Braunschweig. Sie protestieren gegen den Ausstieg aus dem Verdi-Tarifvertrag. Am Samstag streiken sie weiter.

Rund 160 Real-Mitarbeiter haben am Freitag nach Angaben der Gewerkschaft Verdi ihre Arbeit niedergelegt. „Das ist ein gutes Ergebnis“, sagte Eberhard Buschbom-Helmke, Verdi-Sekretär beim Bezirksverband Südost-Niedersachsen. Die Streiks, die am Samstag fortgeführt werden, sind Teil einer bundesweiten Welle. Verdi will erreichen, dass das Warenhaus wieder mit der Gewerkschaft über einen Tarifvertrag verhandelt. Real war zum Juni dieses Jahres aus dem Flächentarifvertrag ausgestiegen und zahlt nach Angaben der Gewerkschaft neueingestellten Mitarbeitern ein bis zu 25 Prozent niedrigeres Gehalt.

Wie die Metro-Tochter Real mitteilte, waren die fünf betroffenen Filialen in Braunschweig, Helmstedt und Goslar trotz Streiks geöffnet. „Das Unternehmen ist auf Ausnahmesituationen dieser Art vorbereitet“, hieß es. Von der Autobahnabfahrt zur im Oktober eröffneten „Markthalle“ an der Otto-von-Guericke-Straße gut sichtbar, hat das Warenhaus eigens ein Schild „Trotz Streik geöffnet“ aufgestellt.

Streik bei Real - Kundgebung auf dem Schlossplatz

Real-Mitarbeiter auf dem Weg zur Kundgebung auf dem Schlossplatz in Braunschweig.
Real-Mitarbeiter auf dem Weg zur Kundgebung auf dem Schlossplatz in Braunschweig.
Real-Mitarbeiter bei der Kundgebung „Tarifflucht darf sich nicht lohnen
Real-Mitarbeiter bei der Kundgebung „Tarifflucht darf sich nicht lohnen" auf dem Schlossplatz in Braunschweig am Freitag.
Real-Mitarbeiterin Marion Michaelis ist mit Begeisterung bei der Kundgebung „Tarifflucht darf sich nicht lohnen
Real-Mitarbeiterin Marion Michaelis ist mit Begeisterung bei der Kundgebung „Tarifflucht darf sich nicht lohnen" dabei.
Bundestagsabgeordneter Falko Mohrs (SPD) begrüßt eine Teilnehmerin der Kundgebung.
Bundestagsabgeordneter Falko Mohrs (SPD) begrüßt eine Teilnehmerin der Kundgebung.
Sabine Gatz, Verdi-Fachbereichsleiterin Einzelhandel Handel, auf der Kundgebung.
Sabine Gatz, Verdi-Fachbereichsleiterin Einzelhandel Handel, auf der Kundgebung.
Eberhard Buschbom-Helmke (rechts), Verdi-Sekretär des Bezirksverbands Südost-Niedersachsen, auf der Bühne mit dem Wolfsburger SPD-Politiker Falko Mohrs.
Eberhard Buschbom-Helmke (rechts), Verdi-Sekretär des Bezirksverbands Südost-Niedersachsen, auf der Bühne mit dem Wolfsburger SPD-Politiker Falko Mohrs.
130 Mitarbeiter von Real versammelten sich insgesamt auf dem Schlossplatz in Braunschweig.
130 Mitarbeiter von Real versammelten sich insgesamt auf dem Schlossplatz in Braunschweig.
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Nach Verdi-Angaben waren in den bestreikten Real-Häusern allerdings zum Teil ganze Abteilungen nicht besetzt. Buschbom-Helmke wertete das als Erfolg. Nach seinen Angaben wurde im Versuch, die Streikenden des Geländes an der Braunschweiger Markthalle zu verweisen, zwei Mal die Polizei gerufen. Dass Gewerkschaften auch auf dem Firmengelände zum Ausstand ausrufen dürfen, hatte erst Ende November das Bundesarbeitsgericht entschieden. Den Streikenden wurde von Real jedoch für den weiteren Verlauf des gestrigen Tages Hausverbot für alle drei bestreikten Märkte in Braunschweig erteilt. Das geht aus einem Rechtsanwalt-Schreiben hervor, das unserer Zeitung vorliegt.

An einer Kundgebung unter dem Motto „Tarifflucht lohnt sich nicht“ auf dem Braunschweiger Schlossplatz am Freitagmorgen nahmen nach Angaben der Gewerkschaft etwa 130 Real-Mitarbeiter teil. Auf der Bühne redete unter anderem der Wolfsburger Bundestagsabgeordnete Falko Mohrs (SPD). Im Anschluss bezeichnete er die Stimmung der Streikenden als „bewundernswert kämpferisch“. Real habe es den Streikenden unter anderem mit den polizeilichen Maßnahmen schwer gemacht. „Es ist ein Grundrecht zu streiken und um seinen Arbeitsplatz zu kämpfen“, macht der SPD-Politiker deutlich.

Es sei unüblich, so Mohrs, dass sich die Politik in aktuelle tarifliche Auseinandersetzungen einmischt. Bei der Metro-Tochter Real ginge es allerdings zum einen um Tarifflucht, sondern auch den geplanten Verkauf des Warenhauses an einen Investor. Die Sorge sei, dass Real nicht als Ganzes sondern „filetiert“ verkauft würde. „Wir wollen einen verantwortungsvollen Investor und den Erhalt Reals als Ganzes“, sagte Mohrs.