsen, was für mehr Platz im Fond sorgen soll. Auf die „Kino-Klappsitze“ des Vorgängers verzichtet Honda in der neuen Version allerdings. Punkten soll der
Civic diesmal vor allem mit einer in der Kompaktklasse recht guten Sicherheitsausstattung. Serienmäßig an Bord sind unter anderem ein Kollisionswarner, ein Spurhalte-Automat und ein Toter-Winkel-Radar. Zum Inklusivpaket
gehören zusätzlich noch eine Rückfahrkamera für sicheres Ausparken und eine Verkehrszeichenerkennung.

Neben den beiden Neuauflagen gibt es eine ganze Reihe von überarbeiteten Modellen. Darunter finden sich die drei Volkswagen-Konzerngeschwister VW Golf, Seat Leon und Škoda Octavia sowie der Mazda3 und der Peugeot 308. Während sich optisch in allen Fällen relativ wenig tut, wird immerhin bei der Technik kräftig nachgerüstet. Im Zentrum stehen dabei neue Infotainment- und Fahrsicherheits-Systeme.