Bad Lauterberg. Drei Ortsbrandmeister von Freiwilligen Feuerwehren in Bad Lauterberg im Harz schätzen Ausrüstung und europäische Zusammenarbeit ein.

Waldbrandgefahr im Harz - das vergangene Jahr hat gezeigt: Nicht nur am Brocken kann es brennen, sondern auch im Altkreis Osterode. Ein Waldbrand am Ravensberg bei Bad Sachsa zerstörte im Sommer 2023 zwei Hektar Wald - zur Einordnung: Das entspricht zweimal der Größe der Wasserwelt mit Innen- und Außenbereich im Salztal Paradies.

Eine Woche lang waren Feuerwehren aus dem Landkreis Göttingen, sowie Polizei, Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Technisches Hilfswerk und die Landesforsten nach dem Ausbruch am 8. Juli im Einsatz, um die Flammen endgültig zu löschen. Aber sind die Freiwilligen Feuerwehren für solche Einsätze überhaupt vernünftig ausgerüstet?

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Harz: Bei der Waldbrandbekämpfung geht es bergauf

„Nein“, antwortet Matthias Meyer, Ortsbrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Bartolfelde - Bartolfelde ist ein Ortsteil von Bad Lauterberg im Harz, eine Nachbarkommune von Bad Sachsa. Meyer beginnt seine Erklärung, warum die Freiwilligen Feuerwehren nicht ausreichend auf Waldbrände vorbereitet sind, bei den Klamotten. Die Einsatzkleidung der Brandschützer sei auf Hausbrändeausgelegt: Da trage man dicke Klamotten, die vor Hitze und Flammen schützen. „Die sind vergleichbar mit schönen dicken Wintersachen, die halten gut warm“, sagt Meyer. Üblicherweise verlassen die Einsatzkräfte ein brennendes Gebäude nach etwa einer halben Stunde, um sich draußen abzukühlen, so der Ortsbrandmeister. Bei einem Waldbrand sei das nicht möglich, da könne man sich nicht mal eben zurückziehen.

„Bei einem Waldbrand brauche ich auch Schutzklamotten, aber kann nicht nach 20 Minuten rausgehen, weil mir zu warm ist, sondern die Sonne scheint mir mit 40 Grad auf den Buckel und ich muss weiter vorwärtsgehen und sogar noch irgendwelche Berge hoch klimmen“, beschreibt Meyer Einsätze im Gelände. Nicht zu vergessen: Dabei müssen die Einsatzkräfte gegebenenfalls auch noch einen Löschrucksack tragen, mit Kapazität für 20 Liter Wasser - also mit Material mehr als 20 Kilogramm Gewicht.

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Freiwillige Feuerwehr: Ausrüstung ist teuer

Was wäre die Lösung? Jacke ausziehen und im T-Shirt weitermachen? Das entspreche nicht den Sicherheitsbestimmungen, schließlich sind die Einsatzklamotten für Feuerwehrleute die Rüstung, die sie vor den Flammen und damit vor Verbrennungen schützt. Es gibt Einsatzkleidung speziell für Vegetationsbrände und Waldbrandbekämpfung. „Die optimale Ausrüstung für die Waldbrandbekämpfung ist leicht, bequem im Handling und angenehm zu tragen und leicht einsetzbar“, heißt es in einem Onlineshop für Feuerwehrbedarf. Aber solche Hosen kosten pro Stück knapp 300 Euro, entsprechende Jacken sogar noch mehr - zu teuer für die verschuldeten Gemeinden im Südharz, insbesondere weil diese Kleidung nicht für Einsätze bei Hausbränden geeignet wäre. Darum sagt Meyer pragmatisch: „Es muss eine Feuerwehrhose sein und wenn du eine dicke hast, dann ist das so.“

Ob der Preis gerechtfertigt ist? Das bezweifeln die Ortsbrandmeister von Bartolfelde, Osterhagen und Bad Lauterberg - etwas daran ändern können sie aber nicht. „Das ist ein- oder zweilagiges Baumwollmaterial mit ein bisschen Kunstfaser eingewebt, aber eigentlich kein Hexenwerk diese Bekleidung“, sagt Daniel Welz, Ortsbrandmeister von Bad Lauterberg, über die Einsatzhosen für Waldbrandbekämpfung - also eigentlich eine normale Arbeitshose. Doch für den Einsatz geeignet ist nur, was die Feuerwehrunfallkasse für tauglich befindet. Die entsprechende Überprüfung treibt den Preis in die Höhe und das lassen sich Hersteller und Händler bezahlen, so die Ortsbrandmeister.

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Neue Fahrzeuge für die Feuerwehren in Bad Lauterberg im Harz

Nun ist es aber nicht so, als würden sich die Stadt Bad Lauterberg und ihre Ortsteile Bartolfelde, Osterhagen und Barbis gar nicht auf mögliche Waldbrandeinsätze vorbereiten. „Wir kriegen jetzt zwei neue Fahrzeuge, eins wird hier in Bad Lauterberg stationiert, das andere in Barbis“, sagt Welz. Die Freiwillige Feuerwehr in Bad Lauterberg an der Scharzfelder Straße ist die Schwerpunktfeuerwehr im Stadtgebiet, Babis ist die Stützpunktfeuerwehr. Osterhagen und Bartolfelde sind Ortsfeuerwehren mit Grundausstattung.

Die neuen Fahrzeuge sollen die alten Tanklöschfahrzeuge ersetzen, erklärt Welz. Sie gehören zur niedersächsischen GFFV-Einheit - das steht für Ground Forest Fire Fighting Vehicles, also bodengebundene Vegetationsbrandbekämpfung unter Einbeziehung von Löschfahrzeugen. Der heutige Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, damals Minister für Inneres und Sport in Niedersachsen, hat die ersten Fahrzeuge bereits am 1. April 2021 am Standort des Landesamts für Brand- und Katastrophenschutz in Celle-Scheuen übergeben. „Diese Fahrzeuge sind sowohl für den Einsatz in Deutschland geeignet, als auch auf die Brandbekämpfung im EU-Ausland spezialisiert, wenn uns unsere Partner gerade in Südeuropa um Hilfe bitten“, sagte Pistorius damals. Weitere werden im Landkreis Goslar und in den Landkreisen Celle, Heidekreis, Gifhorn, Uelzen, Lüneburg und Lüchow-Dannenberg stationiert.

Mit der Freiwilligen Feuerwehr Bad Lauterberg ins Ausland?

Diese GFFV-Einheiten müssen sich also auf mehrtägige Auslandseinsätze gefasst machen. In Bad Lauterberg besteht die Einheit erstmal hauptsächlich aus Feuerwehrkräften aus Bad Lauterberg und Barbis, berichtet Welz, betont aber: „Wir sind da offen.“ Osterhagens Ortsbrandmeister Kai Giza bestätigt, dass zwei seiner Leute auch Interesse bekundet hatten - bei denen legten jedoch die Arbeitgeber Veto ein.

Welz erklärt: „Es muss vorher mit dem Arbeitgeber geklärt sein, dass man relativ kurzfristig für bis zu zwei Wochen wegfährt. Die Einsatzdauer beträgt sieben Tage. Wenn wir nach Griechenland fahren, sind das drei, dreieinhalb Tage Anreise, das auch wieder zurück. Deswegen rechnet man immer mit 14 Tagen Einsatzdauer - und das muss auch noch kurzfristig erfolgen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich zu so einem Einsatz kommt, ist gar nicht so gering.

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Europäische Zusammenarbeit bei Waldbränden

„Letztes Jahr war kurz im Gespräch, nach Griechenland zu fahren“, erzählt Welz. An einem Donnerstagabend gab es die Information, dass Griechenland ein Hilfegesuch gestellt hatte. Deutschland machte daraufhin ein Angebot. Welz zufolge hätten sich die Bad Lauterberger Kräften aus Nordrhein-Westfalen angeschlossen, weil die zum damaligen Zeitpunkt bereits zertifiziert waren. Letztendlich blieben sie aber alle zu Hause. Stattdessen eilten andere europäische Länder den Griechen zu Hilfe - entweder, weil sie näher dran liegen oder wie Frankreich und Italien über mehr Erfahrung im Umgang mit Waldbränden verfügen.

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