Neben belastetem Bauschutt wurden auch 6600 Tonnen hochgiftiger Erdaushub entsorgt

Die Rede war bislang nur von 6500 Tonnen schwer belastetem Bauschutt. Tatsächlich aber sind 13 100 Tonnen verseuchtes Material vom Stibiox-Gelände gekarrt worden. Bei der Sanierung der Altlast ist doppelt so viel hochgiftiger Sondermüll angefallen wie bisher öffentlich bekannt wurde.

Neben dem kontaminierten Bauschutt musste auch noch fast die gleiche Menge an Bodenaushub – ebenfalls mit dem hochgiftigem Antimon durchsetzt – in der Deponie in Thale aufbereitet werden. Das bestätigte die Stadtverwaltung gestern auf Nachfrage.

Bislang hatte sich die Stadt nur zu den abtransportierten Mengen an Bauschutt geäußert – und zwar nachdem diese den erwarten Umfang von zunächst 2700 Tonnen um mehr als das Zweifache überstiegen hatte. Grund für diese Fehleinschätzung waren zuvor nicht vermutete Mauerwerke, Sohlen und Fundamente unter den Bodenplatten des ehemaligen Firmengebäudes (wir berichteten). Die Entdeckung der schädlichen Fracht verteuerte die Entsorgung um ein knappes Viertel auf zwei Millionen Euro.

Von schwer belastetem Boden – zumal in so großem Ausmaß – war öffentlich bislang nicht die Rede. Und das bei einem Thema, das in der Nachbarschaft des früheren Betriebsgeländes in Querum mit vielen Emotionen und Sorgen diskutiert worden war.

Wie Stadtbaurat Wolfgang Zwafelink sagte, gab es im Gegensatz zum Bauschutt bei dem verseuchten Boden kaum Abweichungen zwischen den angenommenen und den tatsächlich angefallenen Mengen. Das belegt auch ein Blick in die Ausschreibungsunterlagen aus dem vorigen November: Die Stadt hatte im Leistungsverzeichnis für die Bewerber die Entsorgung von 7200 Tonnen hochkontaminiertem Boden festgeschrieben, rund 6600 Tonnen sind es am Ende geworden.

Erstmals machte die Stadt auch Angaben über das Ausmaß des gering belasteten Bauschutts und Erdaushubs, der auf der Deponie in Watenbüttel entsorgt werden konnte – insgesamt rund 8000 Tonnen.

Unterdessen erklärte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe, die Ermittlungen im Fall Stibiox würden noch Wochen beanspruchen. Auslöser waren giftige Antimon-Stäube, die Gutachter in der Nachbarschaft festgestellt hatten. Ein Anlieger hatte die Staatsanwaltschaft während der Sanierungsarbeiten eingeschaltet. Wie Ziehe sagte, habe sich die Stadt schriftlich erklärt, weitere Zeugen müssten noch angehört werden. Auch stünden noch Aussagen von Ärzten zur Frage gehäufter Erkrankungen im Umfeld der Brache aus.