Braunschweig. Geht es nach Braunschweigs Oberbürgermeister, fallen schon 2026 zwischen Harz und Heide die Kreisgrenzen.

Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD) prescht mitten in die Diskussion um eine Fusion Wolfsburgs mit dem Landkreis Helmstedt mit einem Vorschlag vor: Er will sich für eine Großregion einsetzen.

„Wir sind viel zu vereinzelt unterwegs. Unsere Region braucht deutlich mehr Schlagkraft“, sagte Markurth. Als Vorbild nannte er die Region Hannover. Dort es gibt es keine Landkreisgrenzen mehr, dafür einen von den Bürgern gewählten Regionspräsidenten und eine Regionsversammlung mit Vertreten aus den Kommunen.

Schon Hoffmann machte sich für Großregion stark

Die Debatte um eine Großregion zwischen den Landkreisen Gifhorn und Goslar erinnert ein wenig an den Film „Zurück in die Zukunft“. Denn schon Markurths Vorgänger Gert Hoffmann (CDU) machte sich massiv für eine Großregion stark, stieß aber auf Widerstand in den Landkreisen und kreisfreien Städten zwischen Harz und Heide.

Markurth attestierte unserer Region eine „politische Vereinzelung“. Es gebe zwar Institutionen wie den Regionalverband Großraum Braunschweig oder die Allianz für die Region. Das sei mit einer Großregion aber nicht gleichzusetzen.

Die Wahrzeichen der Landkreise Gifhorn, Peine, Helmstedt, Wolfenbüttel und Goslar sowie der kreisfreien Städte Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter.
Die Wahrzeichen der Landkreise Gifhorn, Peine, Helmstedt, Wolfenbüttel und Goslar sowie der kreisfreien Städte Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter. © Jürgen Runo

Markurth prophezeite, dass die strukturellen Probleme in den nächsten Jahren zunehmen würden. Kreise wie Helmstedt, Goslar oder Peine schwächeln, das gilt auch für Salzgitter. Markurth: „Selbst Wolfsburg geht es nicht mehr so gut.“

Wolfsburg boomt weiterhin

Die VW-Stadt war in den vergangenen Jahren der große Nettozahler beim kommunalen Finanzausgleich in Niedersachsen. Wolfsburg hatte Ende 2017 etwa 79 Millionen Euro Schulden. Ende 2018 waren es 137,4 Millionen Euro. Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs erklärte auf Anfrage: „Die Stadt hat in den vergangen Jahren trotz Unsicherheiten an seinem hohen Investitionsprogramm festgehalten und so die lokale Wirtschaft gestützt.“ Insgesamt sei Wolfsburg weiterhin eine der wirtschaftsstärksten Städte Deutschlands. Das Eigenkapital der Stadt Wolfsburg lag Ende 2018 demnach bei rund 1,2 Milliarden Euro.

Wolfsburg boomt also weiterhin. Und sucht nach Platz für Gewerbe und Wohnflächen für seine Einwohner. Der Idee Markurths steht Mohrs aufgeschlossen gegenüber: „Die Fusion mit dem Landkreis Helmstedt wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.“

In Wolfsburg, Helmstedt und Wolfenbüttel erkennt Markurth Interesse

Der Rat der Stadt Braunschweig hatte sich bereits für eine Großregion ausgesprochen. So war es auch in Wolfenbüttel. Und die Grünen haben sich über die Landkreis- und Stadtgrenzen hinweg für eine Großregion ausgesprochen. Neben Wolfsburg und Wolfenbüttel vermutet Markurth auch im Landkreis Helmstedt Interesse. Schwieriger sei es in den Landkreisen Gifhorn, Peine und Goslar. „Was wäre, wenn vier oder fünf zusammengehen?“, fragte Markurth. Vermutlich würde eine Sogwirkung entstehen, der sich auch andere nicht verschließen könnten. Markurth nannte die Kommunalwahl im Herbst 2026 als Ziel.

Zur möglichen Fusion Wolfsburgs mit dem Landkreis Helmstedt äußerte sich Markurth auch. 2014 gab es schon einmal ähnliche Bestrebungen, die am Veto Braunschweigs bei der Landesregierung scheiterten. „Das hat bei uns damals nicht nur Freude ausgelöst“, sagte Markurth. „Wenn ihr in unserer Nachbarschaft etwas plant, wollen wir beteiligt werden“, habe er nun zu Wolfsburgs OB Mohrs und Helmstedts Landrat Gerhard Radeck gesagt, so Markurth. So kam es nun. Auf die Frage, ob Wolfsburg und Helmstedt wieder mit einem Veto aus Braunschweig rechnen müssten, sagte Markurth etwas ausweichend: „Gegen Sondierungen kann keiner etwas haben.“ Man habe heute eine ganz andere Gesprächskultur als 2014.

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