Wolfenbüttel. Ein Projektil hatte eine Frau am Kopf getroffen. Wolfenbüttels Kripo-Chef berichtet, wie man auf die Spur zweier Verdächtiger kam.

Sie dachte, sie wäre von einer Hummel zwischen den Augen getroffen worden – dabei hatte jemand mit einem Luftgewehr auf sie geschossen. Doch das fiel erst einen Tag später auf, als ein Arzt das Projektil aus ihrem Kopf herausoperierte. Was einer 57 Jahre alten Frau aus Wolfenbüttel am 14. April geschah, versetzte viele Bürger der Stadt in Sorge: Einen Monat später meldet die Polizei nun einen Ermittlungserfolg: Sie hält zwei 18-Jährige für die Schützen.

Ermittler finden mutmaßliche Tatwaffe bei Durchsuchung

Es war ein ungewöhnlicher Vorfall: Die Frau hielt sich am Gründonnerstag nach getaner Hausarbeit auf ihrer Terrasse im Stadtteil Groß Stöckheim auf, als sie einen Schmerz an der Nasenwurzel verspürte. Zunächst habe sie es für ein Insekt gehalten – doch schoss direkt nach dem Aufprall Blut aus einer kleinen Wunde. Ihr Bruder kühlte die Stelle, die sich daraufhin rasch schloss, berichtet Wolfenbüttels Kripo-Chef Andreas Twardowski.

Der Rettungsdienst versorgte die Wunde, entdeckte das Projektil aber nicht. Die Polizei suchte das Grundstück ab. Man ging zunächst davon aus, dass die 57-Jährige mit einer Zwille beschossen wurde.

Andreas Twardowski (57) leitet den Kriminal- und Ermittlungsdienst des Polizeikommissariats Wolfenbüttel.
Andreas Twardowski (57) leitet den Kriminal- und Ermittlungsdienst des Polizeikommissariats Wolfenbüttel. © Funke | Erik Westermann

Weil ihre Schmerzen auch am folgenden Tag nicht nachließen, suchte die Frau das Wolfenbütteler Klinikum auf. Dort entdeckte ein Arzt das kleine Geschoss unter der Haut und entfernte es.

Verdächtiger bestreitet, geschossen zu haben

„Mit Unterstützung des Landeskriminalamts haben wir den wahrscheinlichsten Schusswinkel ermittelt“, schildert Kripo-Chef Twardowski. Im Zuge der Ermittlungen kam man auf ein benachbartes Mehrfamilienhaus – und zwei 18-Jährige aus Braunschweig und Wolfenbüttel. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft durchsuchten Beamte die Wohnung des Tatverdächtigen aus Braunschweig, der Verbindungen in die Lessingstadt hat.

Dort fand man die mutmaßliche Tatwaffe, die aktuell vom LKA begutachtet wird. Der 18-Jährige bestreitet jedoch, geschossen zu haben. „Wäre das Geschoss in ein Auge der Frau eingedrungen, hätte das schwere Verletzungen zur Folgen haben können“, sagt Twardowski. „Es war sehr knapp.“

Ein zweiter Vorfall vier Tage später, bei dem eine 84-Jährige von einem Gegenstand am Hinterkopf getroffen wurde, hat offenbar keinen Bezug zu dem Schuss, sagt der Kriminalbeamte.