Braunschweig. Das Gesundheitsministerium hat Kontakt zum US-Hersteller aufgenommen. Somit dürften Chancen sinken, dass Braunschweiger Forscher unterstützt werden.

Das Bundesgesundheitsministerium kauft womöglich schon bald weitere Corona-Medikamente von einem Pharmakonzern aus den USA. Der Hintergrund ist, dass ein bereits gekauftes Medikament vom Hersteller Eli Lilly nicht oder nur noch kaum gegen die Corona-Mutationen wirkt.

Es handelt sich dabei um das Medikament Bamlanivimab. Dieses wirkt laut US-Behörden nur noch in Kombination mit dem Präparat Etesevimab, das auch von Eli Lilly hergestellt wird.

Eine Sprecherin von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte unserer Zeitung: „Das Bundesministerium für Gesundheit steht mit Eli Lilly bereits in Kontakt. Eine ergänzende Beschaffung von Etesevimab zur Gabe als Kombinationstherapie wird geprüft.“

Die Medikamente kosteten 400 Millionen Euro

Für 400 Millionen Euro kaufte das Ministerium im vergangenen November 200.000 Dosen Bamlanivimab vom US-Hersteller Eli Lilly sowie die gleichzeitig zu verabreichenden Antikörper Casirivimab/Imdevimab des US-Herstellers Regeneron.

Zu Jahresbeginn stellte sich heraus, dass Bamlanivimab alleine nicht gegen die Corona-Varianten wirkt. Eli Lilly stellte Anfang Februar bei der US-Arzneimittelbehörde FDA erfolgreich den zweiten Antrag für eine Notfallzulassung – dieses Mal für Bamlanivimab und Etesevimab zusammen.

Wie viele Dosen Etesevimab der Bund nun womöglich nachkaufen wird und wie viel diese kosten, wollte das Ministerium auf Anfrage nicht sagen. Das galt auch für die Frage, wie hoch der Anteil des alleine nun unbrauchbar gewordenen Bamlanivimabs im 400-Millionen-Euro-Paket gewesen ist. Das Ministerium beruft sich auf die „Vertraulichkeit der Verträge“.

US-Regierung stoppte die Behandlung

Die US-Behörde FDA warnte in der vergangenen Woche vor einem „Versagen der Behandlung“, wenn Bamlanivimab in einer Monotherapie verwendet wird. Die US-Regierung stoppte daraufhin den alleinigen Einsatz von Bamlanivimab.

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Entsprechende Warnungen gab es vom Gesundheitsministerium oder vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland nicht. Das Medikament wird weiter in Kliniken verwendet – obwohl es zum Beispiel gegen die britische Mutante nichts mehr ausrichten kann. Das PEI und auch die europäische Arzneimittelbehörde EMA prüfen die Medikamente derzeit. Bamlanivimab darf auf Verantwortung des behandelnden Arztes aber bereits in Deutschland eingesetzt werden.

Kauft Spahn wieder in den USA Corona-Medikamente ein, dürften die Chancen sinken, dass das Ministerium die beiden Startups Yumab und Corat Therapeutics aus Braunschweig finanziell unterstützt. Den Forschern fehlen 50 Millionen Euro, um ihr Corona-Medikament zur Marktreife zu bringen.