Braunschweig. Die legendäre irische Folkband blickte bei ihrem Konzert vor knapp 1200 Fans in der Braunschweiger Stadthalle zurück auf ihre 50-jährige Karriere.

Eine derart vollbärtige Dia- und Videoschau war noch nie. Fünf Männer in fünf Jahrzehnten, in wechselnden Gruppierungen, an verschiedenen Orten, in diversen TV-Shows auftretend, aber immer mit Vollbart. Dunkle Bärte, blonde, rote – und zunehmend weiße.

Wo Dias gezeigt werden, geht es um die guten alten Zeiten. So auch am Montag in der Braunschweiger Stadthalle. Die legendären Dubliners feiern mit ihrer aktuellen Tournee 50-jähriges Bestehen, und dabei gedenken sie auch ausführlich der Mitglieder, die nicht mehr mit ihnen in die Saiten greifen können, weil sie der liebe Gott bereits in „Fiddler’s Green“ berufen hat.

Zuletzt, im April, war Banjospieler Barney McKenna gegangen. Geiger John Sheahan, seit 48 Jahren dabei und damit dienstältesteter Dubliner, würdigte McKenna, wie später auch die anderen vier verstorbenen Gründungsmitglieder, mit einer selbst verfassten Ode. Alsdann wurde auf der Leinwand über der Bühne ein verflossener Dubliners-Auftritt mit einem Vorzeige-Stück McKennas eingeblendet, und dazu musizierte die aktuelle Besetzung leise mit.

Das rührte an. Allerdings nutzte sich der Effekt ab, je häufiger die Band ihn einsetzte. Auch machten die Einspielungen deutlich, wie sehr die Dubliners ihrem Stil über Jahrzehnte verhaftet geblieben sind. Nur dass sie früher kerniger, rauer, mitreißender klangen.

Immerhin haben sie für McKenna mit Gerry O’Connor einen klasse Ersatz gefunden. Sein Banjo-Solo zählte zu den Höhepunkten des Konzerts. Wie der Abend überhaupt dann musikalisch am stärksten war, wenn die Dubliners ihre klassische Fünfer-Formation auflösten und zu zweit oder dritt solistisch zeigten, was sie an ihren Instrumenten drauf haben – John Sheahans Geigensolo wäre da noch hervorzuheben. Diese Intermezzi brachten frische Farben in den herzhaft-warmen, aber rhythmisch und harmonisch doch recht gleichförmigen traditionellen Dubliners-Folk.

Es sei nicht nur die 50-Jahre-Jubiläums-, sondern auch eine Abschieds-Tournee, hatte Sänger Séan Cannon unserer Zeitung vor dem Auftritt gesagt. Bandleader Sheahan habe keine Lust mehr. Der Rest aber wolle wohl weitermachen, wenn auch vielleicht unter anderem Namen.

Montagabend in der Stadthalle gab es keine ausdrücklichen Abschiedsworte. Die knapp 1200 Fans feierten die Band dennoch mit stehenden Ovationen. Veranstalter Hansi Dobratz sagte uns am Rand, dass er nun möglicherweise nicht nur eines der letzten Deutschland-Konzerte der Dubliners, sondern Mitte der 70er-Jahre auch das erste überhaupt organisiert habe – in Braunschweig.